Trotz der Probleme im Bankensektor, welche die Industrieländer in jüngster Zeit geplagt haben, bleiben die Aussichten für die meisten Schwellenländer aus mehreren Gründen positiv.

Von Ricardo Adrogué, Head of Global Sovereign Debt & Currencies, Cem Karacadag, Head of Emerging Markets Sovereign Debt und Omotunde Lawal, Head of Emerging Markets Corporate Debt, Barings

Fachleute erwarten, dass das Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern in diesem Jahr stärker ausfallen wird als in den Industrieländern, wobei der IWF von einem Gefälle von fast drei Prozentpunkten ausgeht.

Darüber hinaus ist anzunehmen, dass die angespannte Lage im Bankensektor der Industrieländer kaum direkte Folgen für die Schwellenländer haben wird, da es wenige direkte Ansteckungseffekte von den angeschlagenen US-Regionalbanken auf die Volkswirtschaften der Schwellenländer gibt.

Konstruktive Einschätzung

Zusätzlich könnten die Zentralbanken der Industrieländer eine Pause bei der Straffung ihrer Geldpolitik einlegen, was darauf hindeutet, dass die Inflation in den Industrieländern noch länger anhalten könnte. Doch obwohl wir die Aussichten für die Schwellenländer nach wie vor konstruktiv einschätzen, birgt die Möglichkeit, dass die Inflation später als erwartet abflaut, das Risiko, dass das Zinsumfeld längerfristig höher bleibt «higher for longer»).

Wenn ausserdem eine Rezession früher und stärker eintritt, als noch vor einigen Monaten erwartet wurde, könnten die Schwellenländer Sekundäreffekte durch eine Neubewertung von Krediten und eine grössere Risikoaversion zu spüren bekommen.

Markt bietet Anlagechancen

Dieses Umfeld bringt zwar Risiken, schafft aber auch Chancen. Im Hinblick auf Lokalwährungsanleihen sehen wir angesichts der in vielen Schwellenländern inzwischen positiven Realzinsen ausgesuchte Chancen. Tatsächlich schnitten die Lokalwährungsmärkte im ersten Quartal 2023 in Dollar gerechnet gut ab und erzielten eine Rendite von 5,1 Prozent.1

Anleger mit bestehendem Engagement in Schwellenländern haben das Potenzial zur Generierung von Währungs-Alpha, ohne ein signifikantes marktbezogenes Beta-Risiko einzugehen – vor allem in einigen lateinamerikanischen und asiatischen Ländern.

Länder mit Potenzial

Brasilien ist aus Sicht der lokalen Zinsen attraktiv, da sich die Wirtschaft abschwächt und die Inflation sinkt, und auch in Peru sehen wir Wertpotenzial. Darüber hinaus eröffnen die Bedenken über die Wiedereröffnung Chinas und die Auswirkungen, die dies auf die Rohstoffpreise und Exporte haben könnte, Chancen in asiatischen Ländern wie Korea und Malaysia.

Bei Staatsanleihen in Hartwährung sind wir etwas vorsichtiger, da das Umfeld für Kredite aufgrund der Unsicherheiten in Bezug auf Zinssätze und Inflation weiterhin volatil sein dürfte. Dennoch sehen wir einzelne Gelegenheiten, bei denen das Wachstum nach oben überraschen könnte.

Stabile Fundamentaldaten

Wir setzen weiterhin auf Länder mit diversifizierten, wettbewerbsfähigen und gut geführten Volkswirtschaften, die Ungewissheit und Turbulenzen standhalten können.

Wir halten insbesondere Staatsanleihen mit Investment-Grade-Rating für interessant, deren Fundamentaldaten stabil bleiben, auch wenn sich das Wachstum verringern könnte, wie beispielsweise in mehreren asiatischen Ländern.

Chile gefällt uns, da das Land das Tail-Risk weitgehend vermieden hat. Bei High Yield sind die Spreads im Vergleich zu den langfristigen Durchschnittswerten zwar nach wie vor hoch, es entstehen jedoch sehr ausgewählte Chancen. Genauer gesagt sehen einige BB-Titel potenziell attraktiv aus. Auch in Sri Lanka, das erhebliche Anstrengungen zur Verbesserung seiner Kreditkennzahlen unternimmt, sehen wir Potenzial 

Zentrale Erkenntnis

Für die Zukunft sind wir relativ optimistisch, was die Wirkung von Zinsen und Währungen als positive Einflussfaktoren auf die Entwicklung von Anleihen aus Schwellenländern angeht. In Anbetracht potenziell strengerer globaler Kreditbedingungen und höherer Finanzierungskosten bleiben wir aus Kreditsicht zurückhaltend.

Wir achten weiterhin genau auf das Kreditrisiko durch eine strenge Auswahl der Emittenten und Länder, insbesondere in einem ungewissen makroökonomischen Umfeld. Manager, die sich auf diese Faktoren konzentrieren, sind unseres Erachtens am besten in der Lage, Chancen zu erkennen und potenziell herausragende Renditen zu erzielen.

1Quelle: J.P. Morgan. Stand: 31. März 2023

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