Die UBS zieht den Stecker bei «Crossfinder»: Das alternative Handelssystem der Credit Suisse war lange einer der führenden Dark Pools.

Grosse Finanzakteure handeln Aktien häufig ausserhalb der traditionellen Börsen in sogenannten Dark Pools. Auf diesen «Schattenmärkten», die von Banken oder Börsen betrieben werden, bleiben Käufer und Verkäufer anonym und ihre Aufträge bis zur Ausführung verborgen.

Aufsichtsbehörden stehen solchen Handelsplattformen daher oft kritisch gegenüber, da sie unter anderem Preisverzerrungen befürchten. Im Bereich der Dark Pools geht nun eine Ära zu Ende. 

Alternative Handelsplattform für Institutionelle

Im Zuge der Integration der Credit Suisse (CS) wird die UBS die elektronische Handelsplattform Crossfinder abwickeln und das angeschlossene algorithmische Handelsgeschäft (AES) wird keine Aufträge mehr an das System weiterleiten, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» am Mittwoch berichtete (kostenpflichtiger Artikel).

Für viele Privatanleger dürfte die Tragweite dieser Entscheidung allerdings schwer abschätzbar sein, da sie in der Regel keinen Zugang zu solchen «Schattenmärkten» haben.

Die UBS hat das alternative Handelssystem von ihrer Konkurrentin im Zuge der Übernahme «geerbt». Der letzte Tag des ATS-Betriebs von Crossfinder sei der 31. August 2023, danach werde AES keine Aufträge mehr weiterleiten, hiess es weiter. Kundinnen und Kunden wurden gebeten, sich mit den ATS-Mitarbeitenden von UBS Cash Equities in Verbindung zu setzen, um Unterstützung für alternative Optionen zu erhalten.

Einst führende Plattform

Crossfinder wurde 2005 lanciert und war lange Zeit einer der grössten Dark Pools. Er ermöglichte es grossen Finanzakteuren wie Hedgefonds, Transaktionen elektronisch zu koordinieren und attraktivere Preise als an den regulären Börsen zu erzielen.

Seit dem Zusammenbruch von Bill Hwangs Archegos Capital Management und der Übernahme der CS durch die UBS ist das Volumen jedoch drastisch zurückgegangen.

UBS mit marktführendem System

Viele Trading Desks haben Crossfinder einfach aus ihren Routing-Tabellen entfernt: Zwischen Januar und Mai dieses Jahres verlor das System 70 Prozent seines verbliebenen Volumens. Bis Juni 2022 war es noch der drittgrösste Dark Pool. Jetzt liegt die Plattform mit einem Marktanteil von 1,9 Prozent (Stand Mai) nur noch knapp über dem Median.

Die UBS betreibt ihr eigenes ATS, das laut «Bloomberg Intelligence» im vergangenen Mai einen Marktanteil von 15,7 Prozent hatte. Dieser Dark Pool ist der grösste mit einem um 3 Prozentpunkte höheren Marktanteil als der wichtigste Konkurrent Sigma X2 der US-Investmentbank Goldman Sachs.

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