Raiffeisen Schweiz wird seine Führung in den kommenden zwölf Monaten vollkommen erneuern. Im Verwaltungsrat (VR) gehen die Auflagen der Finma klar in Richtung Professionalisierung des Gremiums. Das heisst, der VR muss Mitglieder mit Grossbank-Erfahrung enthalten sowie Compliance- und Risikospezialisten – also Leute auf der Höhe der Zeit und ihres Könnens.

Die zweite Welle der Veränderungen wird die Raiffeisen-Geschäftsleitung erfassen. CEO Patrik Gisel, Michael Auer, Paulo Brügger und Gabriele Burn sitzen als Mitläufer aus der Ära Vincenz derzeit die Krise aus. Doch ihr Verbleib auf der Teppichetage ist nur noch eine Frage der Zeit. Die zwingende personellen Erneuerung wird eine Neuorganisation des Raiffeisen-Konstrukts und eine vollkommene Abkehr von der «alten» Raiffeisen darstellen.

4. Fliehkräfte nehmen zu

Zur Rebellion der Genossenschafter gegen die Führung in der St. Galler Zentrale ist es an der kürzlichen Delegiertenversammlung nicht gekommen. Trotzdem haben sich unter den einst so einigen Raiffeisenbankern gut sichtbare Gräben aufgetan. Insbesondere die Regionalverbände setzten sich in den vergangenen Wochen mit Protest ins Szene. Sie opponierten sowohl gegen die Gehaltserhöhung für die Verwaltungsrate als auch gegen die rasche Einführung der störungsanfälligen neuen «Rainbow»-IT (siehe auch Punkt 6).

Demgegenüber ist die einst übermächtige Zentrale definitiv geschwächt, was die Fliehkräfte in der ganzen Gruppe erhöht. So ist nach Jahren der Expansion ein fundamentaler «Backlash» zurück zu den Grundwerten des Genossenschaftertums denkbar. Christliche und soziale Wertvorstellung könnten Auftrieb erhalten – nicht zuletzt, wenn Raiffeisen Schweiz sich auf Anordnung der Finma in eine «kapitalistische» Aktiengesellschaft wandeln müsste.

5. Überholtes Geschäftsmodell

Mit seiner Diversifikationsstrategie ist Raiffeisen Schweiz wieder zurück auf Feld eins. Der Ausflug ins Asset Management: gescheitert. Die Ambitionen im Private Banking: begraben. Raiffeisen Schweiz ist und bleibt die Bank für Kredite – in erster Linie Hypothekarkredite. Als solche ist Raiffeisen auch systemrelevant.

Die Frage stellt sich, ob das Klumpenrisiko Zinsgeschäft für ein Institut dieser Bedeutung in der Schweiz überhaupt tragbar, und ob eine Bank mit einem derartig eindimensionalen Geschäftsmodell wirklich zukunftsfähig ist. Der künftige Verwaltungsrat wird sich eingehend mit der Strategie und Struktur der Genossenschaft auseinandersetzen und entsprechende Konsequenzen ziehen.

6. Zinsanstieg kommt

Die Genossenschaftsbank brüstet sich im Hypothekargeschäft mit einem Marktanteil von gegen 18 Prozent und ist damit die amtierende Schweizermeisterin. In einem Umfeld mit sinkenden Zinsen ist Raiffeisen mehr als zehn Jahre lang über dem Markt gewachsen. 

Wenn die Zinswende kommt – Analysten rechnen frühestens Ende 2018 damit – drohen dem Schweizer Immobilienmarkt Turbulenzen. Davon wird auch Raiffeisen betroffen sein. Man braucht den Teufel der Kreditausfälle nicht an die Wand zu malen, doch so viel ist klar: Die Zinswende wird zum Lackmustest für Raiffeisen. Ihre jahrelange Hypothekenbolzerei ist zum Klumpenrisiko mutiert. 

7. Operation «Rainbow» – ein gigantischer Fehlschlag?

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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