Schweizer Banken wachen eifersüchtig über ihre Kundendaten. Doch wenn sie diese teilen würden, könnten sie Hunderte Millionen Franken sparen. Das zeigen Berechnungen, die finews.ch exklusiv vorliegen.

Wenn der Prophet nicht zum Berg geht, geht der Berg zum Propheten. So liesse sich die Situation beschreiben, wie sie derzeit zwischen Banken und ihren Firmenkunden im Umgang mit Daten herrscht.

Denn die Unternehmen, häufig Grossfirmen, sind es zunehmend leid, für jede neue Bankbeziehung mit Anfragen konfrontiert zu werden und den Banken später auch noch bei der Datenpflege zu helfen.

Viel einleuchtender wäre es da im Zeitalter der Digitalisierung, eine zentrale Sammelstelle fürs Management von Kundendaten aufzubauen, eine so genannte Data Utility. Das, finden die Firmen, müsste eigentlich auch im Interesse der Banken sein.

Zwei Drittel weniger Kosten

Markus Weiss, der für die Strategieberatungs-Sparte Strategy & Schweiz des Wirtschaftsprüfers PwC tätig ist, hat dies fürs hiesige Firmenkunden-Geschäft nachgerechnet. Er ist dabei zu verblüffenden Resultaten gekommen: «In der Schweiz liegen die Ersparnisse gemäss einer Analyse von Strategy& zwischen 150 und 223 Millionen Franken pro Jahr.»

Allein die Banken könnten ihre Kosten fürs Management der Kundendaten um 60 Prozent senken; bei der mühseligen Datenpflege gar um 65 Prozent, so die Berechnungen weiter. Bei ungefähr 586’000 einheimischen Unternehmen und ihren Bankbeziehungen liesse sich auf einen entsprechenden Kostenhebel schliessen.

Nebenbei würden die Erleichterungen zu mehr Kundenzufriedenheit führen, und die Datenqualität würden verbessert werden, erwartet Weiss.

Superbank zu den Akten gelegt

Eine zentrale Sammelstelle für die Stammdaten von Firmen könnte dabei so aussehen, dass jedes Unternehmen die von Banken verlangten Daten dort einspeist, inklusive der Eigentümer-Strukturen. Für jede neue Bankbeziehung würden die Unternehmen dann über die Plattform ihre Daten fürs jeweilige Geldhaus freischalten. Ein Häkchen für die UBS, ein Häkchen für die Thurgauer Kantonalbank.

Das hört sich gut an, stösst aber bei den Banken nicht auf offene Ohren. Generell haben es branchenübergreifende Backoffice-Projekte schwer in der Schweiz. Die oft diskutierte Transaktionsbank wurde erst letztes Jahr wieder von UBS-Chef Sergio Ermotti als «Superbank» ins Spiel gebracht – nur um schnell wieder zu den Akten gelegt zu werden.

Vermeintliche Goldgrube

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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