Vier Millionen Muslime leben in Deutschland: Das ist eine ansprechende Zielgruppe. Tatsächlich startet dort nun eine digitale Bank nach den Regeln des Islam.

Europäische Banken insgesamt tun bislang sehr wenig für die islamische Bevölkerung. Sprich: Kaum ein Institut richtet sich mit einem islamkonformen Angebot an die rund 20 Millionen Muslime in Europa, zumal an die vier Millionen in Deutschland.

Dort ist der Anteil der muslimischen Bevölkerung seit dem Jahr 2015 sprunghaft angestiegen, was zu einer teils gehässig geführten Debatte über die Integrationsfähigkeit geführt hat.

Suchfunktion für die nächste Moschee

Das Fintech Insha tut nun etwas, um die finanzielle Teilnahme der islamischen Einwanderer zu fördern, wie die «Zeit» berichtet. Insha, der Name ist Teil der geläufigsten arabischen Redewendung In sha' Allah (so Gott will), startet im Juli mit einer digitalen Banking-App, die den Regeln des Islamic Banking folgt. Das heisst: Insha verlangt keine Zinsen, tätigt keine Spekulationen und investiert nicht in Alkohol, Tabak, Waffen und Glücksspiel.

Insha

Ansonsten bietet Insha zunächst das Grundgerüst im Banking: Konto, Debitkarte und die Möglichkeit für Überweisungen. Geplant sind weitere Dienste wie beispielsweise eine Suchfunktion, damit der Bankkunde die nächste Moschee oder Restaurants mit Halal-Gerichten findet. Zudem soll die App auch den Zakat berechnen können, die verpflichtende Spende für Muslime.

Moderner als deutsche Banken

Geplant ist – ganz dem Fintech-Credo des Ökosystems folgend – also mehr als eine Banking-App, sondern ein digitaler Lebensbegleiter. «Das ist schon jetzt moderner als das, was die meisten deutschen Banken machen», sagt Marko Wenthin, Co-Gründer der Solarisbank, der wohl bekanntesten Fintech-Bank Deutschlands. Wenthins Urteil ist von aussen betrachtet wohl nicht falsch, wenn auch nicht ganz unabhängig.

Denn Solaris stellt Insha gegen eine Gebühr sowohl die Vollbanklizenz zur Verfügung als auch die eigene Bankingplattform. Das Islamic-Banking-Fintech braucht darum keine eigene Banklizenz, kann aber in Zukunft auch in anderen EU-Ländern aktiv werden.

Günstige Auslandsüberweisungen

Hinter Insha steht die Albaraka Türk, eine Handels- und Geschäftsbank mit Hauptsitz in Istanbul. Das Ziel ist, innerhalb von zwölf Monaten 100'000 Kunden in Deutschland zu gewinnen. Mit der Überweisungsfunktion hat Insha einen Trumpf in der Hand: Sie soll in Deutschland lebenden Muslimen die Geldtransfers in die Heimat massiv vergünstigen.

Auf Konkurrenz trifft Insha kaum: In Deutschland bietet sonst nur die KT Bank islamkonforme Dienstleistungen an. Das mag für das türkisch-deutsche Fintech grosse Chancen eröffnen. Die scheinbare Unterversorgung im Islamic Banking in Europa hat aber auch einen Grund.

Auch in islamischen Ländern ein Nischenmarkt

Denn selbst in islamischen Ländern ist das islamische Bankwesen eher ein Nischenmarkt. In Ländern wie Bahrain, der Türkei oder Indonesien macht es höchstens 30 Prozent des gesamten Bankenmarktes aus.

Insha hat denn auch den Anspruch, eine Bank für alle sein. Gezielt soll eine Kundschaft angesprochen werden, der ethische und nachhaltige Investments wichtig sind, also vor allem jüngere und auch nichtmuslimische Bankkunden.

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