Die US-Erholung überzeugt nicht, die Eurokrise mottet weiter: Hans-Peter Bauer über die Folgen für Schweizer Immobilientitel.


Nun ist es amtlich: Die OECD attestiert dem US-Wirtschaftaufschwung keine überwältigende Qualitäten. Die Nettoneuverschuldung sowie die Arbeitslosigkeit wird sich in diesem und nächsten Jahr in den USA nur sehr langsam verbessern.

Sicher ist die Entwicklung in Asien und in den Schwellenländern sehr viel dynamischer, aber die geringen Fortschritte in der Gesundung der grössten Volkswirtschaft der Welt werden überall zu spüren sein. Dies gilt zunächst für den US-Dollar: Neue Tiefststände erscheinen unausweichlich. Im Umkehrschluss heisst dies: Der Franken, der handelsgewichtet in den letzten 12 Monaten knapp 20 Prozent zugelegt hat, «muss» weiter steigen.

Dies gilt zumindest solange, wie die einzig mögliche Entlastung – eine Aufwertung des Euro – durch die ungelöste Verschuldungskrise in Griechenland verhindert wird.

Interessanterweise wird nun erstmals von der griechischen EU-Kommisarin die Möglichkeit eines Ausscheiden von Griechenland aus dem Euroraum als eine Möglichkeit erwogen. Der Hintergrund dieser Entscheidung liegt darin, dass ein Zahlungsaufschub oder ein Haircut zwar die momentane Verschuldungssituation verbessert, aber das strukturelle Problem hinter Griechenlands exorbitanter Staatsverschuldung (geringe Produktivität und damit im Euro-Raum viel zu hohe Lohnkosten) durch einen Schuldenerlass nicht gelöst wird. Dazu bedarf es einer Abwertung oder eines Lohnverzichts. Letzterer ist kaum denkbar.

Die Schweizer Wirtschaft wird nach Einschätzung der OECD (und nahezu aller Marktbeobachter) weiter wachsen. Die erwarteten Wachstumsraten von 2,5 Prozent sind angesichts der historischen Entwicklung in der Schweiz und den gegenwärtigen weltwirtschaftlichen Problemen ausserordentlich hoch. Die Hauptstützen sind nach wie vor ein robuster privater Konsum und der Export in das tatsächlich boomende nördliche Nachbarland.

Trotzdem ist es sehr verwunderlich, wie gut die Schweizer Exporteure mit der Aufwertung des Franken bislang zurecht gekommen sind.

Kaum Spielraum für Zinserhöhungen

Während beim Export durchaus negative Effekte befürchtet werden müssen, hilft der starke Franken der Nationalbank bei der Bekämpfung der Preissteigerung durch tiefe Importpreise. Allerdings ist diese Hilfe gar nicht erwünscht. SNB-Vize Thomas Jordan hat jüngst die Rückkehr von deflationären Entwicklungen keineswegs ausgeschlossen. Der Spielraum für signifikante Zinserhöhungen seitens der Nationalbank ist nach wie vor sehr klein.

Unter diesen Rahmenbedingungen werden der Franken und die Schweizer Immobilienanlagen nach wie vor gesucht bleiben. Angesichts der erhöhten Spannungen – und damit wohl auch höherer Volatilität – sind grössere Kursausschläge bei den Schweizer Immobilienaktien eher denkbar als bei den Immobilienfonds.