Nach fünf Jahren kehrt der in die Wüste geschickte ehemalige Barclays-Chef Bob Diamond nach London zurück und will eine Investmentbank-Boutique auf die Beine stellen – wie Brady Dougan.

Vor ziemlich genau fünf Jahren stolperte der damalige Barclays-CEO Bob Diamond über den Libor-Skandal und wurde in der Folge von seinem Posten mit den Worten des damaligen Schatzkanzlers George Osborne entfernt: Es sei die richtige Entscheidung für Barclays und für das Land.

Der Skandal um Manipulationen des wichtigen Referenzzinses Libor kostete Barclays eine Busse von 450 Millionen Dollar. Neben Barclays war eine Reihe anderer Finanzinstitute in die Zinstricksereien involviert, darunter die Schweizer Grossbank UBS, welche in der Sache gar 1,4 Milliarden Franken Bussgeld zahlte.

Kauf eines Traditionshauses

Nun meldet sich Diamond zurück. In London übernimmt der gebürtige Amerikaner das ehrwürdige 1876 gegründete Stockbroker-Haus Panmure Gordon, wie «Sky News» am Donnerstagabend berichtete. Am Freitag wurde die Übernahme von den involvierten Parteien offiziell bestätigt.

Der 65-jährige Diamond, der vor und während seiner Zeit bei Barclays gegen 100 Millionen Pfund verdiente, erwirbt über seine Investmentfirma Atlas Mara die Aktienmehrheit von Panmure Gordon für umgerechnet rund 19 Millionen Franken. QInvest, Katars führende Investmentbank, ist mit im Boot und hält 43 Prozent.

Grösser und erfolgreicher

Der Plan von Diamond: Den traditionsreichen Brand von Panmure Gorden nutzen, um zusammen mit QInvest eine «grössere und erfolgreiche» Investmentbank-Boutique zu schmieden, hiess es in einem Bericht der britischen Tageszeitung «The Guardian».

Es ist bereits die zweite Akquisition Diamonds innert weniger Tagen. So ist Ende Februar bekannt geworden, dass er die griechische Kreditbank Credicom von der französischen Bank Crédit Agricole übernommen hat. Er will die Bank zu einem Investmentvehikel umbauen, um so in griechische Unternehmen zu investieren.

Auch Brady Dougan im Geschäft

Neben Diamond versucht auch der ehemalige CEO der Credit Suisse (CS), Brady Dougan, seine Karriere als Gründer einer Investmentbank wiederzubeleben. Dougan, der dem Vernehmen nach von seiner Ablösung durch den jetzigen CS-CEO Tidjane Thiam ziemlich überrascht worden war, kündigte letzten November an, eine eigene Handelsbank an den Start zu bringen, wie auch finews.ch berichtete. Diesen Frühling soll es so weit sein.

Dickes Portemonnaie

Die Kapitalisierung der Bank soll sich auf 3 Milliarden Dollar belaufen, finanziert von Dougan selber und einem Syndikat ultrareicher Familien und von Staatsfonds aus dem Nahen Osten, namentlich aus Katar. Zu den besten Zeiten bei der CS verdiente Dougan bis zu 90 Millionen Franken pro Jahr.

Der Fakt, dass derzeit vermehrt Investmentbank-Boutiquen gegründet werden, hat seine Ursache in der Finanzkrise. Um eine Wiederholung zu vermeiden, forderten die Regulatoren insbesondere für Handel- und Finanzierungstätigkeiten deutlich mehr Eigenkapital – dies verteuerte das Geschäft.

In der Folge entstanden Investmenthäuser, die sich verstärkt auf das weniger kapitintensive Beratungsgeschäft fokussierten. Gründer sind dabei oft ehemalige Investmentbanker, wie beispielsweise Marcel Franzen, der vor gut zwei Jahren die Boutique in Zürich Franzen & Company auf die Beine stellte.

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