Sie leitet eines der nobelsten Mädcheninternate Londons, und das mit einiger Strenge. Nun erteilt die «Headmistress» einer Klasse von UBS-Investmentbankern eine Lektion.

Mit seinen hohen Bogendecken, den Marmorböden und dem dunklem Täfer strahlt das 124 Jahre alte Mädcheninternat St. Paul's School for Girls (Bild unten) in der feinsten Gegend Londons Autorität aus. Und nicht nur damit: Letztes Jahr schickte das Institut 48 Schülerinnen an die Elite-Unis in Oxford – 90 Prozent des gesamten Jahrgangs.

Unter den Alumni – sie nennen sich stolz «Paulinas» – sind die Schauspielerin Rachel Weisz und Margaret Thatchers Tochter Carole nur die berühmtesten. Ehrfurcht gebietet auch das Schulgeld: Eltern zahlen bis zu 27'000 Dollar pro Jahr.

Tadel für «Schneepflug-Eltern»

Über alldem steht Clarissa Farr, eine 58-jährige Erzieherin mit strengen Idealen. Vor drei Jahren ging die «Headmistress» mit «Schneepflug-Eltern» hart ins Gericht, die ihren Kindern sämtliche Hindernisse aus dem Weg räumen. Sie scheut sich auch nicht, der zahlenden Elternschaft die Leviten zu lesen. So plädiert sie dafür, Eltern wegen Wohlstandsverwahrlosung zur Rechenschaft zu ziehen – oder wenn diese ausserhalb der Schule den Kindern nicht genug Zeit widmen.

StPauls 500

Heute Donnerstag erteilt Mrs. Farr den UBS-Investmentbankern am neuen Londoner Hauptquartier der Schweizer Grossbank am Broadgate eine Lektion. Diese dürfte auf eine eigentliche Standpauke hinauslaufen. Denn die «Headmistress» sieht im Umgang der Banken mit Frauen, nun ja, Steigerungspotenzial.

Die Branche behandle Mitarbeiterinnen von oben herab und nütze sie aus, stellt Farr in ihrem Referat bei der UBS fest, das finews.ch vorliegt. Die Industrie sehe Frauen bestenfalls als «gewissenhaft» oder «vertrauenswürdig» an, aber niemals als «brillante Köpfe», tadelt die Rektorin. finews.ch gelangte kürzlich zu einem ganz ähnlichen Schluss.

Töchter als Chef

Die Erzieherin weiss auch, wie die Banker die Lektion noch lernen könnten. Farr gründete den «Dads4Daughters»-Tag, der auf den gestrigen 15. März fiel. Väter, sagt die Schulleiterin, sollten sich überlegen, ob ihre Töchter sich wohl an ihrem Arbeitsplatz fühlen würden – oder ob sie sich diese gar als Chefinnen des Unternehmens vorstellen könnten (siehe Video unten).

Die UBS-Investmentbanker tun gut daran, Farrs Lektion zu beherzigen. Die Schweizer Grossbank fokussiert nämlich in einer neuen Kampagne auf die Anliegen von Frauen, wie UBS-Marketingchef Johan Jervøe kürzlich gegenüber finews.ch ausführte. Das Institut will langfristig jede vierte Kaderstelle mit einer Frau besetzen. Und natürlich will die UBS mehr Kundinnen gewinnen.

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