An der Spitze der Deutschen Bank breitet sich die Depression aus. Eine Topmanagerin zieht ein vernichtendes Fazit – und wird nun wohl nicht mehr lange ihren Job haben.

Der Niedergang der Deutschen Bank und ihre hilflos agierende Führungscrew nagen am deutschen Selbstbewusstsein. Denn Deutschlands grösstes Kreditinstitut ist nicht mehr nur ein Sanierungsfall, sondern auch ein Fall für die Couch.

Der öffentliche Spott und die Häme, die auf den glücklos agierenden CEO John Cryan niederprasseln, weichen allmählich einer merkwürdigen Trauer und Wut.

Die IT-Chefin redet sich um ihren Job

Und nun ist es offiziell: Die Deutsche Bank, noch vor wenigen Jahren ein Geldinstitut mit globalen Führungsambitionen, ist eine «Bruchbude». Offiziell, weil dies jemand aus der Konzernspitze selber gesagt hat.

Die Aussage stammt von Kim Hammonds, seit 2016 Chief Operating Officer bei der Deutschen Bank. Gleichzeitig ist sie auch Chefin über eine IT, von der ihr Chef Cryan schon bei seinem Amtsantritt sagte, sie sei «lausig».

Unbrauchbar, kaputt, zerrüttet

Hammonds machte ihre Aussage gemäss «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Artikel bezahlpflichtig) auf einer Tagung der 150 Top-Führungskräfte der Deutschen Bank. Während die Tagung ohnehin schon von Selbstgeisselung geprägt gewesen sei, habe die Amerikanerin noch einen draufgesetzt.

Die Deutsche Bank sei die «most disfunctional company», in der sie jemals gearbeitet habe, sagte Hammonds vor versammelter Führungsmannschaft. Nun ist «dysfunctional» ein schwer zu übersetzendes Wort: gestört, kaputt, unbrauchbar, unfähig, zerrüttet – offenbar trifft all dies auf die Deutsche Bank zu. Und in der Umgangssprache heisst das eben: «Bruchbude».

Sie gilt als Fehlbesetzung

Hammonds machte bei Ford und Boeing Karriere, bevor sie als «Aufräumerin» zur Deutschen Bank stiess. Die blond gelockte Managerin hat einen schweren Stand – interne Widersacher sollen sie bereits angezählt haben. Sie gelte als Fehlbesetzung, schrieb «Die Welt» vor wenigen Wochen.

Die Deutsche Bank nahm sich nicht einmal die Mühe, die Äusserungen ihrer Top-Managerin zu bestreiten. «Kein Kommentar», hiess es damals lediglich. Hammonds scheint sich um ihren Job geredet zu haben. Ihr Vertrag sollte zwar demnächst verlängert werden. Doch die Chancen darauf tendieren nun gegen Null.

Defätismus einer Amerikanerin

Den Defätismus der Amerikanerin hätten insbesondere die altgedienten Deutsch-Banker unter den Zuhörern gar nicht goutiert. Die Zeitung berichtet von einem Mann aus der zweiten Reihe, der vor 40 Jahren seine Lehre im Haus absolviert und Hammonds konfrontiert habe: «Warum treten Sie nicht zurück?»

Die Frage sei von vereinzeltem Szenenapplaus getragen worden, so der Bericht.

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