Die auch in der Schweiz aktive französische Fondsfirma Varenne Capital sammelt Millionen Daten zu Insider-Trades auf der ganzen Welt. Nun zeichnet sich ein verstörendes Muster ab.

«Brokers are not welcome», ist prominent auf der Webseite von Varenne Capital zu lesen. Damit ist klar: die Pariser Fondsboutique macht ihre Marktanalysen selber – und ist in Zeiten von Corona gut damit gefahren, wie der für die Schweiz zuständige Vertriebschef David Wierzba (Bild unten) im Gespräch mit finews.ch erklärt.

Seit Jahresbeginn haben die vier Fonds der Franzosen zwischen 1 und 4 Prozent auf den knapp 2 Milliarden Dollar an verwalteten Vermögen abgeworfen. Dies, während etwa der Schweizer Bluechip-Index SMI noch immer 7 Prozent im Minus notiert.

Im Januar nach Wuhan geschaut

Recherchieren, reflektieren, investieren: Dieses Vorgehen hat die von CEO Giuseppe Perrone angeführte Truppe dazu veranlasst, schon vergangenen Januar auf die Ereignisse in der chinesischen Provinz Wuhan zu reagieren. «Wir haben unsere Verteidigungslinie heraufgezogen», berichtet Wierzba.

Die bestand in diesem Fall darin, die Kauf-Strategie (Aktien long) zurückzufahren und die Strategie für Grossrisiken (tail risk) zu intensivieren. Damit war die Investmentfirma früh für den Corona-Crash vom März gerüstet.

So läuft die «Maschine» von Varenne Capital: Das 28-köpfige Team führt alle seine Fonds nach denselben vier Strategien – neben den oben genannten noch Leerverkäufe (Aktien short) und Wetten auf Firmenübernahmen (merger arbitrage) – die je nach Marktumfeld herauf- oder heruntergefahren werden. Das stabilisiert in der Summe nicht nur die Rendite in verschiedenen Marktszenarien, sondern erlaubt dem Team auch, weitgehend auf Marktprognosen zu verzichten. Stattdessen vertraut Varenne auf seinen eigentümlichen Vierradantrieb, um die Schlaglöcher des Börsengeschehens heil zu überstehen.

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Auf der Suche nach Mustern

Nicht, dass die Fondsmanager dabei nicht beobachten würden, was sich ringsum abspielt. In gewissen Nischen tun sie das sogar sehr genau. So sammelt Varenne die Insider-Transaktionen von Firmen aus rund 60 Ländern, an die 6 Millionen Trades pro Jahr. Jede Woche suchen die Fondsmanager dann die Datenbank nach Mustern ab: Häufen sich die Käufe oder Verkäufe von Managern in Aktien ihrer eigenen Firmen? Oder sind die Volumen besonders hoch? So sammelt das Varenne-Team Hinweise, welche Aktienpositionen zu erhöhen respektive leer zu verkaufen sind.

Dabei sind Management-Transaktionen – an der Schweizer Börse SIX werden sie anonymisiert aufgeführt – notorisch schwer zu interpretieren. Verkäufe können auch aus steuerlichen Gründen erfolgen. Oder eine Sperrfrist fällt, und das aufgestaute Volumen entleert sich. Ein ungewöhnliches Muster ist hingegen, dass kaum Transaktionen mehr stattfinden. Das, sagt Wierzba, sei seit Ausbruch der Pandemie der Fall.

Pessimistischer als die Herde

«Wir können daraus nur schliessen, dass die Insider nicht an ihre eigene Firma und an die Konjunktur glauben», sagt der Finanzprofi. Im Gegensatz zu den Börsianern, welche bereits auf die nächsten Rekordhochs wetten, sind die Chefs also pessimistisch. Behalten sie recht, wird Varenne seinen Vierradantrieb wohl noch gebrauchen können. Wierzba: «Es könnten harte Zeiten vor uns liegen.»

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