Der Verwaltungspräsident der Credit Suisse Urs Rohner glaubt, dass die meisten Innovationen von den Banken selbst vorangetrieben werden. Es finde auch keine echte Disruption des Finanzwesens statt.

Urs Rohner offenbart in einem Interview mit der Wirtschaftsnachrichtenseite «Moneycab» eine erstaunlich nüchterne Sichtweise über die derzeitigen Veränderungen und Umwälzungen im globalen Finanzwesen.

Dass Beratungs-und Researchunternehmen die Endzeit des traditionellen Banking prophezeien, die Gefahr eines Markteintritts von Tech-Giganten heraufbeschwören, dass die Blockchain-Technologie sowohl Transaktionsgeschäfte revolutioniert als auch den Aufbau einer Parallelwelt von Kryptowährungen angeschoben hat, scheint den Verwaltungsratspräsidenten der Credit Suisse (CS)  kaum zu berühren.

Innovation gehört zum Geschäft

Im Gegenteil: Im Interview gibt er zum Ausdruck, dass die Finanzinnovationen mehrheitlich von den Banken selber vorangetrieben würden und die Institute sich den neuen Kundenbedürfnissen bereits angepasst hätten.

Dass die Digitalisierung das Banking so stark verändern werde, wie dies beispielsweise bereits in der Medien-, Reise- oder Handelsbranche geschehen ist, glaubt Rohner nicht. «Umwälzen ist doch etwas übertrieben», spielt er die Gefahr herunter. «Innovation gehört heutzutage zum Geschäft, sei es im Banking oder anderswo».

Kaum Unterstützung von Fintechs

Die grössten durch Digitalisierung ausgelösten Fortschritte im Banking seien in der Compliance oder in den Risiko-Management-Prozessen zu sehen. 

Doch sei die Anzahl Fintechs begrenzt, welche die CS dabei unterstützen können. «Dementsprechend wird Innovation zum grossen Teil 'inhouse' betrieben», sagt Rohner und verweist auf das auf seine Initiative hin im Jahr 2012 gegründete CS Lab.

Veränderung kommt von innen

Entsprechend stellt Rohner auch in Abrede, dass Innovationen und Veränderungen von aussen die Bankenbranche massiv unter Druck setzen. «Im Banking werden die grössten Veränderungen von den Instituten selbst getrieben», gibt der CS-Präsident zu Protokoll.

Es finde keine echte Disruption statt, die etablierte Institute ersetzen oder marginalisieren, ist er sich sicher. Schwierigkeiten innerhalb der CS Innovationen umzusetzen, sieht Rohner kaum. Bei der CS sei man bereits nach der Finanzkrise davon ausgegangen, dass sich das Umfeld massgeblich verändern werde. «Interne Auseinandersetzungen darüber, ob man innovativ sein muss oder nicht, würden sie somit vergeblich suchen», so der CS-Präsident.

An die Kundenanforderungen angepasst

Rohner verschweigt dabei tunlichst, dass sich gerade die CS massiv schwer getan hatte, sich den durch die Finanzkrise ausgelösten Umwälzungen zeitgemäss anzupassen. Derzeit durchläuft die Bank die letzte Etappe eines drei Jahre währenden Restrukturierungsprogrammes.

Stattdessen sagt Rohner, die CS habe sich bereits den durch die Digitalisierung veränderten Kundenanforderungen angepasst. «Dies ist bereits geschehen und unterscheidet sich nicht von den Forderungen in jedem anderen Lebensbereich unserer Kunden».

Die Industrie habe sich den Prinzipien von Transparenz, intuitivem Design und uneingeschränkter Verfügbarkeit der Dienstleistungen sehr schnell und effizient angepasst, gibt Rohner seine Sichtweise zum Entwicklungsstand der CS und der Bankenbranche bezüglich Kundenfreundlichkeit und Digitalisierung zum Besten.

Die CS sei eben nicht so einfach zu ersetzen, wie es manchmal dargestellt werde.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.62%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.54%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.29%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.14%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.41%
pixel