Der frühere Kampfpilot und UBS-Banker Patrick Héritier merkte erst spät, dass er Unternehmer ist. Nun hat er mit dem Vermögensverwalter Pleion grosse Pläne, wie er im Interview mit finews.ch erklärt.


Patrick Héritier, Sie sind ein Veteran im Private Banking, der früher für die UBS und Julius Bär tätig war. Warum hat es Sie zu einem unabhängigen Vermögensverwalter verschlagen?

Ich habe fast 50 Jahre gebraucht um zu merken, dass ich ein Unternehmer bin. Keiner der unabhängigen Vermögensverwalter, die ich davor getroffen hatte, hatte eine Vision oder eine Strategie, die ich hätte teilen können. Ich wollte nicht hören, dass ich mit weniger Arbeit mehr verdienen könnte – dafür bin ich zu jung.

Ich will nicht für ein Unternehmen arbeiten, dessen Werte ich nicht Teile. Ich befinde mich in der privilegierten Situation, auswählen zu können, darum habe ich mich für Pleion entschieden.

Seither ist das Unternehmen im Aufwind. Was ist Ihre Strategie?

Wir wollen wachsen – in der Schweiz, in der EU, ebenso im Resten der Welt. Wir stellen Kundenberater von Banken ein oder solche, die als unabhängige Vermögensverwalter tätig waren. 

Fangen wir mit Ihrem Plan für die Schweiz an. Was läuft da?

Zürich und die Deutschschweiz sind für uns strategisch wichtig. Wir sind das ideale Unternehmen für Schweizer Kunden mit internationalen Plänen, und Zürich ist für diese zentral.

«Als ehemaliger Kampfpilot sage ich immer, dass man sehr geduldig sein muss»

Osteuropa, grosse Teile des Nahost-Geschäfts und viele nordeuropäische Kunden sollen ebenfalls von Zürich aus betreut werden.

Sie haben bereits letztes Jahr eine Niederlassung in Bern eröffnet. Werden Sie noch 2019 noch bis nach Zürich vorstossen?

Für solche strategische Initiativen braucht man die richtigen Leute. Man kann das nicht erzwingen. Als ehemaliger Kampfpilot sage ich immer, dass man sehr geduldig sein muss. Wenn es dann allerdings passt, muss man den Nachbrenner zünden. 

Auch in Monaco hat Pleion jüngst ein Büro mit zehn Leuten eröffnet. Was haben Sie darüber hinaus für Pläne in Europa?

Wir würden gern die Mehrheit an einer Firma in Luxemburg mit einer Fondsmanager-Lizenz und einem EU-Pass für die Vermögensverwaltung übernehmen. Zur Zeit warten wir auf eine entsprechende Antwort von der CSSF, dem Finanzregulator in Luxemburg. 

Sind die Ressourcen von Pleion aufgrund der Grösse des Unternehmens nicht etwas beschränkt?

Ich setze auf Zusammenarbeit. Wir wollen der ASV (Allianz Schweizer Vermögensveralter) beitreten, weil ich glaube, dass wir damit wirklich eine grosse Veränderung unserer Beziehung zu den Banken erreichen können.

«Dubai könnte strategisch interessant sein.»

Unser Kunden würden davon profitieren: Wir können bei Preisverhandlungen, beim Know-how und anderem unsere Kräfte bündeln.

Wie hebt sich Pleion von anderen unabhängigen Vermögensverwaltern ab?

Wir wollen nahe bei unseren Kunden sein, deshalb sind wir schon in Genf, Nyon, Sitten, Bern und Monaco präsent. Wir haben ein starkes Investment-Office mit einem unabhängigen, offenen und rationalen Ansatz zur Entwicklung von Investitionsstrategien. Mit einem 20-köpfigen Team haben wir in den vergangenen zehn Jahren unsere eigene IT-Plattform entwickelt. Zudem bieten wir mehrere Buchungsplattformen an, und wir haben Spezialisten für Recht und Compliance, ebenso wie für Personalbelange. 

Wie steht es um Ihre Wachstumspläne ausserhalb Europas?

Dubai könnte strategisch interessant sein, aber das würden wir nur mit einem Partnerunternehmen angehen.

«Falls wir noch einen Zahn zulegen wollen, könnten wir in Betracht ziehen, einen strategischen Investor an Bord zu holen»

Wir glauben auch, dass Afrika strategisch stark ist – Europäer, Asiaten und Nordamerikaner engagieren sich dort alle. 

Sie investieren derzeit Ihren ganzen Gewinn ins Wachstum. Reicht das?

Für den Moment ja. Falls wir noch einen Zahn zulegen wollen, könnten wir in Betracht ziehen, einen strategischen Investor an Bord zu holen, um das Wachstum zu finanzieren. Wir sind in Übernahme-Laune.

Was für Deals kommen in Frage?

Wenn wir unsere Grösse verdoppeln könnten, mit Leuten die unsere Vision und Kultur teilen, und die uns einerseits ergänzen, mit denen sich andererseits Synergien ergeben, dann wäre das natürlich ein Traum. Ich versuche meine Träume immer zu verwirklichen. 

Wer sind Ihre Kunden?

Wir haben Vermögensverwaltungskunden, private und institutionelle Kunden – drei Viertel unserer verwalteten Vermögen kommen von Kunden aus der Schweiz und aus Monaco.

«Ich bin zuversichtlich, dass wir es bis Ende Jahr auf 2 Milliarden Franken schaffen.»

Wir haben auch Ultra-High-Net-Worth-Kunden, denen wir eine breite Palette an Family-Office-Services und vor allem die Konsolidierung ihrer Vermögenswerte anbieten. 

Wie wollen sie weiter wachsen?

Mit einer Kombination aus organischem Wachstum, Zusammenschlüssen und Übernahmen und einer Art Franchisen-Modell. Man wäre dann Teil einer Gruppe mit einer gemeinsamen Marke und einem starken Investment Office. Solche Geschäftsmodelle bedingen aber ein solides Risikomanagement. 

Welches Ziel haben Sie bei Ihren verwalteten Vermögen?

Ich bin zuversichtlich, dass wir es bis Ende Jahr auf 2 Milliarden Franken schaffen – von heute 1,5 Milliarden Franken.

Sie wurden 2017 Verwaltungsratspräsident und CEO von Plurigestion (heute Pleion) – nach einer Zufallsbegegnung mit dem Eigentümer.

Wir teilen dieselben Werte und wir haben unterschiedliche, sich ergänzende Fähigkeiten. Er hatte eine Vision, die richtigen Werkzeuge und vieles mehr, suchte aber jemanden, der das weiterentwickeln konnte.


Patrick Heritier ist ausgebildeter Kampfjet-Pilot und arbeitete für eine Fluggesellschaft, bevor er in die Vermögensverwaltung wechselte. Der 54-jährige Banker arbeitete je zehn Jahre für die UBS und für Julius Bär. Im Jahr 2017 stiess er zur Firma Plurigestion, die im vergangenen Jahr in Pleion umfirmiert wurde. Hauptaktionär des Genfer Vermögensverwalters ist Antoine Darioli. Das Unternehmen hat mehrere Depotbanken in der Schweiz und bewirbt sich derzeit um eine Lizenz unter dem Kollektivanlagengesetz.

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