Dieter Wemmer hat eine illustre Assekuranzkarriere hinter sich und sitzt im Verwaltungsrat der UBS. Dennoch partnert er mit einem gefürchteten Hedgefonds – und könnte auch am Schweizer Finanzplatz bald für Aufsehen sorgen.

In den Niederlanden läuten die Alarmglocken, wenn der Name Elliott Management fällt. 2017 wollte der aktivistische Investor – der zuweilen auch als Geierfonds geschmäht wird – den Farbenhersteller Akzo Nobel zur Fusion zwingen. Der Kampf wurde gar vor Gerichten ausgefochten. Und nun tobt ein Kampf um NN: vergangenen Februar erwarb der Hedgefonds 3 Prozent am grössten niederländischen Versicherer. Umgehend setzte der Aktivist auch hier Druck auf.

So veröffentlichte der Hedgefonds im Juni auf der eigens geschaffenen Webseite «Thetimeisnowfornngroup» eine Präsentation mit 70 Folien – darüber, was mit NN nicht stimmt und was verbessert werden muss. «Die Zeit ist reif für NN», so die Botschaft an die Führung des Versicherers. Das Unternehmen muss seinen Börsenwert steigern und den Anlegern mehr Rendite abwerfen.

Mit dem Vorstoss war Elliott allerdings nicht alleine. Als Verbündeter des Hedgefonds trat Dieter Wemmer auf, der sich ebenfalls an NN beteiligt hat. «Es gibt Möglichkeiten, eine höhere Investitions-Rendite zu erzielen, ohne ungewöhnliche Risiken einzugehen», sagte der 63-jährige deutsch-schweizerische Doppelbürger letzten Monat der niederländischen Zeitung «NRC Handelsblad».

Chefposten bei der Zurich ausser Reichweite

Wemmer und der Geierfonds: ein überraschendes Paar. Wemmer hat eine distinguierte Karriere in der Assekuranz hinter sich. Beim grössten Schweizer Versicherer Zurich stieg der Doktor der Mathematik zum Finanzchef (CFO) auf und galt als chancenreicher Nachfolger von Chef James Schiro. Das Rennen machte jedoch 2010 Martin Senn, der dann sechs Jahre später tragischerweise Selbstmord begehen sollte.

Der gebürtige Kölner Wemmer wechselte 2011 zum deutschen Finanzkonzern Allianz und amtete dort erneut als CFO, bis er 2017 nach erreichen der Altersgrenze aus dem Management ausschied.

Bereits im April 2016 war Wemmer in den Verwaltungsrat der UBS berufen worden, wo er seit diesem Jahr für die Nomination von Geschäftsleitungs-Mitgliedern und für die gute Geschäftsführung zuständig ist.

Finanzchef des Jahres

Seine Karriere macht den Rheinländer zum Teil des Finanzestablishments. Daneben ist er auch als Fachmann und Manager hoch geachtet. 2012 wählte ihn die Standesorganisation CFO Forum zum Finanzchef des Jahres. Personen, die ihm begegnet sind, bezeichnen ihn als «Good Guy», der allerdings auch durchgriefen kann. Eine Anfrage von finews.ch, was ihn zur Partnerschaft mit dem gefürchteten Aktivisten Elliott getrieben hat, liess Wemmer bis anhin unbeantwortet.

Im Interview mit «NRC Handelsblad» gab er sich unaufgeregt, richtete an die Adresse des NN-Managements aus: «Das Team kann auf uns hören oder uns ignorieren (...) wir haben Vertrauen in das Unternehmen und in das Team.» Nach den 70 Slides von Elliott klingt das nach einer «Good Cop Bad Cop»-Aufteilung.

Die Wirkung blieb nicht aus. Die NN-Führung unter Chef David Knibbe nimmt nun, nach anfänglicher Gegenwehr, auf der Investitionsseite mehr Risiken, was zu einem erhöhten Free-Cashflow führen sollte. Ebenfalls versprach der Versicherer Ende Juni, jedes Jahr die Dividende zu erhöhen.

Der nächste Grossbanken-Präsident

Damit dürfte es wohl stiller werden um NN. Aber bleibt es ruhig um Wemmer? Am Schweizer Finanzplatz wächst die Schar der Beobachter, die den UBS-Verwaltungsrat zu (noch) Höherem bestimmt sehen. So wird er als möglicher Kandidat sowohl fürs Präsidium beider Schweizer Grossbanken gehandelt.

Bei der Credit Suisse (CS) muss Präsident Urs Rohner im Jahr 2021 abtreten, ansonsten droht beim Institut eine Aktionärsrevolte. Bei der UBS plant Axel Weber bis 2022 an der Spitze der grössten Schweizer Bank zu verbleiben. Auch zu diesen Spekulationen richtete finews.ch Fragen an den Finanzprofi.

Seite an Seite mit Axel Lehmann

Ebenfalls als Kandidat für die Weber-Nachfolger wird zuweilen UBS-Schweiz-Chef Axel Lehmann gehandelt. Den kennt Wemmer noch von früher. Lehmann hatte als Risikochef der Zurich noch Seite an Seite mit Wemmer gearbeitet – und soll sich, so hiess es damals, ebenfalls Hoffnungen auf den CEO-Posten beim Versicherer gemacht haben.

Ab November kontrolliert Wemmer als UBS-Verwaltungsrat zudem einen neuen CEO: Ralph Hamers. Als dieser als 2013 als Chef des niederländischen ING antrat, wurde die Versicherungssparte (die einstige Nationale-Nederlanden) aus dem Konzern ausgegliedert und ging seither als NN alleine ihren Weg. Bis dieser den Pfad von Elliott und Wemmer kreuzte.

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