Der tschechische Milliardär Radovan Vitek hat mit seiner Unzimperlichkeit den Walliser Kurort Crans Montana in die Weltschlagzeilen gebracht. Nun kämpft er mit einem US-Hedgefonds um sein Vermögen.

Die Meldung ging vergangenes Jahr um die Welt: In Walliser Kurort Crans Montana standen Anfang April die Bergbahnen während zwei Tagen still. Ihr Besitzer, der tschechische Milliardär Radovan Vitek, hatte kurzerhand den Stecker gezogen, weil die Gemeine ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nachgekommen sein soll.

Tausende von Skifahrern standen sich vor den verwaisten Liftanlagen die Füsse in den Bauch. Es war nicht die allerbeste Werbung für den Schweizer Tourismus.

1 zu 0 für Vitek

Dabei war der heute 48-jährige Immobilieninvestor Vitek vor wenigen Jahren noch als Retter von Crans Montana gefeiert worden, weil er mit seinen Millionen den Skibetrieb sichergestellt hatte. Inzwischen untersucht die Walliser Staatsanwaltschaft die Umstände, unter denen Vitek die Kontrolle über Bergbahnen erlangt hatte.

Weitaus grössere Sorgen bereitet dem Milliardär die Klage des New Yorker Hedgefonds Kingston Capital. Dieser fordert vom Tschechen über 1 Milliarde Dollar. Im Duell der früheren Geschäftspartner steht es nun allerdings 1 zu 0 für Vitek.

Denn ein Luxemburger Gericht hat kürzlich die bereits im Jahr 2015 eingereichte Klage des US-Hedgefonds abgewiesen, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» schreibt. Es sei unklar, warum Viteks Immobilienfirma CPI Property Group überhaupt eingeklagt worden sei, hatte es in der Begründung geheissen.

Liquidität, um es durchzustehen

Der Entscheid in Luxemburg sei der erste Schritt zum totalen Sieg, liess sich Viteks Finanzchef David Greenbaum selbstbewusst zitieren. Die Anwälte von Kingstown konterten: Mitnichten. Zwar sei Viteks Firma CPI in Luxemburg nun von der Klage ausgeschlossen. Nicht aber er selber sowie frühere und gegenwärtige Verwaltungsräte.

Für Vitek steht viel auf dem Spiel: Er regiert zwar über ein Immobilienportfolio im Wert von rund 8 Milliarden Euro und verfügt gemäss Schätzungen über ein privates Vermögen von über 3 Milliarden. Die Klagesumme beläuft sich über 1 Milliarde Dollar, die Kingstown von Vitek persönlich fordert. Der «König von Crans Montana» ist gewillt, sich mit allen Mitteln zu verteidigen.

Sein CFO Greenbaum liess die Hedgefonds-Manager von Kingstown wissen, der Gerichtsentscheid in Luxemburg sei Teil eines langen Prozesses. «Wir verfügen über viel Liquidität und sind darauf vorbereitet, das durchzustehen.»

Mit Schattenfirmen und Strohmännern

Diese könnte es brauchen. Denn Luxemburg ist in dieser Klage eher ein Nebenschauplatz. Der Showdown dürfte in New York sein, wo Kingstown CPI auch eingeklagt hat. «Absurd» sei darum die Annahme von CPI, man stünde vor einem Sieg, sagte Kingstown-Anwalt Matthew Schwartz in New York.

Vitek brachte den Hedgefonds gegen sich auf, weil er mit mutmasslich unlauteren Methoden die in Luxemburg ansässige Immobilienfirma Orco Property Group unter seine Kontrolle gebracht haben soll. Kingstown war an Orco beteiligt gewesen, als Vitek über ein verdecktes Firmennetz und Strohmänner Anteile zu Schleuderpreisen kaufte.

Als Orco im Zuge der Finanzkrise in Schwierigkeiten kam, übernahm Vitek die Kontrolle offiziell, restrukturierte im Jahr 2014 die Gesellschaft und drängte Vertreter des Hedgefonds aus dem Verwaltungsrat.

Spezialsituationen sind die Spezialität des Hedgefonds

Kingstown verwaltet derzeit rund 1,5 Milliarden Dollar und ist seit der Gründung im Jahr 2006 auf sogenannte «Spezialsituationen» fokussiert. Das heisst, die Fondsmanager suchen nach Werten, die aufgrund von externen oder internen Einflüssen massiv unterbewertet scheinen.

Die Hedgefonds-Manager haben sich mit einem Geschäftsmann angelegt, der sein erstes Vermögen in der postkommunistischen Ära der damaligen Tschechoslowakei machte – und zwar mit dem Import von Bettdecken.

Anschliessend baute Vitek ein paneuropäisches Immobilienimperium auf, das ihn zum grössten Besitzer von Gewerberäumen in Berlin machte – und nach Crans Montana brachte.

Für Crans Montana «systemrelevant»?

Dort besitzt er über seine Firma CPI nicht nur die Bergbahnen, sondern auch Parkhäuser, einen Klub, ein Sportgeschäft, ein Fünfsternehotel sowie die meisten Pistenrestaurants. Vitek und der Ausgang der Kingstown-Klage könnten für Crans Montana durchaus «systemrelevant» sein. Sprich: Bei einer Niederlage vor dem New Yorker Gericht wäre es die Liquidität von CPI und Vitek wohl nicht mehr zum besten bestellt.

Doch der Tscheche hat auch diesen Winter gezeigt, dass er widrigen Entwicklungen sofort zu begegnen weiss. Das Service-Personal einer seiner Beizen in Crans Montana warf er im Frühjahr kurzerhand raus, nachdem er schlecht bedient worden war.

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