Die Privatbank Lombard Odier hat den Behörden offenbar Informationen über einen Kunden aus Nahost übergeben, der in den 1MDB-Skandal verstrickt ist. Dieser hatte nicht nur Freude an den hiesigen Banken.

Die Verbindung zum 1MDB-Skandal ist nicht direkt – aber offenbar ausreichend, um Lombard Odier handeln zu lassen. Wie die Westschweizer Tageszeitung «Le Temps» berichtete, soll die Genfer Privatbank Dokumente im Umfang von mindestens 900 Seiten zur Personalie von Yousef Al Otaiba an Behörden in der Schweiz und in Singapur übergeben haben.

Otaiba, seines Zeichens Botschafter für die Vereinigten Arabischen Emirate in Washington, hatte schon Anfang August für Schlagzeilen gesorgt. Hacker hatten sein Mailkonto infiltriert und dessen Inhalt der amerikanischen Zeitung «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig) zugespielt, wie auch finews.ch berichtete.

Dem «Journal» zufolge ging aus den Mails hervor, dass Otaiba Kunde von Lombard Odier war. Ausserdem, und das ist der springende Punkt, soll er in finanzieller Beziehung zum untergetauchten 1MDB-Drahtzieher Jho Low gestanden haben.

Misstrauische Genfer

Es ist unklar, ob die offenbar von Lombard Odier übergebenen Dokumente auch den öffentlich gewordenden Mailverkehr enthalten. Gegen Lombard Odier wird in Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal keine Untersuchung geführt. Zu den Mails äusserte sich die noble Privatbank nicht, gab aber gegenüber «Le Temps» an, mit den Behörden zusammenzuarbeiten.

Die gehackten Mails, aus denen nun auch die Westschweizer Zeitung zitierte, zeigen überdies: Lombard Odier begann offenbar aus eigenem Antrieb, die Transaktionen auf Otaibas Konten zu prüfen.

Auch der schwerreiche Diplomat Otaiba, der wie die Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS) an der amerikanischen Techfirma Palantir beteiligt ist, schien dem flamboyanten Low nicht recht über den Weg zu trauen.

Ermahnung an den Partylöwen

So schrieb Otaiba offenbar in einer Mail über Low, das dieser sich «beruhigen» und aufhören soll, konstant «zu feiern». Der asiatische Geschäftsmann hatte sich im Jetset eine Ruf als Partylöwe gemacht, mit Paris Hilton getanzt, mit Filmstar Leonardo Di Caprio gezockt und war mit dem australischen Supermodel Miranda Kerr ausgegangen.

In einer anderen Mail riet ein Vertrauter Otaiba, dieser solle Low kein Empfehlungsschreiben für Goldman Sachs ausstellen. Ein solches Papier hätte Low gebraucht, um in der Schweiz ein Konto bei der amerikanischen Grossbank zu eröffnen.

Der CS gedroht?

Auch zu den hiesigen Banken wusste Otaiba einiges zu sagen, so der Bericht. Mal ärgerte er sich über die «exorbitanten» Gebühren von Lombard Odier, mal wälzte sein Umfeld den Gedanken, deswegen zur Konkurrentin UBS zu wechseln.

Gegenüber der Credit Suisse (CS) wiederum warf Otaiba laut dem Bericht gar seine Beziehungen als hochrangiger Beamter in die Waagschale. Bei der Grossbank soll er ebenfalls ein Konto unterhalten haben. Als sich die CS – aus unbekannten Gründen – weigerte, dem Botschafter 1 Million Dollar auszuhändigen, drohte dieser, sich bei seiner Regierung zu beschweren.

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