Bei der in der Finanzkrise gestrauchelten UBS spielte die Britin eine ebenso wichtige wie umstrittene Rolle. Nun soll sie dem nächsten Bankriesen aus der Krise helfen.

Bei der UBS agierte Michele Trogni zumeist vom amerikanischen Stamford aus, wo die Bank einst den weltgrössten Handelsraum unterhielt. Trotzdem erhitzte die Britin zuhause in der Schweiz die Gemüter wie kaum eine andere Führungsperson. Selbst in den Medien war zu lesen, dass die UBS-Informatikchefin intern «gefürchtet» und die «wohl umstrittenste Topmanagerin» im Institut sei.

Tatsächlich hatte die studierte Buchhalterin einen Job inne, bei dem sie zwangsläufig Scherben hinterliess. Nach ihrem Antritt 2009 als CIO war die grösste Schweizer Bank gerade vom Staat gerettet worden und taumelte mit dem US-Steuerstreit bereits ins nächste Debakel. Die Antwort der Bankführung darauf war: Sparen, zumal in der Informatik.

Hunderte Stellen abgebaut

In ihrer Amtszeit als IT-Chefin baute sie bei der Grossbank ungefähr 1’800 Stellen ab. Ebenfalls wurde die Auslagerung in Billiglohn-Länder wie Indien forciert.

Im Jahr 2013 war Schluss. Auf Trogni folgte bei der UBS Oliver Bussmann, der sich später zum Fintech-Apostel des Hauses aufschwingen sollte. Von 2013 an hatte die IT-Spezialistin führende Positionen beim Finanzdaten-Dienstleister Markit inne; zuletzt bestritt sie noch VR-Mandate und war als Beraterin des New Yorker NGO Gender Fair tätig.

Doch jetzt steht ihr offenbar ein Comeback ins Banking bevor. Wie die Agentur «Bloomberg» berichtete, wird die Ex-UBS-Managerin als zukünftige Verwaltungsrätin der Deutschen Bank gehandelt. Dort versucht Präsident Paul Achleitner händeringend, das schlingernde Schiff wieder auf strategischen Kurs zu bringen. Die Moral seiner Führungsmannschaft ist am Boden. Chef John Cryan – auch er ein ehemaliger «UBS-ler», ist öffentlich diskreditiert.

Und immer wieder UBS

Für ihn wird offenbar Ersatz gesucht, im Gespräch sind unter anderem der UBS-Präsident Axel Weber sowie der ehemalige Vermögensverwaltungs-Chef der Bank, Jürg Zeltner.

Der Name UBS scheint in Frankfurt derzeit einen guten Klang zu haben. Das Geldhaus stand viel früher als die Deutsche Bank am Abgrund, hat sich aber mittlerweile zur grössten Privatbank der Welt gemausert. Davon möchte sich wohl die Konkurrenz ein Stück abschneiden.

Laut «Bloomberg» will Präsident Achleitner sein Gremium zudem um den einstigen Merrill-Lynch-Chef John Thain und die frühere Morgan-Stanley-Bankerin Mayree Clark ergänzen. Dieses Jahr endet die Amtszeit der Aufsichtsräte Johannes Teyssen, Dina Dublon, Henning Kagermann und Louise Parent.

Undankbares Unterfangen

Wird Trogni gewählt, stünde ihr erneut ein heisser Job bevor – und vermutlich ein sehr Undankbarer. Deutsche Aufsichtsräte haben weit weniger exekutiven Einfluss auf die Unternehmung als Schweizer Verwaltungsräte. Damit wären ihr die Hände stets ein Stück weit gebunden. Vor allem aber erscheint die anstehende Digitalisierung der Deutschen Bank bei gleichzeitiger strategischer Neufindung als reiner Drahtseilakt.

Niemand hatte während ihrer Zeit bei der UBS bestritten, dass Trogni zupackend ist. Für das Amt bei der Deutschen Bank dürften zwei Hände aber nicht mehr ausreichen.

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