Für einen früheren Banker bei der UBS in Amerika endete der Barbesuch mit zwei Kolleginnen in einem Rauswurf. Das will er nun nicht auf sich sitzen lassen – und klagt gegen die Grossbank.

Die Szene ist eine Bar in Greenville, einer Stadt im US-Bundesstaat Carolina, an einem Septemberabend im Jahr 2017. Das Etablissement, das den bezeichnenden Namen «Nosedive» (Sturzflug) trägt, lädt gerade zur Happy Hour mit verbilligten Drinks. Ein Angebot, das sich ein UBS-Banker in der Begleitung von zwei Arbeitskolleginnen nicht entgehen lassen will.

Dass das Schweizer Geldhaus ihm zwei Monate später kündigen würde, hätte sich der Finanzexperte damals wohl nicht träumen lassen. Genau dies geschah jedoch – und mit dem Rausschmiss beschäftigt sich nun das örtliche Gericht, wie das amerikanische Branchenportal «Financial Advisor IQ» berichtete.

Nur ein Küsschen zum Trost

Was war an jenem beschwingten Abend noch geschehen? Er, sagt der Banker, habe eine der beiden Kolleginnen nach Hause begleitet, die gerade in einer Beziehungskrise gesteckt habe. Angekommen, habe er ihr noch ein Trostküsschen auf die Wange gegeben, im «europäischen» Stil. Die Bankerin kam jedoch nach dem Abend zum Schluss, der Kollege habe ihr unerwünschte Avancen gemacht. Worauf sie sich beim Arbeitgeber über dessen Verhalten beschwerte.

Der postwendend zitierte und anschliessend an die Luft gesetzte Ex-UBS-Banker findet heute, die MeToo-Vorwürfe der Kollegin seien «fake», also nur fabriziert gewesen. Vielmehr sei er das Opfer – eines abgefeimten Plans der beiden Frauen nämlich. Durch die Beschuldigung habe sich die eine den Job bei der Bank sichern wollen, die andere die Karriereleiter nach oben steigen. Denn Frauen würden bei der UBS ja besonders gefördert.

Die UBS, die vom Banker wegen unrechtmässiger Kündigung verklagt wurde, betrachtet diese Vorwürfe als haltlos.

Im Minenfeld

Dennoch zeigt sich, in welchem Minenfeld sich Finanzkonzerne mit ihrer «work hard, party hard»-Kultur in Zeiten von MeToo bewegen. Auf der einen Seite müssen sie sich von Frauen vorwerfen lassen, mutmassliche Übergriffe von männlichen Arbeitskollegen nicht konsequent genug zu ahnden. Bei der UBS in London schwelt ein solcher Fall weiter vor sich hin. Wenn die Bank auf eine Nulltoleranz-Politik umschwenkt, wird sie sich aber vermehrt Vorwürfen wie jenen des Bankers aus Greenville ausgesetzt sehen.

Eine Entspannung scheint da nicht in Sicht – ausser, Banker könnten sich zusammennehmen und auch ausserhalb der Arbeit auf «europäische» Küsschen verzichten.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.74%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.14%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.75%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.21%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.16%
pixel