Konzernchef Tidjane Thiam hat zahlreiche Mitstreiter aus alten Tagen zur Credit Suisse nachgezogen. Warum eigentlich nicht Jackie Hunt?

Für die Nachrichtenagentur «Bloomberg» ist sie die «2-Billionen-Dollar-Frau». Zudem sei die 48-Jährige elegant gekleidet, schwärmt die einflussreiche Agentur, und auf ihrer Kaffeetasse stehe das Wort «Anstand»; in sechs verschiedenen Sprachen.

Die «Bloomberg»-Reporter sind indes nicht die einzigen, die wegen Jackie Hunt aus dem Häuschen geraten.

Hinter dem Bond-König aufgeräumt

Die Südafrikanerin ist beim deutschen Finanzkonzern Allianz zuständig fürs Asset Management. Im vergangenen Juni übernahm sie bei der Anleihen-Tochter Pimco die Zügel, nachdem das Fondshaus wegen des Abgangs von «Bond-König» Bill Gross in Schieflage geraten war. Das tat die Managerin mit einigem Erfolg. Ende 2016 konnte Pimco unter dem Strich wieder neue Investorengelder vermelden – erstmals seit 2013.

Den Turnaround von Pimco darf Hunt für sich verbuchen. Auch wenn sie in der Öffentlichkeit lieber von einer Teamleistung spricht.

Thiam ist ein Fan

Schwer beeindruckt von der gelernten Buchhalterin ist auch ein Mann, der sich seit Mitte 2015 selber an einem Turnaround abmüht. «Ich bin ein Fan von ihr», gestand Tidjane Thiam (Bild unten) gegenüber «Bloomberg». Hunt kombiniere Intellekt, Entschlossenheit und den Mut, schwierige Dinge anzupacken, wusste der CEO der Credit Suisse (CS) zu berichten.

Ein «Hunt-Fan» ist Thiam nicht seit neuestem, reichen doch die Karrieren des CS-Lenkers und der Allianz-Managerin über mehrere Etappen zurück. Beim britischen Versicherer Aviva war Thiam Hunts Chef. Bei der Konkurrentin Prudential, der letzten Station des jetzigen Grossbankers, verantwortete die Südafrikanerin das Geschäft in Grossbritannien und Kontinentaleuropa.

Als Thiam im Sommer 2015 überraschend zur CS wechselte, schlug um ein Haar die grosse Stunde Hunts. Doch am Ende beerbte nicht sie Thiam auf dem Chefsessel von Prudential, sondern Mike Wells. Hunt zog die Konsequenzen – und wechselte zur Allianz nach München.

TT 500

Von McKinsey bis zur CS

Intellekt, Entschlossenheit und den Mut, schwierige Dinge anzupacken: Eigentlich alles Merkmale, die auch bei der CS gefragt sind. Am 14. Februar wird die zweitgrösste Schweizer Bank ihr Jahresergebnis für 2016 präsentieren – und nach Schätzungen der Analysten wohl auch einen Milliardenverlust.

Die Frage ist daher opportun: Fehlt in der Chefetage der CS nicht eine Person wie Hunt? Immerhin hat Thiam schon diverse Mitstreiter aus alten Tagen nachgezogen.

So den Franzosen Pierre-Olivier Bouée, den Thiam zum Chief Operating Officer (COO) ernannte. Bouée hatte schon bei McKinsey in Paris und danach bei Aviva und Prudential mit Thiam gearbeitet. Oder Peter Goerke, der die Bereiche Human Resources, Communications und Branding verantwortet. Der Schweizer hatte bei der «Pru» dieselben Funktionen inne.

Oder John Murray, Thiams Kommunikationschef bei Prudential. Er figuriert zwar nicht in der Konzernleitung der Bank, ist deswegen aber nicht weniger einflussreich, rapportiert er doch weiterhin direkt an den CS-Chef. Alle diesen Manager kennen Hunt, was sicherlich von Vorteil ist.

Produkt ist schnurzegal

Die Turnaround-erfahrene Managerin könnte dieses Trio nun zu einem Quartett komplettieren, zumal sie als Versicherungsfrau nun auch im Asset Management Lorbeeren eingeheimst hat. Dieses Geschäft steht bei der CS aktuell unter der Führung von Eric Varvel, der bereits unter Ex-CEO Brady Dougan diente. Wie auch finews.ch berichtete, hegt die Grossbank für den Bereich grosse Ambitionen.

Hunt selber sieht sich als vielseitig einsetzbar, komme es doch im Finanzgeschäft weniger auf das jeweilige Geschäft als auf das eigentliche Ziel an. «Den Kunden ist das Produkt schnurzegal», sagte sie und: «Was zählt, ist das Ergebnis.»

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