Mit seinem jüngsten Streich macht der Marktplatz-Netzwerks Scout24 einen Banker-Traum war: Er bietet ein Ökosystem mit Finanzdienstleistungen an. Für etablierte Finanzinstitute ein eigentlicher Albtraum.

Es war zwar nicht Amazon, das am Mittwoch in Zürich angekündigt hat, mit einer neuen Plattform den Vergleich und den Abschluss von Hypotheken, Krediten und Motorfahrzeugversicherungen zu vereinfachen und zu digitalisieren. Und doch ist die Nachricht, dass Scout24 nun Financescout24 an den Start gebracht hat, wahrscheinlich für einige Banker in der Schweiz kein Grund zur Freude.

Denn monatlich bewegen sich rund drei Millionen Nutzerinnen und Nutzer über 33 Millionen mal im Scout24-Ökosystem, inserieren, bieten und kaufen fleissig Dinge und hinterlassen so eine enorme Menge an Daten. Und nun bietet Scout24 genau denen zum neu gekauften Auto die passende Motorfahrzeugversicherung an. Oder für das neue Traumhaus die passende Hypothek.

One-Stop-Shop für Finanzen

Genauer: Die Plattform bietet den Kunden Hypotheken, Versicherungen und Kredite aus einem Fundus von rund 50 Partnerfirmen wie der Grossbank Credit Suisse, dem Versicherungskonzern Allianz, der Zürcher Privatbank Vontobel, dem Versicherer Helvetia, der Schwyzer Kantonalbank und anderen. Und wer das beste Angebot zum niedrigsten Preis offeriert, gewinnt den Zuschlag.

Damit nicht genug: Jan Hinrichs, Managing Director von Financescout24, versprach vor den Medien: «Unsere Ambition ist, das Dienstleistungsangebot der Plattform in Zukunft sukzessive zu erweitern und so Financescout24 zum zentralen One-Stop-Shop für die wichtigsten Finanz- und Versicherungsthemen zu entwickeln.»

So sollen in der Zukunft Hausrat- und Haftpflichtversicherungen, Ratenausfallversicherungen, Fahrzeugleasing, Lebensversicherungen sowie Säule-3a-Produkte hinzukommen.

Der Markt ist gross

Vor der Konkurrenz fürchtet man sich bei Financscout24 nicht, obwohl mit dem Vergleichsportal Comparis und mit dem Hypothekenspezialisten Moneypark bereits zwei starke Player am Platz sind. Die wolle man nicht angreifen, da genug für alle da sei, so Scout24-CEO Gilles Despas.

Financescout24 hat berechnet, dass sich nur 19 Prozent der Kundschaft bezüglich Privatkredite oder Versicherungen online informieren. 81 Prozent rufen die Bank oder den Broker direkt an. Auf diese 81 Prozent wolle man sich fokussieren.

Und bei den Hypotheken liefert das zum Medienkonzern Ringier und zum Versicherer Mobiliar gehörende Unternehmen, das sonst nicht gerne über konkrete Zahlen spricht, ein Rechenbeispiel: Von der rund 1 Billion an Franken im Hypothekenmarkt sind ungefähr 730 Milliarden Privathypotheken. Das jährliche Neuvolumen beträgt 20 Milliarden Franken. Und davon kommen nur 4 Milliarden aus der Online-Vermittlung, also rund 2,5 Prozent.

 UBS-Plattform im 2020

In eine ähnliche Kerbe wollte auch die Grossbank UBS mit ihrer neuen Plattform schlagen, über die finews.ch Ende September berichtet hat. Sie plant, potentielle Käufer von Privatliegenschaften mit Anbietern von Hypotheken zu verkuppeln, sich selber am Ertrag zu beteiligen und so den Vergleichsdiensten ein Schnippchen zu schlagen.

Die UBS sagte damals, sie stehe Kooperationen gegenüber offen. Bisher – die Gespräche dauern dem Vernehmen nach noch an – ist sie noch nicht im Partnerfundus von Financescout24 anzutreffen.

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