Paul Raphael verlor im Zuge der Grossfusion im UBS Wealth Management einen Machtkampf. Doch Recherchen von finews.ch zeigen: Der gewandte Banker hat sich im obersten «Speckgürtel» der UBS eingenistet.

Paul Raphael ist bei der UBS nicht weg vom Fenster. Die ehemalige Nummer 2 im Wealth Management der UBS, er leitete bis vergangenen Januar das Europa- und Schwellenlandgeschäft, ist in die Position eines Executive Vice Chairman gerückt, wie Recherchen von finews.ch zeigen. Ein Sprecher der UBS bestätigte dies auf Anfrage.

Dabei hatte es im Januar für Paphael nach einem abrupten Karriereende ausgesehen. «Wir diskutieren Optionen für Paul Raphael», hiess es im UBS-Memo zur Neuorganisation im fusionierten Global Wealth Management knapp.

Machtkampf mit Josef «Joe» Stadler

In dieser Organisation gab es für den britisch-libanesischen Doppelbürger keinen Platz mehr. Er musste Christine Novakovic Platz machen. Nur wenige Wochen zuvor hatte Jürg Zeltner die Leitung im Wealth Management abgegeben. Raphael galt als enger Vertrauter Zeltners.

Dass Raphael im Global Wealth Management unter Martin Blessing und Tom Naratil keine operative Rolle mehr spielen sollte, hat eine Vorgeschichte. Im Laufe des letzten Jahres lieferten sich Raphael und Josef «Joe» Stadler, Chef des UHNW-Geschäftes, einen mit harten Bandagen geführten Machtkampf um Kunden und Assets, wie finews.ch berichtete.

Doppelte Niederlage, aber nicht aufgegeben

Stadler siegte schliesslich. Er konnte Raphaels UHNW-Kunden mit rund 600 Milliarden Franken Kundenvermögen sowie 1'200 Kundenberatern in seine Einheit überführen und diese mit voller operativer und finanzieller Verantwortung etablieren.

Doch Raphael, ein polyglotter und in Grossbanken wie Credit Suisse und Merrill Lynch gestählter Manager, strich nach der doppelten Niederlage nicht etwa die Segel.

Mit rechtlichen Schritten gedroht?

Er legte seine Qualitäten und hervorragenden Kundenbeziehungen in die Waagschale und forderte einen neuen Top-Job im Global Wealth Management. Den hat sich der 56-Jährige nun geangelt.

Eine mit dem Vorgang vertraute Person sagte zu finews.ch, Raphael habe der UBS auch mit rechtlichen Schritten gedroht. Die Bank kommentierte dies auf Anfrage nicht.

Im obersten «Speckgürtel» der Bank

Als Executive Vice Chairman hat er nur grob umrissene Aufgaben. Er kümmere sich um grosse Kunden und wichtige Geschäfte, heisst es. Mit anderen Worten: Raphael ist aus dem harten Tagesgeschäft draussen, hat aber eine nach wie vor sehr gut bezahlte Position im obersten «Speckgürtel» der UBS inne.

Dort landen vielfach Top-Manager, die ihre Führungsverantwortung los sind oder abgegeben haben, die aber für eine Bank wie die UBS nach wie vor wertvolle Dienste erbringen können – beispielsweise in der Pflege von wichtigen Kunden. Wieviele solcher Executive Vice Chairmen – auch Frühstücksdirektoren genannt – in der UBS tätig sind, ist ein von der Bank gut gehütetes Geheimnis.

Was ist mit Dirk Klee?

Für das zweite grosse Opfer in der Neuorganisation des Wealth Managements, den vormaligen Chief Operating Officer Dirk Klee, sucht die UBS offenbar weiterhin nach «Optionen». Klee steht dem Vernehmen nach immer noch auf der Payroll. Aufgaben hat er offiziell seit vergangenem Februar aber keine mehr.

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