Leonteq und Evolute richteten auf Anfrage von finews.ch aus, Marktgerüchte würden nicht kommentiert.

Verbindungen zwischen den beiden Unternehmen gibt es bereits: Ruflin gehörte zusammen mit Michael Hartweg (Bild unten) zum Gründungsteam von EFG Financial Products, dem Startup um Jan Schoch, das 2012 an die Börse kam und in Leonteq umbenannt wurde.

Michael Hartweg

Während Ruflin als Verwaltungsrat eher im Hintergrund wirkte, war Hartweg als Finanzchef und stellvertretender CEO lange die Nummer zwei im Unternehmen hinter Schoch. Hartweg, ein früherer Goldman-Sachs-Banker, verliess 2015 Leonteq und verkaufte wenig später auch alle seine Anteile.

Ruflin profitierte von Schochs Ende

Rufllin blieb an Bord und nahm wieder zunehmend Einfluss auf die Geschehnisse bei Leonteq. Diese kulminierten im vergangenen Herbst im Rauswurf Schochs.

Der 44-jährige Ruflin profitierte in zweierlei Hinsicht: Er stockte seinen Anteil an Leonteq auf und ist seither nach Raiffeisen der gewichtigste Aktionär des Derivateunternehmens. Und der Weg zum CEO-Posten war für ihn als Vizepräsidenten des Verwaltungssrates ebenfalls frei.

Ein Vertrauter von Pierin Vincenz

Ruflin soll bereits 2016 zusammen mit Pierin Vincenz, der damals gerade Verwaltungsratspräsident geworden war und heute in Untersuchungshaft sitzt, Möglichkeiten sondiert haben, Schoch zu entmachten. Das Unternehmen war damals nach einer überhitzten Wachstumsphase in eine Krise geschlittert und hatte rote Zahlen geschrieben.

Der deutsche Hartweg schlug den Weg des Investors und Financiers ein. Zu seinen Startups gehörte Evolute, das er Ende 2015 zusammen mit den IT-Entwicklern Michael Gauckler und Martin Polasek sowie der Ex-Credit-Suisse-Bankerin Kathleen DeRose gründete. Seit Anfang Jahr ist Hartweg Verwaltungsratspräsident.

Viele ehemalige Leonteq-Mitarbeiter

Evolute bietet für Vermögensverwalter Plattform-Dienstleistungen an, welche neben Onboarding-Prozessen über Reporting und Portfoliomanagement derzeit vor allem auch Risikomanagement und Compliance abdecken.

Vergangenes Jahr fusionierte Evolute mit Swisscomply, einem Anbieter von regulatorischen Dienstleistungen. Das Startup beschäftigt inzwischen deutlich mehr als 50 Mitarbeiter – von denen ein guter Teil zuvor bei Leonteq tätig war.

Startup-Wehen bei Evolute

Der kombinierte Ansatz, Softwarelösungen und bei Bedarf Experten-Know-how anzubieten, mag dem derzeitigen Trend zu hybriden Fintech-Lösungen entsprechen, scheint sich finanziell aber noch nicht zu rechnen. 

Evolute hat jedenfalls Finanzbedarf, und der neue Partner wird offensichtlich Leonteq sein. Ruflin hatte bei seiner Ernennung zum CEO deutlich gemacht, dass er das Unternehmen in die nächste Wachstumsphase führen werde. Im Fokus steht dabei in erster Linie die weitere Expansion in Asien.

Wem nützt die Kooperation?

Doch gehört zu Ruflins Plänen angeblich auch die Erweiterung des sogenannten «Ökosystems». Leonteq hat sich in seiner Boomphase vor drei, vier Jahren selber als «Finteq»-Unternehmen bezeichnet, die Wortschöpfung aber im Zuge des temporären Niedergangs bald wieder verbannt. 

Nicht offensichtlich ist, was Leonteq der Einstieg bei Evolute im operativen Geschäft mit der Emissions-Plattform für Strukturierte Produkte bringen kann. Leonteq hatte in seiner Hochphase in den Jahren 2013 bis 2015 verschiedene Entwicklungen im Bereich Datenmanagement und -analyse angestossen.

Geplant war dabei auch, Kunden einen vollintegrierten Robo-Advisor anzubieten, der Zugang zu aufbereiteten Datensätzen ermöglicht. Diese «Smart-Data»-Initiative hatte ausgerechnet der heutige Evolute-Präsident Hartweg geleitet. Gut möglich, dass sich in diesem Bereich Anbindungspunkte zwischen Evolute und Leonteq finden.

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