Der frühere UBS-Manager Jürg Zeltner wird als Konzernchef der Deutschen Bank gehandelt. Wie wahrscheinlich ist diese Spekulation?

Der Schweizer Jürg Zeltner könnte den glücklosen Briten John Cryan an der Spitze der Deutschen Bank ablösen. Das zumindest meldete am Freitagabend die deutsche Webseite «Spiegel Online» und bezog sich dabei – ohne genaue Quellen zu nennen – auf Überlegungen von Paul Achleitner, Aufsichtsratchef der Deutschen Bank. Ein Sprecher des Instituts wollte dazu keinen Kommentar abgeben.

Zeltner schied nach rund 30-jähriger Firmentreue im vergangenen Dezember aus der UBS aus, wo er zuletzt das Wealth Management geleitet hatte und Ambitionen besass, die Nachfolge von UBS-Konzernchef Sergio Ermotti anzutreten. Allerdings zeichnete sich im Verlauf des vergangenen Jahres zunehmend ab, dass Ermotti nach wie vor fest im Sattel sitzt, und der heutige UBS-Wealth-Management-Chef Martin Blessing die besseren Karten in der Nachfolgeregelung besitzt.

Ehemaliger Deutschland-Chef

Bei der Deutschen Bank könnte Zeltner das nachholen, was ihm bei der UBS verwehrt blieb: Konzernchef zu werden. Ausserdem kennt Zeltner Deutschland sehr gut, war er doch einige Jahre CEO der UBS Deutschland gewesen.

Allerdings gehen die Meinungen über eine allfällige Kandidatur weit auseinander. Während es aus Frankfurter Finanzkreisen heisst, «Spiegel Online» liege mit seinen Spekulationen völlig daneben, heisst es aus der Schweiz, Zelter sei von einem Headhunter tatsächlich angegangen worden. Er stehe aber noch ganz am Anfang seiner Neuorientierung und die Deutsche Bank zähle eher nicht zu seinen Favoriten. 

Der aktuelle Konzernchef, John Cryan, steht seit geraumer Zeit enorm unter Druck, da es ihm nicht gelingt, die angeschlagene Deutsche Bank zu sanieren und wieder auf Kurs zu bringen. Offenbar hat der Aufsichtsrat die Geduld mit dem Briten verloren und sucht einen neuen Chef.

Mehrere Kandidaten

Neben Zeltner fielen bisher auch schon die Namen von Goldman-Sachs-Manager Richard Gnodde, Unicredit-Chef Jean Pierre Mustier sowie Standard-Chartered-CEO Bill Winters – letzterer dürfte aber kaum in Frage kommen, befindet er sich doch selber mit «seinem» Institut bereits in einem grossen Reorganisationsprozess und erklärte vergangene Woche an einer Konferenz in Hongkong, das er vorläufig nicht die Absicht habe, das Unternehmem zu verlassen.

Anfang dieser Woche brachte die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (Artikel kostenpflichtig) auch noch den derzeitigen UBS-Präsidenten Axel Weber als Nachfolger von Cryan ins Spiel. Was vordergründig durchaus Sinn machen würde, dürfte indessen an der Realität scheitern.  Der 61-jährige Weber hat mit seinem aktuellen Amt einen der besten Jobs in der Hochfinanz, den er wohl nicht so rasch gegen den riskanten CEO-Posten bei der Deutschen Bank eintauschen dürfte. 

Noch ist allerdings nichts entschieden. Denn Cryan versicherte diese Woche seiner Belegschaft, sich weiterhin mit all seiner Kraft für die Bank einzusetzen und gemeinsam den Weg weiter zu gehen, den er vor rund drei Jahren angetreten habe.

Amerikaner im Aufsichtsrat?

Auch im Aufsichtsrat der Deutschen Bank soll es offenbar zu personellen Veränderungen kommen. Im Gespräch steht der amerikanische Bankmanager John Thain, der früher für Merrill Lynch tätig war und dann – angeblich aufgrund von überhöhten Bonuszahlungen – seinen Hut nehmen musste. Heute leitet er die auf Mittelstandskredite spezialisierte US-Bank CIT Group. Ein Sprecher der Deutschen Bank wollte sich auch hierzu nicht äussern.

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