Die fallenden Aktienkurse machen Privatbanken zu attraktiven Übernahmezielen. Die Käufer könnten von einer unerwarteten Seite her kommen.

Die Coronavirus-Pandemie hat die Vorzeichen im Asset Management gedreht. Hatten insbesondere die Riesen unter den Fondshäusern in den letzten Monaten Kundengelder angezogen wie gewaltige Magnete, ist jetzt die Gegenbewegung in Gange: Laut einem Bericht der britischen Zeitung «Financial Times» haben allein die US-Marktriesen Blackrock, Vanguard und State Street bis Ende letzter Woche fast 3’000 Milliarden Dollar an Vermögen verloren.

Dies, weil Kunden in Panik Fondsanteile verkaufen und sich aus dem Markt verabschieden. 

Asset Management, das neue Private Banking

Die Marktverwerfungen dürften einen neuen Trend verstärken, den finews.ch schon in den letzten Wochen benannte: Die Fondsbranche stösst auf der Suche nach neuen Jagdgründen ins Private Banking vor. Auf den Punkt gebracht: Das Asset Management wird das neue Private Banking.

Die «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) zitierte ihrerseits dazu die Beratungsfirma Deloitte. «Die Zukunft liegt in der Vermögensverwaltung», rät man dort den Asset Managern. Denn reiche Kunden seien weniger preissensitiv als institutionelle Investoren, und auch weniger schnell auf dem Sprung zur Konkurrenz.

«Klebriger» Reichtum

Laut Deloitte könnte dies nicht nur zu konkurrenzierenden Angeboten führen, sondern auch zu einer neuen Fusionswelle im Private Banking. Nur diesmal wären es nach dieser Voraussage nun grosse Fondshäuser, die sich über Zukäufe die «sticky assets» von Privatbanken einverleiben.

Der jetzige Kurssturz von Bank-Aktien macht die Institute erst recht zu attraktiven Übernahmezielen.

Angelsächsische Häuser sind hierbei die Trendsetter. Standard Life Aberdeen, der grösste britische Asset Manager, bestreitet nach eigenen Angaben bereits 20 Prozent seines Ertrags mit reichen Privatkunden und im Plattform-Geschäft. In zehn Jahren sollen 50 Prozent der Einkünfte aus diesem Geschäft kommen, geht es nach jenem Akteur.

Auch der US-Riese Vanguard ist mit seinem hybriden Robo-Advisor Personal Advisor Services mit bereits 140 Milliarden Dollar Kundengeldern gut unterwegs. 

Neue Konkurrenten am Start

Am Schweizer Finanzplatz richten sich Kräfte wie die Zürcher Vontobel Gruppe oder die Finanzboutique Bellevue aktiv aufs Geschäft eines Investment Managers aus; gut möglich, dass auch hierzulande das Asset Management sein Mauerblümchen-Image zunehmend hinter sich lässt.

Druck in diese Richtung kommt auch von branchenfremden Playern. Im Zahlungsverkehr haben Fintech-Herausforderer wie Revolut, N26 und die Schweizer Neon begonnen, mit voll «durchdigitalisierten» Lösungen den Banken Geschäft wegzunehmen. Plausibel erscheint, dass sich Digitalanbieter in einem weiteren Schritt ans Investment-Business heranmachen und sich dort von unten «herauffressen».

Als erstes könnten sie mit ihrem Angebot die grosse Schicht der vermögenden Kunden (Affluents) erreichen – und sich danach an die Millionäre herantasten.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.19%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.68%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.31%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.45%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.37%
pixel