Das Fintech Assetmax forciert den Ausbau bei Schweizer Vermögensverwaltern, Banken und Pensionskassen. Chef Massimo Ferrari sieht die Digitalisierung dabei als Chance für mehr Eigenständigkeit seiner Kunden, wie er im Gespräch mit finews.ch erklärt.

Die Mehrzahl der unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz startete trotz zweiter Corona-Welle und wankelmütigen Börsen frohen Mutes ins neue Jahr; dies zeigte jüngst auch der Aquila-Vermögensverwalter-Index, der sich auf eine Umfrage bei rund 150 der Finanz-KMU abstützt.

Nah am Puls der Branche ist auch Massimo Ferrari, Gründer und CEO des Fintechs Assetmax. Dieses spezialisiert sich auf die Schnittstelle zwischen Vermögensverwaltern und Banken und bietet dort eine ganze Reihe von Diensten an. Kernstück ist eine Multi-Custody-Plattform, mit der die Kunden ihre Wertschriften-Positionen bewirtschaften.

«Die Vermögensverwalter, mit denen wir zu tun haben, sind mehrheitlich gut durch die Coronakrise gekommen», sagt Ferrari zu finews.ch. Wenn jemand das Jahr mit roten Zahlen abgeschlossen habe, dann aufgrund erhöhter Investitionen, etwa in den Personalaufbau.

Bei Pensionskassen landen

Die Jungfirma, an der auch Wagniskapital-Vehikel der Banken-Softwareschmiede Avaloq, von der Credit Suisse und der Schwyzer Kantonalbank Minderheitsanteile halten, bedient laut Ferrari hierzulande über 80 unabhängige Vermögensverwalter. Ebenfalls beliefert werden mittlerweile drei im Bereich Vermögensverwaltung tätige Banken.

Mit der jüngsten Verstärkung im Vertrieb – vergangenen Januar stiess von der Konkurrenz Silvan Fornaro zum Unternehmen – soll dieser Kundenstamm weiter ausgebaut werden und zudem auch Pensionskassen gewonnen werden.

Superreiche klopfen an

Die Vorzeichen dafür, glaubt man dem Chef, stehen günstig. Der Corona-Lockdown in der Schweiz habe die Vermögensverwalter dazu gezwungen, den digitalen Kanal zum Kunden auszubauen, berichtet Ferrari. «Davon haben auch wir profitiert, etwa in der Aufbereitung von Portfolio-Daten oder im Aufbau von Endportalen, mit denen EAM-Kunden wie im E-Banking direkten Zugriff auf ihre Wertschriften bekommen.»

Auch eine höchst exklusive Klientel klopfte in der vergangenen Monaten vermehrt an den Standorten in Zürich und in Lugano im Tessin an: Superreiche und Family Offices fragen zunehmend nach einer direkten Schnittstelle zu Assetmax, um komplexe Vermögensstrukturen im Auge zu behalten.

Grosse Hoffnungen mit Open Wealth

«Dies ist ein Markt, den wir sehr behutsam erschliessen, um unsere Vermögensverwalter- und Bankkunden nicht zu konkurrenzieren», gibt Ferrari zu bedenken. Sinnigerweise waren ähnliche Offerings vor wenigen Jahren noch chancenlos. Doch Fintechs wie das Zuger Altoo sind daran, sich einen Stamm von sehr vermögenden Kunden aufzubauen, die ihre Banken quasi dazu «zwingen», Schnittstellen zu öffnen.

Mittelfristige Projekte von Assetmax sind nun ein «End-to-End»-Angebot, das auch das Onboarding von Kunden für die Vermögensverwalter umfasst. Ein grosses Thema ist auch die Initiative Open Wealth, welche die digitalen Schnittstellen in der Schweizer Vermögensverwaltung standardisieren will. Assetmax zählt zu den Gründern dieses Open-Banking-Vorhabens.

Dienste gleich selber anbieten

Derzeit kann das Fintech nach eigenen Angaben Daten von rund 70 Banken auf seine Plattform holen, ist aber weiterhin relativ eng ans Avaloq-Kernbanken-System gebunden.

Es gibt also einiges zu tun, doch CEO Ferrari blickt bereits weiter voraus in die Zukunft. «Die Digitalisierung der Vermögensverwaltung wird dazu führen, dass die Vermögensverwalter noch unabhängiger von den Banken werden», sagt der Tessiner, der einst für die Zürcher Kantonalbank arbeitete. «Viele Services, welche sie von den Banken noch beziehen, können sie dann selber anbieten.»

Nur eine Handvoll bleibt übrig

Und wie steht es um die Zukunft in der eigenen Nische? Zusammen mit Assetmax und Wealth Arc sowie Expersoft und Etops sind hierzulande rund 15 Akteure auf dem Gebiet tätig. Ferrari erwartet, dass es unter den Schweizer Vermögensverwaltung-Plattformen in den nächsten drei Jahren zu einer Konsolidierung kommt – bis nur noch eine Handvoll übrig bleibt.

«Matchentscheidend ist eine gewisse Grösse. Ohne diese lässt sich die aufwändige Aufbereitung der Daten nicht gewinnbringend umsetzen», erklärt er. Wichtig seien ausserdem die Datenqualität, ein breites Angebot an Funktionalitäten sowie Angebote zur Automatisierung. Wie seine Kunden setzt aber auch Ferrari auf Unabhängigkeit: «Ein Exit aus Assetmax ist seitens der Eigner derzeit nicht geplant.»