Société Générale wagt den Schulterschluss mit einem US-Fondshaus. Zuvor hatte die Lokalkonkurrentin BNP Paribas einen ähnlichen Deal abgeschlossen. Das zeigt: unter französischen Grossbanken herrscht Aufbruchstimmung.

Die französische Grossbank Société Générale (SocGen) und der US-amerikanische Vermögensverwalter Alliance Bernstein gründen ein Joint-Venture.

Bei der Teilfusion werden die Bereiche Research und Aktienhandel von SocGen und AllianceBernstein unter dem Dach einer neuen Gesellschaft mit Sitz in London zusammengefasst, wie es in einer gemeinsamen Mitteilung hiess. An dem neuen Unternehmen wird die französische Bank einen Mehrheitsanteil von 51 Prozent halten.

Damit werde ein neuer globaler Akteur im Aktienhandel geschaffen, so die beiden Partner. Die Zusammenlegung soll bis Ende 2023 erfolgen. Nach Ablauf von fünf Jahren hat SocGen die Option, das Unternehmen komplett zu übernehmen.

Investmentbanker ergreift das Steuer

Slawomir Krupa, der Leiter der Investmentbank von SocGen und designierter neuer Gruppen-CEO der Bank und Alliance-Bernstein-Chef Seth Bernstein hätten die Fusion bereits im vergangenen Jahr erörtert, wie die «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) am Dienstag schreibt.

«Sie können von mir erwarten, dass ich versuchen werde, Werte zu schaffen – das ist sicher», wird Krupa von der Zeitung zitiert.

Krupa sei mit der Erwartung berufen worden, die französische Bank nach Jahren der Umstrukturierung und der im Vergleich zu europäischen Konkurrenten unzureichenden Performance wieder auf Vordermann zu bringen. So habe die Investmentbank-Sparte versucht, sich von ihrer Abhängigkeit von Aktienderivaten zu lösen. Bei Ausbruch der Coronavirus-Pandemie haben exotische Finanzprodukten der Bank schwere Verluste beschert.

Richtung BNP Paribas geschielt?

Gut möglich, dass Krupa dabei hinüber zur erfolgreichen Lokalkonkurrentin BNP Paribas geschielt hat. Im vergangenen Jahr hatte diese das Aktien-Joint-Venture mit dem Asset Manager und Broker Exane aufgekauft. Die französische Grossbank hat im Investmentbanking einen Lauf und ist unlängst mit der Übernahme von Investmentbank-Kunden der Credit Suisse aufgefallen.

Der amerikanische Asset Manager Alliance Bernstein, der ein verwaltetes Vermögen von 627 Milliarden Dollar betreut, trennt sich mit dem Deal von seinem Research; dieses hat in der 55-jährigen Geschichte des Unternehmens immer eine Schlüsselrolle gespielt.

Nur wenig Stellen in Gefahr

«Es gab vieles, was wir in unseren Geschäftsbereichen hätten ausbauen müssen. Aber wir hatten nicht die Ressourcen, um unserem Verkaufsteam das zu bieten, was es in Asien, in den USA und in Europa braucht», kommentierte das Fondshaus. «Wir mussten eine Entscheidung treffen.» Diese fiel nun zugunsten der Franzosen aus.

Das neue Unternehmen soll von Robert van Brugge geleitet werden, dem derzeitigen Leiter der Research-Abteilung von Alliance Bernstein. Als Stellvertreter werde Stephane Loiseau fungieren, Leiter des Aktienhandels von SocGen.

Laut Krupa gebe es nur geringe geografische Überschneidungen der beiden Geschäftsbereiche. Alliance Bernstein ist in Nordamerika und Asien stark positioniert, SocGen ist in Europa grösser. Dadurch werde es nur zu einem minimalen Abbau von Arbeitsplätzen und einem Verlust von Kunden kommen.

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