Die Konsolidierung der Auslandsbanken sei hierzulande noch nicht ausgestanden, sagt Kristine Braden. Gegenüber finews.ch verrät die neue Präsidentin des Verbands der Auslandsbanken, wo neue Jobs entstehen.


Frau Braden, Sie präsidieren neu einen Verband, der in den vergangenen Jahren zahlreiche Mitglieder verloren hat. Für welche Auslandsbanken ist die Schweiz überhaupt noch attraktiv?

Das Land bleibt für viele Auslandsbanken attraktiv – 115 Institute ja weiterhin in diesem Markt tätig. Zudem kommt es auf die Perspektive an: Auslandsbanken sind längst nicht nur im Private Banking aktiv, sondern auch im Retail- und Firmenkundengeschäft und in der Handelsfinanzierung. Ausserhalb der Vermögensverwaltung sehen wir weiteres Wachstum, dank der starken Konjunktur in der Schweiz sowie der Präsenz zahlreicher internationaler Multis.

Allerdings gingen mit dem Abschied diverser Auslandsbanken seit der Finanzkrise viele Jobs im Swiss Banking verloren. Stabilisiert sich der Trend jetzt?

Es gibt nicht nur einen, sondern drei Trends. Im Private Banking haben ausländische Banken ihre Strategie überdacht und sich teils aus dem Schweizer Markt zurückgezogen. Hinzu kommt der Konsolisierungsdruck, der im Private Banking international besteht.

«In Zusammenhang etwa mit IT-Zulieferern entstehen auch neue Jobs»

Beides sind aber durchaus normale und für die Branche auch gesunde Entwicklungen. Seit 2017 schwächen sich diese zwei Trends wegen des guten Geschäftsgangs wieder ab.

Und der dritte Trend?

Die Digitalisierung, welche eine Reorganisation der Prozesse im Banking mit sich bringt. In Zusammenhang etwa mit IT-Zulieferern wie Avaloq oder Temenso entstehen so auch neue Jobs.

Wird der Druck zur Konsolidierung bei den Auslandsbanken in den nächsten zwölf Monaten anhalten?

Einige kleinere Institute werden sich wohl noch aus dem Markt verabschieden oder verkaufen. Die neue Kleinbanken-Regulierung der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma für kleinere Häuser der Kategorien 4 oder 5 sollte aber etwas Erleichterung bringen. Derweil forcieren zahlreiche Mitglieder die Digitalisierung und sehen die Schweiz als interessantes Testfeld für neue Technologien an.

Ihr Verband möchte aber sicher auch neue Mitglieder gewinnen. Wo kommen diese her?

Die jüngsten Mitglieder heissen wir aus Asien willkommen, so die chinesischen Grossbanken CCB und ICBC. Die Bank of China sowie die ebenfalls aus der Volksrepublik stammende ABC bereiten die Geschäftsaufnahme in Genf vor.

«Wir haben ein Investmentbank-Komitee gegründet»

Wie freuen uns über diese Zuzüge, treiben sie doch die Internationalisierung der Branche voran und unterstreichen die Bedeutung der Schweiz als europäisches Finanzzentrum.

Am Schweizer Finanzplatz kursieren zahlreiche Ideen, um den Standort attraktiver zu machen. So gibt es Initiativen bezüglich Datensicherheit, Fintech, Asset Management und Nachhaltigkeit. Wird das unter Auslandsbanken wahrgenommen?

Es ist zu betonen, dass für viele Auslandsbanken die Schweiz bereits attraktiv ist – aufgrund der Rechtssicherheit, der politischen und monetären Stabilität, der hohen Professionalität sowie wegen der guten Anbindung ans Ausland. Neue Angebote werden jene value proposition noch verbessern. Datensicherheit und Schutz der Privatsphäre sind etwa Felder, in denen sich die Branche neu erfinden könnte. In Sachen Fintech, Blockchain und Nachhaltigkeit, aber auch im Steuerwettbewerb sticht der Finanzplatz international heraus. Wir erleben spannende Zeiten!

Und wie macht sich der Verband der Auslandsbanken in der Schweiz fit für die Zukunft?

Es gibt einige Veränderung im Verwaltungsrat, wir freuen uns hier auf neue Gesichter. Im zweiten Halbjahr möchte sich der Verband den Themen Cybersicherheit, Fintech-Regulierung widmen – sowie auswerten, wie sich das neue Kleinbanken-Programm der Finma auswirkt. Zudem haben wir neu ein Investmentbanking-Komitee gegründet. Dieses evaluiert etwa, wie Auslandsbanken in Sachen KYC-Prüfung undim Outsourcing enger zusammenarbeiten könnten.


Kristine Braden ist sei 2015 CCO der Citibank Swiss Branches, also Schweiz-Chefin der US-Grossbank. Ihre Karriere beim amerikanischen Finanzinstitut führte sie vom Handel mit Währungen und Rohstoffen auf die Philippinen als Länderchefin, zurück nach London und schliesslich in die Schweiz. Im Jahr 2016 war Braden zudem als erste Frau in den Vorstand des Verbands der Auslandbanken Schweiz (AFBS) gewählt worden. Seit dem Juli amtet Braden als dessen Präsidentin.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.65%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.41%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    15.52%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    45.72%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.7%
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