Wegen mutmasslicher Verwicklungen des Präsidenten in die Terrorfinanzierung hat die UBS die Geduld mit der Weltschach-Vereinigung verloren – und entschloss sich zu einem folgenschweren Zug.

Auf der Webseite des Weltschachverbands Fide ist viel über Ranglisten und Spiele zu lesen – insbesondere über das bevorstehende Flaggschiff-Turnier Candidates in Berlin, wo die Schachmeister für ein Preisgeld von knapp einer halben Million Dollar gegeneinander antreten.

Entsprechend sticht ein offener Brief des Verbandskassiers Adrian Siegel heraus, der dort kürzlich aufgeschaltet wurde. Siegel hat brisante Neuigkeiten für die Verbandsmitglieder: Die UBS habe die Kontos der in Lausanne beheimateten Fide per sofort geschlossen. Die Bank begründe dies mit der Weissgeldstrategie des Schweizer Finanzplatzes. Diese verbiete es, mit Personen auf Sanktionslisten der USA Geschäfte zu unterhalten.

Im Kreis Putins, von Ausserirdischen entführt

Siegel eröffnet auch, welche «Person» die grösste Bank der Schweiz damit meint: Es handelt sich um Kirsan Nikolajewitsch Iljumschinow, den ebenso exzentrischen wie skandalumwitterten Verbandspräsidenten, der allerdings 2015 die Amtsgeschäfte in die Hände von Georgios Makropoulos gelegt hat.

Seit drei Jahren befindet sich Iljumschinow auf einer Sanktionsliste der Amerikaner. Gegen den 55-Jährigen, er in seiner Jugend Schach- und Boxmeister war zum Präsident der russischen Republik Kalmückien aufstieg und zum inneren Kreis um den russischen Präsidenten Wladimir Putin zählte, erheben die US-Behörden schwere Vorwürfe.

Deals mit dem Islamischen Staat?

So ermittelt das auch bei Schweizer Banken gefürchtete Department of Justice (DoJ) gegen den russischen Multimillionär. Das US-Justizministerium hält es für erwiesen, dass Iljumschinow über Firmenkonstrukte nicht nur das syrische Regime unter Baschar al-Assad unterstützte, sondern auch der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) Öl abkaufte.

Gegenüber dem Verband hat der Kalmücke stets beteuert, er könne sich von den Vorwürfen aus den USA reinwaschen. Tatsächlich vermochte sich der Mann, der schon behauptete, von Ausserirdischen entführt worden zu sein, auch nach zahlreichen Kabalen und Umsturzversuchen in der Fide halten. Dort bestimmt er seit über 20 Jahren die Geschicke des Schachspiels.

Jetzt könnte der UBS-Entscheid der Tropfen sein, der das Fass für die Verbandsmitglieder zum Überlaufen bringt. Gegenüber angelsächsischen Medien wie etwa der britischen Zeitung «The Telegraph» wollte die Grossbank die Massnahme nicht kommentieren.

Probleme in Sicht

Kassier Siegel hät fest, dass Iljumschinow die Reputation und damit die Geschäftstätigkeit von Fide schwer beschädigt habe. Der Verband müsse sich nun auf die Suche nach einer neuen Bankbeziehung mache, was zu Problemen führen könne. Als solches präsentiert sich wohl die Auszahlung des Preisgelds am Candidates-Turnier.

Zudem: Wenn der grössten Privatbank der Welt der Boden zu heiss wird, dürften andere Banken bei der Fide nicht gerade Schlange stehen.

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