Die Schweizer Firma Kendris reagiert mit ihrer neuen Tochtergesellschaft auf die sich wandelnden Kundenbedürfnisse in den Bereichen Trusts, Family Office und Treuhand-Dienstleistungen. Christian Lyk und Ioannis Gaiganis schildern im Interview die Lösungen, die sich zwischen Zypern und Luxemburg ergeben.


Herr Lyk, Kendris hat den Bereich «Institutional Clients» lanciert. Können Sie etwas über die Hintergründe dazu sagen?

Der Hauptgrund liegt in den sich wandelnden Kundenbedürfnissen mit dem Trend hin zur Onshorisierung und weg von Offshore-Strukturen für das Halten privater Assets.

Entsprechend gibt es bei vielen Kunden das Bedürfnis, die Strukturierung von Vermögenswerten durch ein reguliertes Vehikel durchzuführen, die uns bekannter respektive auch den Regulatoren genehmer sind.

So wurde die Lösung mit Kendris Capital geboren, die als unabhängige Division mit der Zielgruppe «Institutionelle», unsere Dienstleistungen in den Bereichen Trusts, Family Office und Treuhand sowie weiteren Unternehmensdienstleistungen, welche wir auch in den Bereichen Investment Reporting und Governance erbringen, entsprechend erweitert und bereichert. Die hiesige Gesellschaft wird durch Ioannis Gaiganis geführt.

Herr Gaiganis, wer oder was steckt hinter Kendris Capital?

Kendris Capital ist ein von der zypriotischen Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde CySEC zugelassener und überwachter Alternative Investment Fund Manager. Wir sind ein Joint Venture der Firma Kendris in Zürich und weiteren Partnern, wobei Kendris die Mehrheit an dieser Gesellschaft hält.

Zudem besitzt Kendris Capital eine hundertprozentige Tochtergesellschaft in Luxemburg, die als akkreditierte Wirtschaftsberaterin fungiert, und wir sind dabei, eine luxemburgische Niederlassung des AIFM zu etablieren.

Als lizensierter Alternative Fund Manager bieten wir das volle Spektrum an Leistungen für alternative Anlagefonds – nicht nur für aktive und regulierte Vermögensverwalter, sondern auch für vermögende Privatkunden, Family Offices und Unternehmer, die über keine Fondsmanagementlizenz verfügen.

Welche Vorteile ergeben sich durch die Lösungen via Zypern und Luxemburg?

Durch dieses Set-up kann einer breiten Gruppe von Initiatoren und Beratern sowie Asset Managern eine umfassende Unterstützung beim Auflegen, Management, bei der Verwaltung und Distribution von Alternative Investment Funds angeboten werden.

«Die Bandbreite an Möglichkeiten ist gross»

Weiteres Synergiepotenzial birgt die Nähe zu unserer Tochtergesellschaft Kendris (Cyprus) in Zypern, die vor Ort und in der Region gemeinsam mit dem Hauptsitz hier in Zürich unser volles Dienstleistungsspektrum von Rechts- und Steuerberatung, Accounting oder auch Services im regulatorischen Bereich wie CRS/Fatca oder der kommenden MDR/DAC6 Regulatorien erbringt.

Die Hauptvorteile liegen sicherlich in der Flexibilität und Kosteneffizienz für AIFM-Lösungen mit Domizil Luxemburg und/oder Zypern im EU-Raum.

Was für Investments werden mit den Fonds getätigt?

Typischerweise kennt man die Kategorien Private Equity, Private Debt, Real Estate und Listed Equity. Die Bandbreite an Möglichkeiten ist gross, und wir richten uns hierzu primär nach den Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden.

Private Equity, Real Estate und Financial Assets sind typische Asset-Klassen, insbesondere wenn es um die Strukturierung der Vermögenswerte geht und gegebenenfalls auch eine Erbschafts- und Nachlassplanung in Erwägung gezogen werden soll.

Wie verhält es sich mit Investments in Kryptowährungen?

Wir haben bereits konkrete Anfragen zu diesem Thema und befinden uns gegenwärtig in der Entwicklung passender Lösungen. Nebst dem Management solcher Fonds gehören die Compliance und Fragestellungen, wie solche Investments auch aus treuhänderischer und steuertechnischer Sicht entsprechend strukturiert und deklariert werden müssen, mit zu den Themen, für welche kundenspezifische Lösungen entwickelt werden.

Herr Lyk, haben Trust-Lösungen in der heutigen Welt noch Ihre Daseinsberechtigung?

Durchaus, ja. Insbesondere, aber nicht nur, im angelsächsischen Raum und wenn es darum geht, das Familienvermögen für heutige und künftige Generationen sicher weiterzugeben respektive die Lösung richtet sich nach der individuellen Situation.

«Bei grossen Familien mit vielen Vermögenswerten sind auch Family-Governance-Themen gefragt»

Mit der zunehmenden Transparenz und dem automatischen Informationsaustausch sowie dem Trend zu Nearshoring können wir nun mit der Ergänzung von alternativen Investmentfonds als unabhängiges Beratungsunternehmen unsere Kompetenzen als Trusted Advisor für Private, Unternehmen und Institutionelle noch stärker ausbauen.

Bei grossen Familien mit vielen Vermögenswerten sind auch Family-Governance-Themen gefragt, wo Trusts, Stiftungen oder Fonds zum Einsatz kommen, respektive eine passende Individuallösung und Regelwerk dann erarbeitet werden muss.

Zudem wird auch bei uns in der Schweiz an einem Schweizer Trustrecht gearbeitet. Ich war hierzu in der Arbeitsgruppe, die sich diesem Thema angenommen hat. Inzwischen ist die Vernehmlassung zu diesem Vorschlag beendet und die Eingaben werden analysiert.  

Wohin geht der Trend in Ihrer Branche und was beschäftigt vermögende Familien im Jahr 2022?

In den vergangenen Jahren ist vor allem der Bedarf für Reporting, Compliance und Governance-Lösungen gestiegen, wo wir Family Offices und vermögende Familien sowie Unternehmen dabei aktiv unterstützen. Die Strukturierung, Sicherung und Deklarierung von Vermögen ist sowohl während als auch nach einer Pandemie ein Thema. Die erwähnte Onshorisierung ein weiteres.

«Ich erwarte viel vom neuen AIFM-Bereich»

Dabei entstehen Bedürfnisse im Bereich Steuern und Recht und im Geschäftskundenbereich mit Treuhand, insbesondere Payroll. Aber auch Relocation und Due-Diligence-Projekte werden weiterhin mit zum Daily Business gehören.

Ich erwarte viel vom neuen AIFM-Bereich mit Kendris Capital und mit dem nun gebündelten Know-how scheinen wir den Nerv der Zeit getroffen zu haben. Die Pipeline sieht schon sehr gut aus.


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