Ein früherer Managing Director der Schweizer Grossbank UBS betätigt sich heute nicht nur als Vermögensverwalter, sondern hat jetzt auch ein Buch geschrieben.

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Adriano Lucatelli (Bild) ist kein Unbekannter in der Branche, arbeitete er doch ab 1994 zunächst bei der Credit Suisse, wo er Führungsfunktionen in Zürich und London ausübte. Und später war er von 2002 bis 2009 bei der UBS als Managing Director und Mitglied des Management Committee im Wealth Management & Business Banking Schweiz tätig.

Danach machte er sich selbständig und stieg bei den Vermögensverwaltern Brem Neff & Partner ein, wo er die die Gründung der Reuss Private Group initiierte.

Weitläufige Interessen

Von_Highflyern_2Die Vermögensverwaltungsfirma bietet zwei Spezialitäten: Sie konzentriert sich einerseits auf Unternehmer und Executives – ihnen offeriert sie eine massgeschneiderte Vermögensplanung.

Andererseits will Reuss Private als Plattform für unabhängige Vermögensverwalter und Finanzberater sowie Family Offices dienen – etwa beim Umgang mit regulatorischen und technologischen Anforderungen. Seit Herbst 2011 besteht dafür auch eine Zusammenarbeit mit dem deutschen Anlagefondshaus Universal-Investment.

Lucatellis Interessen beschränkten sich seit jeher nicht auf das Bankgeschäft. Immer wieder befasste er sich intensiv mit Wirtschafts- und Anlagefragen, wie seine periodischen Anlagekommentare von Reuss Private belegen.

Unter diesen Prämissen hat Lucatelli nun das Buch «Von Highflyern, Penalties und Bruchlandungen» publiziert. Darin stellt er im Wesentlichen fest, dass die Gesellschaftsform eines Unternehmens zumeist einen erheblichen Einfluss auf die Börsenperformance eines Unternehmens hat.

Vorsicht vor unechten Aktiengesellschaften

Konkret warnt Lucatelli die Anleger vor «unechten» Aktiengesellschaften, die ihren Eigentümern über lange Zeiträume hinweg keinerlei Mehrwert geboten haben.

Nicht ganz überraschend ist dabei auch der Umstand, dass zahlreiche Banken zu diesen Beispielen zählen, da ein grosser Teil des geschaffenen Mehrwerts ans Management statt an die Aktionäre fliesst, wie zahlreiche Fälle aus der jüngsten Vergangenheit zeigen.

Eigentümer kommen zu kurz

Seine These der Rechtsform untermauert Lucatelli mit einer Vielzahl von Beispielen aus verschiedenen Branchen. «Wer sich etwa die längerfristige Aktienkursentwicklung von Lebensversicherern und Fluggesellschaften anschaut, wird rasch feststellen, dass Aktionäre von solchen Firmen auf lange Sicht kaum Geld verdient haben», sagt Lucatelli. Und warum ist das so?

«In beiden Branchen tragen die Aktionäre das volle Risiko eines Verlust», so Lucatelli weiter. Wenn aber Gewinne erzielt würden, gingen diese grösstenteils an die Kunden, sei es durch – teilweise obligatorische – Gewinnbeteiligungen an die Policeninhaber oder durch umfassende Kundenbindungsprogramme für Vielflieger.

Im amerikanischen Stil geschrieben

«Man könnte sich deshalb auf den Standpunkt stellen, dass es sich bei diesen Unternehmen um «unechte», Aktiengesellschaften handelt und sie besser als Genossenschaften organisiert wären», erklärt Lucatelli. «Dann nämlich wäre die Verteilung der Risiken und Gewinnchancen im Gleichgewicht.»

Adriano Lucatelli hat insgesamt ein lesenswertes Buch geschrieben, das ganz im amerikanischen Stil spannend und gleichzeitig hoch kompetent konzipiert ist. Das handliche Werk hat zudem einen überschaubaren Umfang, was auf Anhieb zur Lektüre einlädt, und es enthält viele Beispiele und Vergleiche, die Lucatellis These stützen.

Alles in allem ein gelungenes Buch, das alle interessieren sollte, die weitesten Sinn mit den Finanzmärkten zu tun haben.

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