Die 150-jährige Zürcher Privatbank Lienhardt & Partners will künftig vermehrt auf digitale Technologien setzen – im Anlagegeschäft und in der Vorsorge, wie CEO Duri Prader im Interview erklärt. 


Herr Prader, das 150. Jubiläumsjahr 2018 ist gefeiert. Verkatert?

In keiner Weise. Der Blick in die Vergangenheit hat uns Freude bereitet und zugleich neue Energie vermittelt, um mit Elan wieder nach vorne zu Blicken und uns weiterzuentwickeln.

Die Dividende soll dieses Jahr auf 40 Franken zurückgefahren werden – auf das Niveau von 2017. Zwischenzeitlich gab es 2018 eine Jubiläumsdividende von 150 Franken. Warum erhöhen Sie trotz gutem Geschäftsverlauf die aktuelle Dividende nicht?

Es ist in der Kompetenz des Verwaltungsrates, die Höhe der Dividende der Generalversammlung vorzuschlagen. Ich will und kann dazu keine Stellungnahme abgeben. Sagen kann ich aber, dass wir über die letzten Jahre immer den Eigenmittelausweis erhöhen konnten.

«Der Kunde merkt davon wenig»

Im letzten Jahr war dies aber nicht möglich, weil wir eine grosszügige Jubiläumsdividende ausgeschüttet haben. Es macht daher durchaus Sinn, wieder zur bisherigen Ausschüttungspolitik zurückzukehren.

Alle Welt spricht von Robo Advisory als Alternative zum klassischen Private Banking. Auf welche Lösungen setzt Lienhardt & Partner?

Wir verschliessen uns dem Segen der digitalen Technologien nicht. Aber für uns steht die unabhängige Beratung von Mensch zu Mensch weiterhin im Zentrum. Bei uns reden Kunden mit Beratern, nicht mit Verkäufern. Doch Automatisierung und Digitalisierung machen möglich, was bis anhin undenkbar war.

Wie meinen Sie das?

Algorithmen erahnen zunehmend, wie sich Menschen verhalten. Künstliche Intelligenz macht dem menschlichen Gehirn Konkurrenz. Daher setzen wir für die Vermögensverwaltung im Private Banking vermehrt auch auf regelbasierte Ansätze. Der Kunde merkt davon wenig. In der Vorsorge hingegen wird der Einsatz der neuen Technologien für den Kunden direkt sichtbar, weil wir die Prozesse weitestgehend digitalisiert haben.

«Vor Einführung der beruflichen Vorsorge war das natürlich anders»

Schauen Sie sich beispielsweise unsere «Grand Prix Anlagen» an, dieses Angebot ist komplett digitalisiert. Darüber hinaus werden wir im laufenden Jahr mit einem Robo-Angebot in der privaten Vorsorge 3a starten.

Im Jahr 2014 sind Sie in das Vorsorgegeschäft eingestiegen. Mittlerweile haben Sie neben der Unabhängigen Vorsorge Zürich (UVZH) weitere Angebote gestartet. Was genau bieten Sie in diesem Bereich alles an?

Wir führen je eine unabhängige Freizügigkeitsstiftung im Kanton Zürich und im Kanton Schwyz sowie eine unabhängige Vorsorgestiftung 3a. Darüber hinaus haben wir diverse Produkte für die freie Vorsorge im Angebot und bieten insbesondere Versicherungsgesellschaften eine komplette Dienstleistungspalette an.

Warum haben Sie den Schwenk in Richtung Vorsorge gewagt?

Diesen Schwenk haben wir gewagt, weil sich seit einigen Jahren die Vermögen der Privatkunden mehrheitlich in die Kategorien Private Banking, Immobilien und Vorsorge aufteilen lassen. Vor Einführung der beruflichen Vorsorge war das natürlich anders. Deshalb mussten wir unser Geschäftsmodell anpassen und den beiden bestehenden Bereichen Private Banking und Immobilien die Vorsorge hinzufügen.

«Wir verfolgen nur die Entwicklung der Anlagetoken, die Wertrechte verbriefen»

Nur so können wir unseren Leitsatz «Im Dienste Ihres Vermögens. Seit 1868.» heute auch wirklich umsetzen. Die Erfahrungen, die wir mit dieser Anpassung gemacht haben, sind für uns äusserst erfreulich. Wir konnten neue Technologien anwenden, organisch wachsen und unserem Geschäftsmodell neue Dynamik verleihen.

Ein weiteres Thema sind Krypto-Währungen. Spüren Sie im Anlagegeschäft hier eine Nachfrage?

Nein, von einer Nachfrage spüren wir nichts. Aber es gibt hierzu spezialisierte Anbieter. Die Finma unterscheidet zwischen Zahlungs-, Utility- und Anlagetoken. Wir verfolgen in diesem Bereich lediglich die Entwicklung der Anlagetoken, die Wertrechte verbriefen.

Das finden wir spannend. Beispielsweise wurde erst kürzlich die erste Immobilientransaktion über die Blockchain gemeldet.

Als neues Verwaltungsratsmitglied soll der ehemalige Raiffeisen-Mann Michael Auer zur Bank stossen. Können Sie der Kritik über den Wechsel des möglicherweise belasteten ehemaligen engen Mitarbeiters von Pierin Vincenz etwas abgewinnen?

Es ist Aufgabe des Verwaltungsrates, neue Mitglieder der Generalversammlung zur Wahl vorzuschlagen. Sie können davon ausgehen, dass dieses Gremium, den Grundsätzen der Vorsicht und der Unabhängigkeit folgend, alle notwendigen Abklärungen vorgenommen hat.


Das Interview führte die Partner-Webseite schweizeraktien.net, wo auch eine ausführliche Fassung verfügbar ist.


Der 54-jährige Duri Prader trat im Juni 2013 als designierter CEO und Managing Partner in die Zürcher Privatbank Lienhardt & Partner ein. Anfang 2014 übernahm er die operative Gesamtleitung des Instituts. Zuvor war der promovierte Jurist während neun Jahren als Leiter Private Banking Schweiz für Vontobel tätig gewesen. Prader startete seine Karriere im Investmentbanking des früheren Schweizerischen Bankvereins, heute UBS. 

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.63%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.4%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    15.5%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    45.74%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.73%
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