Seit Anfang Jahr ist die Bank Avera nicht mehr Teil des Clientis-Verbands. Wie die Bank im Alleingang bestehen will, sagt CEO Rolf Zaugg im Gespräch mit finews.ch.

Anfang Jahr verliess die Bank Avera – die früher Clientis Zürcher Regionalbank hiess – den Banken-Verbund Clientis. Einer der Gründe war, dass sie im Vergleich zu den anderen Mitgliedern zu gross geworden war.

Im Schweizer Vergleich ist das Genossenschaftsinstitut unter der Führung von CEO Rolf Zaugg (Bild unten) mit einer Bilanzsumme von etwas über 4 Milliarden Franken zwar eher klein. Trotzdem war Avera knapp drei Mal so gross wie die nächst grössere Clientis-Bank; in manchen Orten im Zürcher Oberland hat sie zudem Marktanteile von einem Drittel.

Offene IT-Plattform

Gleichzeitig mit dem Austritt nahm die Bank mit Hauptsitz im zürcherischen Wetzikon eine neue IT-Plattform in Betrieb. Sie ist erste Nutzerin dieses «offenen» Systems, welches von der Firma Inventx programmiert wurde.

«Gerade im Wirtschaftsraum Zürich herrscht ein anderes Tempo, ist eine andere Ausrichtung nötig», sagt Zaugg im Gespräch mit finews.ch. «Wir wollten selbst beeinflussen, wie wir die Prozesse gestalten. Und wenn man von Prozessen redet, ist es am Schluss immer IT.»

Chance gepackt

Bei eben dieser IT bleibt dem Institut eigentlich nur die Flucht nach vorn. Wobei zuerst gar nicht geplant war, auf Open Banking umzusteigen.

rolf zaugg

«Im Rahmen der Evaluation des Systems hat sich uns mit Open Banking eine Chance geboten, die wir packen mussten», sagt Zaugg. «Das bietet uns die Möglichkeit, künftig Partnerschaften einzugehen.»

Langfristig denkende Genossenschafter

Im Unterschied zu den Platzhirschen im Schweizer Banking können sich kleine Institute den Luxus nicht leisten, alle digitalen Dienstleistungen selbst zu erstellen. Die grösste Schweizer Bank UBS weist gern darauf hin, sie gebe jährlich etwa 1,75 Milliarden Dollar für technologische Neuerungen aus.

Avera hat im Gegensatz dazu in normalen Jahren 1 Million bis 2 Millionen Franken für IT-Entwicklung zur Verfügung, wie Zaugg sagt. Immerhin habe die Genossenschaftsbank den Vorteil, keine kurzfristig orientierten Aktionäre zufriedenstellen zu müssen.

Verknüpfung mit Neobanken?

Deshalb konnte sich die Bank die Wette auf ein neues System leisten, das als Grundlage für die weitere Entwicklung dient und welches dereinst weitere Institute nutzen könnten. Theoretisch wäre es zum Beispiel auch möglich, zum Beispiel die Dienstleistungen von Neobanken direkt zu verknüpfen.

Noch ist allerdings nichts dergleichen in der Pipeline. Für das Wachstum setzt die Bank auf ihre Popularität im geografischen Einzugsgebiet, welches von der Filiale am Stadelhofen in Zürich entlang der rechten Seite des Zürichsees bis ins Zürcher Oberland reicht.

 Neuer Trend

Im Kerngeschäft Hypotheken soll die Digitalisierung derweil für mehr Wertschöpfung sorgen. So ist sie an einer Hypothekenplattform namens Credex beteiligt, wie auch finews.ch schon berichtete.

Über dieses Gemeinschaftsprojekt mit den Versicherern Mobiliar und Vaudoise und der Swisscom hat CEO Zaugg seiner Bank Zugang zu einem Trend verschafft, auf den auch andere Banken setzen. Indem er die Entwicklung der Credex überlässt, muss er allerdings selbst deutlich weniger Personalressourcen damit binden.

Neue Entwicklungschancen

Diese setzt er stattdessen auf eine Weise ein, welche in der Schweizer Finanzbranche immer wieder als möglicher Weg in die Zukunft gehandelt werden: Die Avera übernimmt für ihre ehemaligen Partner im Clientis-Verbund, für die Zürcher Landbank, welche ihr zum Teil gehört, und für weitere Institute gewisse Backoffice-Dienstleistungen.

Auch dafür sei die IT entscheidend, sagt Zaugg. Dadurch dass diese jetzt neu aufgesetzt sei, ergäben sich ganz neue Entwicklungschancen.

Schnelle Reaktion

Ein Ertragssprung ist allerdings davon nicht zu erwarten. In der Geschichte der Bank ergaben sich die grossen Fortschritte immer durch Akquisitionen.

«Exogenes Wachstum können Sie strategisch nicht bewusst planen», sagt Zaugg. «Das ergibt sich. Und wenn es sich ergibt, muss man reagieren.»

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.51%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.93%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.13%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    8.89%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.55%
pixel