Der ruhelose Chef der Zürcher Privatbank Julius Bär hat in der Digitalisierung ein neue Herausforderung gefunden. Dazu hat er sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. 

Boris Collardi ist nicht einer, der gerne stillhält. Damit kommt auch Julius Bär, die er als CEO in den letzten Jahren zu einer «pure play»-Privatbank umgeformt hat, selten zur Ruhe. Das ist gewollt, bekräftigte der 42-jährige Banker gegenüber dem Branchen-Magazin «Euromoney». «Wenn die Trägheit überhandnimmt, dann ist es umso schwieriger, neues Geschäft zu lancieren», so Collardis Befürchtung.

Gegen die Trägheit gekämpft wird bei Julius Bär in den nächsten drei Jahren an einem Ort, den man nicht zwingend mit den Hauptinteressen des Bär-Chefs in Verbindung bringt: in der IT.

Im Wettlauf zurückgefallen

Das ändert sich jetzt, und wie. Julius Bär investiere mehrere hundert Millionen Franken in die Überholung ihrer Technologie, erklärte der CEO jetzt. Bis 2020 würden die Buchungen weltweit über ein und dieselbe Plattform laufen, die Bank sei dann zumal voll digitalisiert. «In drei Jahren soll hier niemand mehr Papier anfassen müssen», so das Versprechen des Bär-Lenkers.

Doch die Bank, welche die Rennserie Formula E sponsert, ist im Digitalisierungs-Wettlauf zurückgefallen. Lange hatte Collardi andere Prioritäten. Zuerst kamen Zukäufe wie die Vermögensverwaltungs-Einheiten von Merrill Lynch Bank of America und der Bank Leumi, dann der personelle Ausbau in Asien – und schliesslich der Umbau der Konzernführung.

Ruf nach dem Roboter

Nach langem Hin und Her spannte Julius Bär Anfang 2015 mit der Genfer Banken-Softwareschmiede Temenos zusammen. Dies mit dem Ziel, die Kernbanken-IT zu erneuern. Das ist gleichsam die Basis für jeden weiteren technologischen Ausbau. Die Arbeiten liefen seither aber eher im Hintergrund ab. Jetzt steht die Digitalisierung des Zürcher Traditionshauses plötzlich im Rampenlicht. Und es pressiert.

So kündigte Collardi Anfang Februar an, seine Kundenberater mit einem Robo-Advisor ausrüsten zu wollen. Derzeit steht die Technologie für Kundenberater auf der Schweizer Plattform zur Verfügung.

Im Gleichschritt mit der Einführung der neuen Wealth-Management-Beratungsplattform «Your Wealth» kommt die digitale Beratungshilfe nun auch in der Region Europa zum Einsatz. Per Ende 2018 soll die Mehrheit der Kunden nach dem neuen Beratungsangebot beraten werden, so der Plan.

«Live» in Asien und Europa

Die bisherige IT-Plattform von Julius Bär galt weitherum als völlig veraltet. Ob es mit der Beschleunigung nach dem Gusto des Chefs klappt, muss sich noch weisen.

Das hindert Collardi nicht, die Wegmarken zu setzen. Asien und Europa sollen schon dieses Jahr auf der neuen Buchungsplattform «live» gehen, versprach er. Das Schweizer Geschäft, so der CEO, komme hingegen als letztes dran.

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