Retailbanken haben ihre Angebote zunehmend digitalisiert. Die Bemühungen werden aber kaum ausreichen, um Tech-Giganten auf Distanz zu halten, zeigt eine Studie, die finews.ch vorliegt.

Die Retailbanken in Europa haben grosse Fortschritte in der Digitalisierung ihrer Produkte und Prozesse gemacht, darüber sind sich die Experten einig. Dies trifft auch auf die Schweiz zu, wie die dritte Europäische Retail Banking Survey ergeben hat. Die Studie von der Roland Berger Unternehmensberatung liegt finews.ch exklusiv vor.

Diese Entwicklung bedeutet aber noch lange nicht, dass die Retailbanken das Heft in Bezug auf technologische Innovationen in die Hand genommen hätten. Nur 2 Prozent der befragten Institute sehen sich als Innovationstreiber.

Die Initiative liegt nicht bei den Banken

«Den Retailbanken ist es bisher nicht richtig gelungen, den Abstand auf die digitalen Vorreiterunternehmen zu verkürzen,» sagt Wolfgang Hach, Partner von Roland Berger.

Konkret bedeutet dies, dass die Banken auch in der Schweiz nach wie vor damit beschäftigt sind, ihre bisherige Tätigkeit in eine digitale Struktur zu überführen und damit Effizienzgewinne zu erzielen. Gleichzeitig aber behalten die grossen Technologieanbieter die Initiative zur Weiterentwicklung der Angebote an die Kunden und damit auch den Schlüssel zu immer grösseren Marktanteilen in der Hand.

Wenn die internationalen Disruptoren kommen

 «Sehr oft zielt die hiesige Digitalisierung jedoch auf Effizienzgewinne, während sie bisher noch kaum wirklich auf die Erträge einzahlt», sagt Philippe Blaser, Partner von Roland Berger in Zürich. Die Schweizer Banken täten sich mit der Umsetzung von digitaler Durchgängigkeit von Angeboten – vom Abschluss bis hin zur Abwicklung – immer noch schwer. 

«Die Schweizer Retailbanken hinken insbesondere den deutschen Banken in der Digitalisierung weiterhin hinterher» fährt Blaser fort. Dies liege auch an der vergleichsweise kleinen Marktgrösste sowie der hohen Kundenloyalität. Der Leidensdruck der lokalen Banken sei darum noch nicht so hoch. «Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis internationale Disruptoren auch in den Schweizer Markt drängen», fügt Blaser an.

Digitaler Alltag für alle

Die Studienautoren betonen, dass die Digitalisierung der bestehenden Geschäftsmodelle nicht ausreicht, sondern dass innovative Ansätze und disruptive Veränderungen parallel dazu anzugehen sind.

Um erfolgreich zu bleiben, müssen die Banken die digitale Transformation über die End-to-End-Digitalisierung von Prozessen und Produktien hinaus angehen und innovative Ansätze für die Mitarbeiter und Kunden zum digitalen Alltag werden zu lassen.

Die Vordenker der Firmen müssen sich entscheiden, ob die Banken sich künftig als reine Produkteanbieter oder eben auch als Entwickler und Betreiber von Banking-Plattformen positionieren wollen. Die befragten Banken sehen sich im Aufbau von Plattformen nur an vierter Stelle (44 Prozent), nach den Tech-Giganten (80 Prozent), sogenannten Direktbanken (68 Prozent) und Fintechs (65 Prozent).

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