Die Krise von Raiffeisen läutet das Ende dieser Genossenschaftsbank ein, lautet die Prognose von finews.ch. Konkret: Das grösste hiesige Hypothekarinstitut wird es in dieser Form nicht mehr geben – die Gründe.


1. Die Zukunft liegt nicht in der Genossenschaft

Das Versagen des Raiffeisen-Verwaltungsrats in Fragen der Corporate Governance und in der Aufsicht über den damaligen CEO Pierin Vincenz beruht auch in der Rechtsform der Bank. Man erinnere sich: Die genossenschaftlich organisierten Raiffeisenkassen entstanden ursprünglich, um Bauern und Gewerbetreibern Zugang zu Krediten zu verhelfen. Denn die gewinnorientierten Banken wollten ihnen diese nicht gewähren.

Die Raiffeisen Schweiz ist längst – und der gefallene Star Vincenz war der Haupttreiber – eine gewinnorientierte und vor allem deutlich komplexere Bank. Die Rechtsform der Genossenschaft ist dabei hinderlich geworden, um die heutigen Anforderungen an die Corporate Governance zu erfüllen. Zu diesem Schluss kam auch die Finma, die der Bank nahegelegt hat, die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft zu prüfen.

finews.ch stellte bereits vergangene Woche fest, dass dies eher schneller geschehen werde, als dies den Genossenschaftlern möglicherweise lieb ist. Darum könnte diese Veränderung auch der Auslöser für ein endgültiges Zerwürfnis darstellen.

2. Reputation: Kein Weg zurück

Die Schweizer Raiffeisen-Genossenschaftsbank brach vor gut zwanzig Jahren auf, das «Banking» wieder glaubwürdig und bodenständig zu machen. Der Zeitpunkt Ende der 1990er-Jahre war dafür sehr gut gewählt, dominierte doch damals das unreflektierte Grössendenken der Wall Street auch auf vielen Teppichetagen schweizerischer Institute.

Gleichzeitig verstanden es die Raiffeisen-Verantwortlichen, das florierende Hypothekar-Geschäft mit einer geschickten Preispolitik aufzumischen. Vincenz als volksnahe Identifikationsfigur trug zusätzlich dazu bei, dass der «Bauernbank» selbst in städtischen Einzugsgebieten die Herzen zuflogen. Diese Entwicklung erreichte im Sog der Finanzkrise ihren Höhepunkt, als Tausende von Kunden bei den beiden Schweizer Grossbanken den Reissaus nahmen und zu einem grossen Teil bei regional verankerten (Raiffeisen-)Banken anheuerten.

Damit genoss das Genossenschaftsinstitut ein Ansehen, von dem andere Banken zeitlebens nur träumen können. Doch offensichtlich war diese granitsolide Reputation nicht in Stein gemeisselt. Der Rest ist Geschichte.

Die vielfältigen und gleichzeitig gravierenden Probleme, mit denen die Gruppe seit nunmehr zwei Jahren konfrontiert ist, haben praktisch den ganzen Kredit, den Raiffeisen bis vor kurzem noch besass, regelrecht weggefegt. Ohne die bisherige Glaubwürdigkeit wird es höchst schwierig sein, neue Kunden zu gewinnen, zumal sich jüngere Leute bei ihren Finanzangelegenheiten ohnehin immer mehr neuen Anbietern und Geschäftsmodellen zuwenden.

3. In der Führung bleibt kein Stein auf dem anderen

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.35%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.81%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.83%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.37%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
pixel