Kaum eine andere Kundengruppe auf der Welt ist den fortlaufenden Veränderungen in der internationalen Bankbranche mehr ausgesetzt als die Russen. Die Schweiz spielt dabei eine zentrale Rolle. 

Alle möchten sie, doch niemand will sie gerne. So liesse sich das schwierige Verhältnis der russischen Reichen und der westlichen Banken umschreiben. Mit ihren Vermögen stellen die Wohlhabenden aus Russland zwar eine höchst attraktive Klientel dar. Doch gleichzeitig zeigt sich permanent, wie gefährlich das Geld dieser Kunden sein kann.

Nicht selten stammen diese Mittel aus fragwürdigen, um nicht zu sagen kriminellen Geschäftstätigkeiten, was die Reputation der involvierten Banken extrem gefährdet. Die jüngsten Geldwäscherei-Fälle in Deutschland, Dänemark und auch in der Schweiz belegen dies eindrücklich.

Ehrliche Russen?

Allerdings herrscht in Sachen Russlandkunden zwischen dem Mythos und der heutigen Realität ein tiefer Graben, wie eine Studie des russischen Immobilienbrokers Tranio und des russischen Konferenzveranstalters Adam Smith Conferences zum Schluss kommt. Denn offenbar hat erstmals mehr als die Hälfte (58 Prozent) der wohlhabenden Russen ihre ausländischen Bankbeziehungen den Behörden in der Heimat offengelegt. Im Vorjahr waren es erst 42 Prozent gewesen.

Um dies zu bewerkstelligen, so die Studie weiter, beteiligten sich immer mehr Russen an Steueramnestie-Programmen (71 Prozent der Befragten) oder lösten ausländische Kapitalgesellschaften auf (73 Prozent der Befragten).

Angst vor Sozialisten

Grafik Russland kleinAllerdings ist das Bedürfnis vieler Russen, einen Teil ihres Vermögens ausserhalb der Heimat in Sicherheit zu wissen, nach wie vor sehr gross, wie aus der Studie weiter hervorgeht. Dabei «wandert» das Geld – je nach Opportunitäten – zwischen den einschlägig bekannten Finanzzentren hin und her. Zypern galt dabei lange Zeit als beliebteste Anlaufstelle (52 Prozent der Befragten). Doch seit der Bankenkrise von 2013 und dem darauffolgenden Druck der USA auf das Land, orientieren sich viele Russen neu und gehen – in die Schweiz (39 Prozent der Befragten), so die Studie.

Höchst beliebt war bis jetzt auch Grossbritannien respektive London. Doch seit dem Brexit und der wachsenden Angst, dass der Sozialist und Labour Jeremy Corbyn Regierungschef werden könnte, verliert das Vereinigte Königreich fortlaufend an Attraktivität, wie finews.asia bereits vergangene Woche berichtete. Auch die Credit Suisse äusserte in dieser Hinsicht schon Bedenken.

Superreiche ziehen in die Schweiz

Sehr vermögende Russen (mit umgerechnet 50 Millionen Franken und mehr) schaffen ihr Geld nun vorzugsweise in die Schweiz, nach Luxemburg oder in die USA. Demgegenüber ziehen «gewöhnliche» Millionäre Destinationen wie die arabischen Emirate (namentlich Dubai), Malta oder Singapur vor. Diese Präferenzen hängen offenbar damit zusammen, dass es für russische Kunden generell sehr schwierig geworden ist, eine Kontoverbindung überhaupt eröffnen zu können.

Die vielerorts verschärften Richtlinien (Know your Customer, KYC) für die Aufnahme von Neukunden – respektive deren konsequente Umsetzung – machen das Leben für russische Reiche besonders schwer, wie zwei Drittel der Befragten versichern. Die Abwehrhaltung vieler Banken ist heute extrem, selbst wenn regelmässige Geldwäscherei-Skandale für Schlagzeilen sorgen und einen gegenteiligen Eindruck vermitteln. Doch letztlich bleiben das Einzelfälle, während das Gros der reichen Russen die Konsequenzen zu tragen hat.  

Lukrative Russland-Desks

Skandalfälle werden sich auch in Zukunft nicht gänzlich vermeiden lassen. Doch deutet einiges darauf hin, dass mit deklarierten russischen Geldern durchaus lukrative Geschäfte zu machen sind. Anders liessen sich die zahlreichen Russland-Desks nicht erklären, die auch bei vielen Schweizer Privatbanken existieren respektive florieren. Dem Vernehmen nach zeigen dabei immer mehr russische Kunden (rund 15 Prozent) ein Interesse an Club-Deals, also an Investitionsprojekten bei denen sich fünf bis höchstens 15 Personen beteiligen.  

 

 

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