Die fusionierte Bélvèdere Asset Management ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein Vermögensverwalter heute positioniert sein sollte. Kostensynergien standen dabei nicht einmal im Vordergrund, sagt CEO Giorgio Saraco im Interview mit finews.ch.


Herr Saraco, Sie haben bereits im April 2014 Wachstumspläne bekundet. Was haben Sie seit damals unternommen?

Zunächst haben wir die Kunden der ehemaligen Centrum Bank (Schweiz) abgewickelt, die heute grösstenteils bei der Belvédère Asset Management betreut werden. Dann folgte das Zusammenführen der beiden Einheiten (Belvédère und Centrum), was rückblickend sehr erfolgreich verlaufen ist.

Wir haben uns dem Kollektivanlagegesetz unterstellt und werden damit von der Finma beaufsichtigt. Ebenso haben wir an der weiteren Stärkung unserer Marke gearbeitet und zusammen mit dem Verwaltungsrat eine klare Strategie entwickelt. Ein erstes Resultat ist nun die Fusion mit der Firma Interesta.

Wie und warum wurden Sie mit der Interesta handelseinig?

In erster Linie wegen den Persönlichkeiten Thomas Fischli und Peter Sechler. Wir haben sofort gespürt, dass das passen würde. Insbesondere aufgrund der Werte im Umgang mit Kunden und Mitarbeitenden, die wir gemeinsam teilen.

«Im heutigen Marktumfeld ist eine gewisse Unternehmenssubstanz und -grösse wichtig»

Die Interesta ist gut aufgestellt, gut geführt und organisiert, dies bestätigte sich durch den ganzen Due-Diligence-Prozess hindurch. Weiter war es für uns alle wichtig, dass die Gründer der beiden Unternehmen weiterhin beteiligt und operativ tätig bleiben. Beide Unternehmen sind finanziell gesund und standen nicht unter Druck, einen solchen Schritt realisieren zu müssen.

Warum passen die beiden Firmen zusammen?

Die Unternehmen ergänzen sich gegenseitig sehr gut. Eine der Stärken der Interesta ist die Kundenbetreuung und -akquisition, während die Belvédère vor allem in der Vermögensverwaltung sehr gut aufgestellt ist. Es handelt sich also primär um einen strategischen Fit – Kostensynergien standen nicht im Vordergrund. Entsprechend ist kein Stellenabbau geplant.

Die Swissness war uns allen in der Vergangenheit sehr wichtig, nun werden wir in Glarus, Zürich und Zug präsent sein.

Welche Vorteile und Verbesserungen haben Sie nun als fusionierte Gesellschaft?

Im heutigen Marktumfeld ist eine gewisse Unternehmenssubstanz und -grösse wichtig. Ich glaube, dieser Aspekt wird in den kommenden Jahren noch mehr an Bedeutung gewinnen. Wir haben nun sicherlich mehr Visibilität am Markt und können unsere Distribution deutlich steigern.

«Die Möglichkeiten, organisch zu wachsen, haben sich deutlich verbessert»

Das mögliche «Key-People Risk» in der neuen Organisation ist besser diversifiziert. Die Möglichkeiten, organisch zu wachsen, haben sich durch die stärkere Frontausrichtung und breitere Kundenberaterbasis deutlich verbessert.

Erfolgte diese Fusion vor dem Hintergrund der zunehmenden Regulierung?

Natürlich war dies auch ein Punkt – aber nicht einer der Hauptgründe. Unsere Erfahrung zeigt jedoch, dass gerade für sehr vermögende Familien die Regulierung heute eine wichtige Rolle eingenommen hat. Die Kunden wollen wissen, nach welchen Kriterien das Unternehmen geführt und geprüft wird. Glaubwürdigkeit ist in unserem Geschäft ein zentrales Element.

Wer ist Ihre Klientel?

Die Belvédère hat im vergangenen Jahr ihr 15-jähriges Bestehen gefeiert, und wir sind der Gründerin, Thérèse Meier, sehr dankbar dafür. Wir geniessen das langjährige Vertrauen einiger sehr vermögenden Familien und Privatpersonen. Diese Kundenbasis wird jetzt durch die Interesta erweitert und wir werden neu auch institutionelle Gelder verwalten.

Was sind Ihre Differenzierungsmerkmale gegenüber der Konkurrenz?

Wir weisen einen langjährigen Track-Record aus und können eine klare Nachhaltigkeit in der Kundenbetreuung und Vermögensverwaltung ausweisen. Mit der Zusammenlegung der beiden Gesellschaften ist die Nachfolgeregelung in der Kundenbetreuung gelöst.

«Wir machen auf der Asset-Management-Seite unsere Fondsstrukturen dem Markt zugänglich»

Ein bedeutendes Merkmal ist sicher, dass wir im Umgang mit sehr grossen Vermögen die entsprechende Erfahrung haben und davon profitieren alle unsere Kunden. Wir stehen für sehr persönliche, individuelle und aktive Betreuung ein, sonst kann man mit Family-Office-Dienstleistungen nicht erfolgreich sein.

Wir werden auf der Asset-Management-Seite unsere Fondsstrukturen dem Markt zugänglich machen und haben noch einige weitere Ideen für die kommenden zwölf bis 24 Monate. Zudem wird die Verwaltung von Kunstsammlungen immer wichtiger. Auch hier verfügen wir über entsprechendes Know-how.

Sie verwalten als fusionierte Gesellschaft 2,4 Milliarden Franken. Welche Ziele haben Sie sich bis wann gesetzt?

Wir haben einen fünfjährigen Strategieplan erarbeitet. Wenn wir diesen konsequent umsetzen und einen guten Job machen, bin ich zuversichtlich, die gesteckten Ziele zu erreichen und die verwalteten Vermögen weiter zu steigern.

«Wir werden interessante Dossiers vor allem im Bereich der Kundenbetreuung sicherlich prüfen»

Wir wollen das Unternehmen noch besser diversifizieren und da spielt das Asset Management eine wichtige Rolle. In den nächsten Jahren planen wir, zusätzlich explizite Expertisen in weiteren Fachgebieten aufzubauen.

Wollen Sie weitere Vermögensverwalter übernehmen?

An erster Stelle steht jetzt die Integration. Dafür werden wir uns die nötige Zeit nehmen. Denn dies ist ein zentraler Punkt, der über den Erfolg dieser Transaktion entscheiden wird. Zudem sind wir weiterhin sehr gut kapitalisiert, was einen entsprechenden Spielraum offen lässt.

Suchen Sie weiteres Personal – falls ja, welche Profile?

Wir sind jetzt breiter aufgestellt und somit ein interessanter, verantwortungsvoller Arbeitgeber, bei dem die Mitarbeitenden eine wichtige Rolle einnehmen. Wir werden interessante Dossiers vor allem im Bereich der Kundenbetreuung sicherlich prüfen, wobei dies in den kommenden Monaten nicht unsere erste Priorität sein wird.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.69%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.59%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.17%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.05%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.5%
pixel