Grosse Banken seien zu gefährlich, sagt Privatbankier Konrad Hummler. Daher werde der Kapitalverkehr künftig über andere Kanäle erfolgen.

Die Finanzkrise und die damit verbundenen Ausfälle, welche letztlich vom Steuerzahler getragen werden mussten, seien der Beweis dafür, dass das System so nicht funktioniere, sagte Konrad Hummler am Montag an der «Free Market Road Show» in Vaduz. Viel zu lange hätten sich die grossen Banken auf eine implizite Staatsgarantie abstützen und dadurch viel zu hohe Risiken eingehen können. Dabei sei die staatliche Sicherheit gar nicht unbedingt gerechtfertig. Nach Hummlers Dafürhalten ist es nicht sicher, ob eine UBS in ihrer Gesamtheit wirklich systemrelevant und daher schützenswert sei.

Nach seiner Einschätzung sind verschiedene Funktionen im Finanzwesen systemrelevant. Dazu gehörten etwa der Zahlungsverkehr oder der Devisenhandel. Ganze Institutionen seien aber kaum systemrelevant. «Bei den staatlichen Rettungsaktionen hätte man die Systemrelevanz viel enger fassen müssen», sagte Konrad Hummler.

Verluste wurden sozialisiert

Mit den beschlossenen Staatsinterventionen seien jedoch in erster Linie die Aktionäre über Gebühr geschützt worden. Dabei hätten sie als Eigentümer des Unternehmens im Prinzip als erste für die verlustreichen Geschäfte zur Rechenschaft gezogen werden müssen. Stattdessen seien die Verluste sozialisiert worden.

Durch die Erfahrungen aus der jüngsten Krise, aber auch auf Grund der ganzen Diskussion um die so genannte «Moral Hazard»-Problematik geht Hummler davon aus, dass sich die ganz grossen, weltweit tätigen Finanzkonzerne über kurz oder lang kaum werden bewähren können. Er glaube nicht, dass sich ein System, das auf einer impliziten Staatsgarantie beruhe, halten könne. «Die Grossbanken werden durch etwas Gescheiteres ersetzt werden», sagte Konrad Hummler.

An den Grossbanken vorbei

Kapitalallokation und -transformation seien für jede Volkswirtschaft von existenzieller Bedeutung und müssten zudem auf freien marktwirtschaftlichen Prinzipien beruhen. Darum werde es einen Weg geben, der an den grossen, heute teilverstaatlichten Bankensystem vorbei führt.

Konrad Hummler erwartet, dass die so genannte Fristen- und Kapitaltransformation im Finanzwesen künftig zu einem wesentlichen Teil unabhängig über das Internet erfolgen wird und damit weniger über die Grossbanken. Dank der neuen Technologien werde es möglich sein, Risiken auch künftig sinnvoll zu verbriefen und dadurch den Kapitalfluss innerhalb einer Volkswirtschaft, aber auch zwischen den verschiedenen Banken zu alimentieren.

Finanzsystem mit vielen Fehlanreizen

In seinem jüngsten Anlagekommentar schreibt Konrad Hummler: «Die Krise hat wohl endgültig gezeigt, dass das vom Staat als Garanten geprägte Finanzsystem vielen Fehlanreizen unterliegt und zu extremen Fehlallokationen neigt. Inzwischen gibt es vor allem auf dem Internet eine ganze Reihe von Plattformen, die Banken als Finanzintermediäre ausschalten und Kreditgeber und Kreditnehmer direkt miteinander in Verbindung bringen.»

«Voraussichtlich werden bald auch die in dieser Krise verteufelten strukturierten Vehikel (Securitization) diesem Zweck dienen. Gelingt dies, würde sich die Bedeutung des Bankensystems in Wirtschaft und Politik markant vermindern. Das wäre nicht nur effizienter, sondern angesichts des zu grossen Gewichts dieses Sektors auch eindeutig wünschenswert.»

Die «Free Market Road Show» in Vaduz fand in Kooperation mit der «European Center of Austrian Economics Foundation» statt.

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