Es ist ein Gespräch, wie es nicht alle Tage vorkommt: Oswald Grübel, der Übervater der Grossbanken, trifft auf Adrian Künzi, den jungen Chef der noch jüngeren Privatbank Notenstein. Was dabei herauskam.

Adrian Künzi (Bild unten), CEO der Wegelin-Nachfolgebank Notenstein, kam 1973 zur Welt. Zu dieser Zeit war Oswald J. Grübel (Bild oben), der spätere Chef beider Schweizer Grossbanken, bereits drei Jahre im Swiss Banking tätig.

Doch wie sich im Interview mit dem Magazin «Schweizer Monat» (Sonderheft, Artikel nur im Print) zeigte, überbrückten die beiden Top-Banker im Gespräch den Generationen-Gap spielend. Nur ganz selten kriegten sie sich in die Haare.

adrian kuenzi 500

Die Technologie, die Wurzel allen Übels...

Der Steuerstreit mit dem Ausland ist so ein Thema. Es sei nicht der Druck aus dem Ausland gewesen, der das Schweizer Bankgeheimnis ausgehebelt habe, findet Grübel. Sondern: die Technologie. Die Schweizer Banken, weiss der Altbanker, seien nämlich schlicht nicht in der Lage gewesen, ihre Kundendaten gegen Diebstahl zu sichern. «IT-Mitarbeiter konnten die Daten einfach kopieren und verkaufen.»

Auch Künzi glaubt, die Technologie sei heute von eminenter Bedeutung. Den Auslöser für den Steuerstreit ortet der Notenstein-Chef dennoch anderswo, nämlich bei der Politik. Die Schuldenkrise habe Begehrlichkeiten im Ausland geweckt. «Zumal die Schweiz nachzugeben pflegt, sobald der Druck aus dem Ausland zu gross wird.»

...das Swiss Banking, Hort der Stabilität...

Aber immerhin: 6’000 Milliarden Franken an Kundengeldern bei den Banken und 100'000 «bestens qualifizierte Leute» seien ausreichend, um im Swiss Banking die Wende hinzukriegen, findet Künzi.

Das will Grübel so nicht unterschreiben. «Es fällt mir schwer, in den Milliarden ein Garant für die Zukunft zu sehen», gibt er zu bedenken. Denn ohne Bankgeheimnis stehe man in Konkurrenz mit der ganzen Welt. Dagegen hälfen nur neue Konzepte, findet der ehemalige CEO der Credit Suisse und der UBS: «Wir müssen uns etwas einfallen lassen.»

...die Angst, die Banker manchmal packt...

Auch ein Schweizer Banken-CEO fürchtet sich manchmal, gibt Künzi freimütig zu. Der internationale Wettbewerb mache ihm zwar grad keine Angst. Sondern vielmehr, «dass die Spiesse zunehmend ungleich lang sind und wir hierzulande durch gesetzliche Auflagen benachteiligt werden, ohne dass sich Widerstand regt.»

Für den Deutschen und Wahlschweizer Grübel ist der Zustand des hiesigen Rechtsstaats jedoch weiterhin alles andere als besorgniserregend. «Natürlich müssen wir zusehen, wie der Staat eigenes Recht biegt», sagt er. Doch im Vergleich zu Europa sei die Schweiz diesbezüglich immer noch «das gelobte Land»

...die «bösen» Grossbanken...

Notenstein-Chef Künzi sagt: Die grossen Bankhäuser seien letztlich die Gewinner des Regulierungsschubs, weil es unter den neuen Rahmenbedingungen schwierig geworden sei, eine kleine Bank profitabel zu betreiben.

Ex-Grossbanker Grübel indes winkt ab. «Ich bin mir ganz und gar nicht sicher, dass die Grossen die Gewinner sein werden», findet er. «Wenn man die Profitabilität der Grossbanken anschaut, ist die absolut katastrophal im Vergleich zu früher.»

...und letztlich die Frage: Braucht es die Banken bald gar nicht mehr?

«Unter Umständen», gibt Private-Banker-Chef Künzi zu, riskierten die Banken, als Institution obsolet zu werden. Aber auch mit der Digitalisierung werde es die Banking-Funktion weiter brauchen. «Deshalb müssen die Banken bereit sein, sich neu zu erfinden.»

Grübel weiss bereits, dass das (für die Banken) nicht lustig wird. «Die ganze Beratung muss künftig gratis auf elektronischem Weg zur Verfügung gestellt werden.»

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