Die liechtensteinische VP Bank hat ihr Büro in Moskau geschlossen, wie Recherchen von finews.ch ergaben. Gleichzeitig bauschen sich in Russland Gerichtsverfahren gegen das Institut auf. Eine Einordnung.

Im Büro der VP Bank im fünften Stock des World Trade Center in Moskau nimmt niemand mehr den Hörer ab. Die Repräsentanz, die das liechtensteinische Institut seit 2005 in der russischen Hauptstadt unterhielt, wurde im vergangenen November geschlossen. Dies bestätigte das Geldhaus gegenüber finews.ch.

Das Moskauer «Rep Office» funktionierte als Ableger der Schweizer Tochter der VP Bank und blickt auf eine bewegte Geschichte mit teils schillerndem Personal zurück. Das Aus für das Büro kam nun möglicherweise nicht ganz freiwillig, wie Recherchen nahelegen: Seit drei Jahren stehen die Aktivitäten der VP Bank in Russland im Zentrum von juristischen Auseinandersetzungen, in denen dortige Kläger insgesamt 25 Millionen Dollar einfordern.

Schwerreiche Russen

Dieser Rechtsstreit ist in dieser Zeit eskaliert. Eine Einigung mit der russischen Seite steht indessen weiterhin aus. Und die VP Bank, die in den vergangenen Monaten hierzulande Russland-Spezialisten von der Falcon Private Bank und von der ehemaligen Notenstein La Roche Privatbank zu sich lockte, muss nun zusehen, wie sie das Geschäft mit schwerreichen Russen ohne ihr Moskauer Standbein bestreitet.

Die VP Bank sieht auf Anfrage von finews.ch kein Problem. «Der Betrieb unseres Rep Offices in Moskau ist für das Russland-Geschäft der VP Bank nicht relevant. Russland bleibt aber ein zentraler Zielmarkt der VP Bank Gruppe und wird wie bisher primär am Standort Zürich betreut», sagte ein Sprecher. Zudem sei die Schliessung des Büros rein aus Effizienzüberlegungen sowie zur Reduzierung von Komplexitäten und Kosten erfolgt. Es bestehe «keinerlei Zusammenhang» mit laufenden Verfahren, betonte das Institut.

Dramatisch für die Bank

Schweizer «Russenbanker» sehen das allerdings anders. Aus ihrer Sicht ist die Schliessung des Onshore-Büros dramatisch für die Bank. Dies nicht nur, weil sich der Rückzug unter Konkurrenten und Kunden schon herumgesprochen hat. Sondern weil die Russen ihre Forderungen gegenüber der VP Bank in Liechtenstein und in der Schweiz durchdrücken wollen.

Die 25 Millionen Dollar nehmen sich zwar im Vergleich zu anderen Banken-Bussen relativ gering aus. Für die Schweizer VP-Bank-Tochter wären sie aber eine Belastung. Im Jahr 2017 schrieb die VP Bank insgesamt einen Konzerngewinn von 66 Millionen Franken.

Konkurs zweier Banken

Die Forderungen aus Moskau führt die VP Bank seit Ende 2016 säuberlich in ihren Geschäftsberichten auf. Es geht um Summen von 10 und von 15 Millionen Dollar, welche die russische Agentur für Einlagensicherung nach dem Konkurs zweier russischer Banken eingefordert hatte.

Zur Ursache schreibt die VP Bank, die Einlagensicherung mache geltend, dass die im Zusammenhang mit der Kreditvergabe an ausländische Gesellschaften bestellten Drittpfänder nicht kurz vor dem Entzug der Banklizenz und Eröffnung des Konkurses hätten freihändig verwertet werden dürfen.

Kreditlinie nach Tortola

Im Fall der konkursiten Intrust Bank protokollierte eine russische Kanzlei das Verfahren gegen die «Schweizer Privatbank» aus Klägersicht. Die VP Bank in der Schweiz habe einer unbekannten Gesellschaft auf Tortola auf den Britischen Jungferninseln einen Kredit von 10 Millionen Dollar gesprochen, für welche die Bank mit ihrer Bilanz gehaftet habe.

Nur Tage, bevor die russische Zentralbank im September 2014 der Intrust Bank die Lizenz entzog, habe die Schweizer VP Bank dann das russische Institut zugunsten der Gesellschaft auf Tortola für den Kredit gepfändet. Dadurch seien sowohl die Gläubiger der Bank wie auch der Regulator geschädigt worden, so die Kanzlei.

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