Das ist eine schwierige Ausgangslage für die etablierten Akteure, aber noch mehr für die Newcomer mit hohen Wachstumsambitionen. Die Luxemburger Finanzboutique Quintet, die Anfang Woche offiziell in der Schweiz startete, zählt zu letzterem Lager. «Durch das Social Distancing wird die Akquise natürlich schwieriger», sagt dort Schweiz-Chef Emmanuel Fievet zu finews.ch. «Für den Moment müssen wir uns mehr auf Anrufe verlassen und auf digitale Werkzeuge wie Teams – welcher sichere Kanal auch immer am besten für den Kunden funktioniert. Und wir wissen, dass dieser Sturm vorüberziehen wird.»

Bei der Citigroup ist das Marketing-Team derweil daran, Kundenanlässe aufs Internet zu übertragen, berichtete Private Bankerin Mandrile-Aguirre. «Im März und April hatten wir das Gefühl, dass sich die Kunden erst auf die neue Situation einstellen müssen. Doch nun haben sie die Technologie getestet, und die jüngeren Generationen sind ebenfalls im Haus.» Darum will die Bank im Mai und Juni verstärkt auf die reichen Familien zugehen.

Deutlich mehr Zeit für Planspiele

Weder die Citigroup-Bankerin noch Weeber von Tiedemann Constantia berichten derzeit von zu wenig Arbeit. Beide buchten Kunden ein, die Ende 2019 und Anfang dieses Jahres umworben worden waren. Zudem habe die Krise als Katalysator für Vermögensentscheide gewirkt, berichtet Weeber. Die Pandemie habe nicht nur die Pläne der Kunden beeinflusst – die reiche Klientel hatte wegen des Lockdown auch deutlich mehr Zeit als sonst, sich mit solchen Fragen zu befassen.

Bei Tiedemann Constantia finden informelle, virtuelle Treffen – zum Beispiel mit Kunden aus dem Family-Office-Bereich – weiterhin statt. Man trifft sich etwa zu einem online-Glas. Zudem gibt es Berichterstattung zu Philanthropie und Interviews mit Kunden, wie Weeber berichtet. Dies soll etwas Abwechslung bieten gegenüber der Börsenberichterstattung, die oft genug rabenschwarz ausfällt.

«Bären» hinter Plexiglas

Ein anderer Private Banker berichtete von Spaziergängen mit Kunden im Freien. Die Kollegin Mandrile-Aguirre gibt aber zu bedenken: «Rein logistisch ist es unmöglich, ein vertrauliches Gespräch zu halten, wenn man sich über zwei Meter hinweg anschreien muss.»

Mit den vom Bund beschlossenen Lockerungen beginnt in den nächsten Tagen auch für einige Private Banker die Rückkehr ins Büro. Bei der grossen Zürcher Privatbank Julius Bär bauten dazu Handwerker Plexiglas-Scheiben in die Empfangsräume ein, um den Vorschriften zu entsprechen.

Doch viele Kundenberater müssen wohl weiter zuhause ausharren. Die US-Bank Citigroup ermuntert ihre Schweizer Private Banker, im Homeoffice zu verbleiben. Die Büros in Genf und Zürich werden nur schrittweise geöffnet. Für diese Angestellten und wohl für viele ihrer Kollegen bei anderen Instituten bedeutet dies: an der Corona-Routine wird sich vorerst nicht viel ändern.

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