Im Finanzbereich tätige Influencer gewinnen Marktanteile bei Menschen, zu denen Banken kaum Zugang haben. Der Schweizer Finfluencer Fabio Marchesin erklärte finews.ch, was Banken von der Interaktion mit seinen Followern lernen können und warum er sich von der Konkurrenz abhebt.

Influencer wandeln auf einem schmalen Grat zwischen der Annahme von Werbe- und Sponsoringgeldern und der Wahrung der Authentizität gegenüber ihren Followern. Kim Kardashian hat dies letzten Monat auf die harte Tour gelernt. Sie wurde zu einer Geldstrafe verurteilt, weil sie nicht offengelegt hatte, dass sie für die Werbung für einen Krypto-Token auf ihrem Social-Media-Konto bezahlt wurde.

Eine kürzlich durchgeführte Meinungsumfrage eines deutschen Forschungsinstituts ergab, dass Hipster, die ihren zahlreichen Anhängern in den sozialen Medien Finanzratschläge erteilen, sogenannte «Finfluencer», für die Finanzbranche immer wichtiger werden. Doch die Öffentlichkeit hat wenig Vertrauen in sie, auch weil es ihnen an Finanzwissen fehlt.

Mangelndes Know-how kann man Fabio Marchesin, alias FinanzFabio, nicht vorwerfen. Seine Qualifikation als Schweizer Finanzplaner mit offizieller Zulassung zur Anlageberatung räumt zwar nicht alle möglichen Interessenkonflikte aus dem Weg, hebt ihn aber als Finfluencer von der Masse ab.

Einblick in das persönliche Portfolio

Marchesin gibt keine Anlageempfehlungen auf Social Media. Er macht aber seine Investitionen publik, die darin bestehen, monatlich 3’000 Schweizer Franken in denselben ETF zu investieren und wöchentlich Bitcoin im Wert von 300 Franken zu kaufen.

Ausserdem bietet er Online-Module an, die bei unter 100 Franken beginnen. In den einfacheren Lernformaten wird etwa erklärt, wie man seinen Rentenauszug liest oder die jährliche Steuererklärung ausfüllt; umfangreichere Pakete widmen sich unter anderem der Anlage für den Ruhestand.

Diese Kurse sprechen alle Altersgruppen an, sagt Marchsein. Frauen sind aber besonders an dem rund 1'000 Franken teuren Gesamtpaket interessiert, das ihnen ermöglicht, sich mit ihren Finanzen auseinanderzusetzen.

Guter Draht zu Novizen

Für Marchesin macht es Sinn, sich von einem Profi in Sachen Finanzen ausbilden zu lassen, sobald man sein eigenes Geld verdient. Finfluencer haben einen Vorteil gegenüber Banken, wenn Leute erreicht werden sollen, die sich zum ersten Mal mit persönlichen Finanzen befassen.

«Banken verpassen eine riesige Chance, wenn sie keine Finanzbildung anbieten und nur versuchen, Produkte zu verkaufen», sagt er. Das ist aber einfacher gesagt als getan. Denn die Kunden könnten sich abwenden, sobald ihnen neben dem Finanzwissen auch Produkte angeboten würden.

Kein Schnickschnack

Marchesin betont, dass er nicht dafür bezahlt wird, wenn er sein Anlageverhalten mit seinen 12’300 Followern auf Instagram, TikTok und LinkedIn oder den Abonnenten seines Podcasts und seines Newsletters teilt.

Zudem wirbt Marchesin bei seinen Followern nicht aktiv für Finanzprodukte. Hingegen kritisiert er manchmal Produkte und Dienstleistungen, bei denen die Gebühren zu hoch oder die Leistungen unzureichend sind. Dabei verzichtet er auf Schnickschnack, was ihn von einem normalen Bankberater unterscheidet.

«Wenn ich etwas scheisse finde, scheue ich mich nicht, das zu sagen», sagt er und fügt hinzu, dass seine Anhänger das zu schätzen wissen.

«HENRY»

Die Follower von Marchesin in den sozialen Medien gehören wahrscheinlich einer breiteren Vermögensklasse an. Bei seinen Kunden, die mit ihm ein Budget aufstellen oder ihren Ruhestand planen, handelt es sich in der Regel indessen um so genannte «High-Earners-not-Rich yet» (HENRY) mit einem Jahreseinkommen ab 100’000 Franken pro Jahr.

Marchesin ist es besonders gelungen, die Aufmerksamkeit dieser Gruppe zu gewinnen. Die Banken würden dagegen die Bedürfnisse der HENRY vernachlässigen. Dieses Manko erklärt sich Marchesin damit, dass bei der Bank das Vermögen mehr zählt als das Einkommen.

Zudem handelt es sich nach Ansicht von Marchesin um eine Gruppe, die offen ist für Ratschläge und bereit ist zu lernen. Dies hätten die Banken noch zu wenig erkannt: «Leider ist bis heute keine Bank an mich herangetreten, um mit mir eine Partnerschaft für einen Kurs zur finanziellen Bildung einzugehen».

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.65%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.48%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.28%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.15%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.44%
pixel