Wie steht Avaloq-Chef Francisco Fernandez zum Bitcoin? Was hält ihn davon ab, ein Fintech zu kaufen? Und welche Expansionspläne hegt er in Asien? Das alles verrät er im Interview mit finews.asia.


Herr Fernandez, Kryptowährungen sind derzeit das heisse Thema. Banker wie J.P. Morgan-CEO Jamie Dimon halten Bitcoin für einen Betrug, China will den Handel verbieten. Was denken Sie?

Ich persönlich glaube, dass Kryptowährungen, seien es nun Bitcoin oder andere, sich weiter etablieren werden. Das Faszinierende am Bitcoin und den anderen Kryptowährungen ist die Blockchain-Technologie, auf der sie basieren. Bitcoin ist nur eine mögliche – und zurzeit die bekannteste – Anwendung. Da wird noch viel kommen.

Was denn?

Die Blockchain-Technologie wird beispielsweise in der öffentlichen Verwaltung breit eingesetzt werden, in Teilen oder sogar als Ganzes. Diese Entwicklungen beobachten wir derzeit in Finnland, Schweden oder in Dubai. Zugegeben, Kryptowährungen sind zurzeit sehr volatil.

«In Kürze werden wir zwei weitere asiatische Privatbanken zu unserem Kundenstamm zählen»

Und ich bin gespannt, wie die Regulatoren das Thema weiter behandeln werden.

Wie steht es um die Expansion von Avaloq in Asien und dem Füllstand Ihrer Pipeline?

Wir sind sehr aktiv in der Region und unsere Pipeline ist voll. Was ich ankündigen kann: Wir werden in Kürze zwei weitere asiatische Privatbanken zu unserem Kundenstamm zählen können.

Hat Ihnen Ihr neuer Investor Warburg Pincus zu Vorteilen und neuen Kontakten in Asien verholfen?

Mit der Partnerschaft zu Warburg Pincus haben wir für alle unsere Regionen Beiräte ernannt. Die Netzwerke dieser Mitglieder bringen uns viel. Warburg Pincus kann uns zu Kontakten mit Banken und Vermögensverwaltern verhelfen, sowohl in Asien als auch in anderen Regionen.

In Singapur hat Avaloq 2016 die Back-Office-Operationen für das Wealth Management der Deutschen Bank übernommen. Nutzen inzwischen auch noch andere Banken Ihr dortiges Business-Process-Outcouring-Centre (BPO)?

Ja, unser Singapurer BPO ist ein Hub für weitere Banken, von dem wir unsere Software- und Business-Process-Dienstleistungen anbieten. Es ist somit ein wichtiger Bestandteil unseres globalen Processing-Netzwerkes und hilft uns bei den weiteren Expansionsplänen in Asien.

Was denken Sie von der Entwicklung der Fintech-Branche in Asien?

Die Geschwindigkeit, mit der die Veränderungen in Asien vonstatten gehen, ist unglaublich. Chatbots, nur um ein Beispiel zu nennen, haben die Finanzbranche in China im Sturm erobert. Südkorea wird sich in den kommenden Jahren zur bargeldlosen Gesellschaft entwickeln.

«Auch Avaloq ist zunächst einmal ein Fintech, auch wenn wir kein Startup mehr sind»

Es gibt eine immense Nachfrage nach Innovationen, und wir können mit Stolz sagen, dass wir als Partner der asiatischen Finanzindustrie Teil dieser Entwicklung sind. Wir sind Teil dieses Ökosystems. Das heisst, wir können gemeinsam besser und rascher innovieren.

Fintech-Anwendungen werden inzwischen von Banken und Konsumenten genutzt. Ist das eine Bedrohung?

Im Gegenteil, das bietet Chancen. Auch Avaloq ist zunächst einmal ein Fintech-Unternehmen, auch wenn wir kein Startup mehr sind. Wir pflegen mit vielen anderen Fintechs eine enge Zusammenarbeit, was für diese enorme Möglichkeiten eröffnet. Zudem verfügen wir über einen globalen Kundenstamm mit mehr als 150 Banken, die zusammen über 4'000 Milliarden Franken verwalten.

Wie sieht eine solche Zusammenarbeit aus?

Diese Kooperationen finden über den Avaloq-Software-Exchange statt, den ich als «App Store» für Banken bezeichne. Zudem haben wir zahlreiche unserer API-Schnittstellen auf einem Portal für Software-Entwickler zugänglich gemacht.

«Um von ihren Innovationen profitieren zu können, muss man Fintechs nicht gleich kaufen»

Hier ist ein Netzwerk von rund 1'200 Entwicklern und Ingenieuren entstanden, in welchem in Zusammenarbeit mit Avaloq-Entwicklern diskutiert, experimentiert und innoviert wird – es ist ein äusserst lebendiges Ökosystem entstanden.

Ziehen Sie auch Akquisitionen von Fintechs in Betracht?

Wir pflegen bereits eine enge Zusammenarbeit mit einer Reihe von Fintechs. Mit vielen von ihnen arbeiten wir über den Avaloq-Software-Exchange partnerschaftlich zusammen. Um von ihren Innovationen profitieren zu können, muss man Fintechs nicht gleich kaufen.

Wir glauben mehr an Partnerschaften innerhalb unseres Ökosystems. Ausschliessen möchte ich Akquisitionen aber nicht, sofern sie aus technologischer, finanzieller und kultureller Sicht Sinn machen.


Francisco Fernandez hat Avaloq vor mehr als 25 Jahren als Spin-off von Martin Ebners BZ-Gruppe gegründet. Innert weniger Jahre gelang es ihm, aus der kleinen Software-Schmiede einen leistungsstarken IT-Konzern aufzubauen, der inzwischen mehr als 2'000 Angestellte beschäftigt und über eine halbe Milliarde Franken Umsatz erzielt.

 

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