Ein Schweizer Startup von ehemaligen Julius-Bär-Mitarbeitern will in den USA Fuss fassen. Den Markteintritt hierzulande plant es erst 2020, wie finews.ch erfahren hat.

In der Schweizer Fintech-Szene ist Nummo praktisch unbekannt. Anders in den USA. Dort hat das in Zürich ansässige Startup bereits eine ansehnliche Kundenbasis.

Es sind Leute, die über die Online-Plattform von Nummo ihre persönlichen Finanzen verwalten, im Jargon Personal Financial Management oder kurz PFM betreiben. Dabei handelt es sich um eine digitale Methode, alle seine Konten in einer aggregierten Form zu überwachen, zu bewirtschaften und zu optimieren.

Steile Karriere bei Julius Bär

Die Firma Nummo ist seit fünf Monaten ausschliesslich in den USA tätig, wo bereits mehr als 200 Millionen Dollar Transaktionsvolumen über die Plattform verwaltet werden. «Bis Ende Jahr wollen wir die Milliarden-Grenze knacken», erklärt Roi Y. Tavor im Gespräch mit finews.ch. Interessant auch: Rund 70 Prozent der Kunden sind Frauen.

Der 40-jährige Basler mit schweizerischem und israelischem Pass startete seine berufliche Laufbahn ursprünglich als Anwalt, arbeitete in den USA und wechselte dann vor etwas mehr als zehn Jahren ins Bankfach, wo er bei der Schweizer Privatbank Julius Bär eine steile Karriere bis in den Rang eines Managing Director machte.

Wachsendes Wohlstandsgefälle

Über die Jahre im Banking wurde ihm klar, dass sich das Angebot vieler Finanzinstitute kaum mehr unterscheidet und der Vormarsch der Digitalisierung unaufhaltsam ist. Das wiederum bestätigte ihn in seiner Annahme, dass das Gros der Bankkunden über kurz oder lang eine digitale Plattform benutzen würde, um die eigenen Finanzen zu verwalten.

«Digitales Finanzmanagement fängt im Retailbanking an und setzt sich mit zunehmenden Applikationen und Tools im Private Banking fort», erklärt Tavor, CEO von Nummo. Und er ergänzt: «Mit dem laufend grösseren Wohlstandsgefälle wollen wir denjenigen Menschen helfen, die es am nötigsten haben, ihre finanzielle Situation zu verbessern.»

Cloud-basiert und sicher

Enrico Schoch 524

Unter diesen Prämissen war die Idee für Nummo (angelehnt an das lateinische Wort «nummus») geboren, die Tavor alsbald mit zwei weiteren Julius-Bär-Bankern anpackte: Enrico G. Schoch (Bild oben), heute Chief Operating Officer (COO), sowie Gregor Müller (Bild unten), Chief Product Officer (CPO).

Gregor Mueller 524

Von Anfang an gab es für die Gründer zwei Voraussetzungen: Die unabhängige, digitale Plattform sollte cloud-basiert und sie musste absolut sicher sein, wie Tavor im Gespräch unterstreicht. Für die Cloud fiel die Wahl auf Amazon Web Services (AWS) und für die Implementierung entschied man sich für die Schweizer Firma Amanox – auf Empfehlung von AWS.

Mehr als 19'000 Finanzinstitute angeschlossen

Inzwischen wird die Sicherheit über eine Vielzahl von Kontrollmechanismen und Updates gewährleistet, was zwingend ist, sind doch der Plattform inzwischen bereits mehr als 19'000 Finanzinstitutionen in den USA mit ihren Dienstleistungen angeschlossen. Sie garantieren, dass jeder Kunde seine gesamte Finanzsituation aggregiert betrachten und verwalten kann.

«Im Durchschnitt», betont Tavor, «haben Amerikanerinnen und Amerikaner 15 verschiedene Bankbeziehungen; in Form von Spar-, Anlagekonten, Kreditkarten, Hypotheken, Studentendarlehen, etc.»

«Expansion» in die Schweiz geplant

Dass Nummo in einem ersten Schritt in den USA Fuss gefasst hat, hängt zum einen mit Tavors persönlichem Background und seiner Zeit in Amerika zusammen, vor allem aber mit dem Umstand, dass sich in den USA ein Markt anbietet, der sich in seiner Homogenität erheblich einfacher bearbeiten lässt, als Europa mit seinen zahlreichen, unterschiedlichen Regulatorien und den weniger weit entwickelten Technologiestandards.

Neben dem weiteren Ausbau in den USA will Nummo auch hierzulande Fuss fassen. «Vorausgesetzt, dass die regulatorischen und technologischen Rahmenbedingungen gegeben sind, werden wir spätestens Ende 2020 so weit sein», versichert Tavor. Aktuell beschäftigt Nummo in Zürich und Lugano insgesamt 13 Personen.

Prominenter Investor

Nur mit organischem Wachstum wird der weitere Ausbau allerdings nicht zu bewerkstelligen sein – darum planen die Nummo-Leute im kommenden Herbst eine neue Finanzierungsrunde: Nachdem die Gründer sowie Freunde und Familien zunächst fast eine Million Franken investiert hatten, brachte eine erste Finanzierungsrunde weitere 1,8 Millionen Franken zusammen; als wesentlicher Supporter von Nummo erwies sich der in Cham bei Zug ansässige Tech-Pionier und Investor Ariel Lüdi, der seither zu den grössten Miteigentümern zählt.

Mit dem Anfangserfolg seit dem Start vor fünf Monaten sind die Nummo-Gründer zuversichtlich, ihre nächsten Ziele zu erreichen. Bis jetzt haben sie noch kaum klassische Werbung und Marketing betrieben. Nummo sorgte vor allem in den Sozialen Medien für einen «Buzz», wie Tavor erzählt – offenbar mit Resonanz: An der viel beachteten Consumer Electronics Show (CES) im vergangenen Januar in Las Vegas war Tavor als Redner eingeladen, um über Nummo und die Zukunft der Finanzbranche zu sprechen.

 

 

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