St. Moritz ist auch diesen Januar der «place to be» der globalen Blockchain-Szene. Die Crypto Finance Conference bringt dieses Mal Entscheider der Finma, SNB und der US-Börsenaufsicht SEC mit den Crypto-Stars zusammen, wie Veranstalter Nicolo Stöhr im Interview mit finews.ch sagt. 


Herr Stöhr, das erste Jahr der Crypto Finance Conference (CFC) in St. Moritz machte eher den Eindruck eines vom Bitcoin-Boom getragenen Sponti-Anlasses, organisiert von paar Schweizer Krypto-Fans. Nun hat sich die CFC professionelle Strukturen gegeben.

Schweizer-Krypto Fans ja, Sponti-Anlass nein. Nachdem das Thema Crypto und Blockchain immer präsenter wurde, haben sich Tobias Reichmuth und mein Bruder Andrea Stöhr bei einer Velotour im Engadin überlegt, welche Anlässe es in diesem Bereich bereits gibt und welche Zielgruppe noch nicht abgedeckt ist. Dabei haben sie die institutionellen und privaten Investoren, Family Offices und Funds identifiziert. Da beide in St. Moritz wohnen, haben sie sich für St. Moritz als Veranstaltungsort für die Crypto Finance Conference (CFC) entschieden. Das Resultat ist bekannt: Es war ein Riesenerfolg. Alle damals Anwesenden waren sicher, dass das Krypto- und ICO-Geschäft durch die Decke gehen würden.

Es kam anders...

Ja. Als ich zusammen mit meinem Bruder im März 2018 die Leitung übernahm, brach der Markt ein. An der darauf folgenden CFC-Konferenz in San Francisco realisierten wir, dass das Konzept mit Blockchain-Präsentationen und ICO nicht mehr so funktionierte wie in St. Moritz.

«Die Teilnehmer sollen eine gute Zeit verbringen»

Für die zweite CFC-Konferenz in St. Moritz übernahm ich die Gesamtleitung und entschied, dass der Fokus nur noch auf Inhalten sein sollte, ohne Firmen- oder Produkt-Präsentationen. Und obwohl die Konferenz im Januar 2019 im sogenannten «Crypto Winter» stattfand, waren die Teilnehmer begeistert.

Wie ist nun die Ausrichtung?

Die CFC verfolgt drei Ziele: Wir wollen erstens mit internationalen Experten Know-how und Entwicklungen auf die Bühne bringen, das potenzielle und bestehende Investoren in ihrer Entscheidung wirklich unterstützt und weiterbringt. Zweitens wollen wir die Industrieexperten und Investoren miteinander vernetzen. Und drittens sollen sich die Teilnehmer wohlfühlen und eine gute Zeit verbringen.

Die Entwicklung der Krypto- und Blockchain-Industrie zeigt eine relativ steile Lernkurve. Ist sie jetzt reif für eine breitere Investorenschaft?

Ja und nein. Gewisse Entwicklungen weisen darauf hin, beispielsweise in China. Dort wird die Blockchain-Technologie voll adaptiert und man arbeitet an einer chinesischen Kryptowährung. Unternehmen wie Fidelity, IBM oder andere grosse Unternehmen steigen jetzt in den Markt ein.

«Wir tauchen tiefer ein»

Ich sehe eine Entwicklung ähnlich wie jene des Internets: Sie schreitet rasch voran, wir sind vom Baby- ins Kinder- oder Frühe-Jugend-Alter vorgerückt. Und es braucht noch einige Schritte, um das Thema Krypto und Blockchain der breiten Investorenschaft bereitstellen zu können.

Was werden die Schwerpunkte an der CFC 2020 sein?

Kurz gesagt: Am ersten Konferenztag werden es Makro-, am zweiten Tag Mikro und am dritten Tag Business- und Impact-Themen sein.

Und ausführlicher?

Zu den Makro-Themen gehört beispielsweise Regulierung, über welche verschiedene Experten aus Europa, den USA und Asien referieren werden. Zudem werden wir auf Themen wie «Nationalbanken und Stablecoins» eingehen, zu welchem Thomas Moser von der Schweizerischen Nationalbank eine Rede halten wird. Weitere Makrothemen werden die aktuelle Technologieentwicklung sowie Krypto-Börsen sein. Bei den Mikrothemen am zweiten Tag tauchen wir dann tiefer ein und behandeln Aspekte in den Bereichen Venture Investing, Asset Management oder Decentralized Finance. Im Block «Crypto Nation Switzerland» wird es unter anderem ein Banking-Panel mit Stephan Zwahlen von Maerki Baumann, Niklas Nikolajsen von Bitcoin Suisse und anderen Vertretern der Branche geben.

Und am letzten Tag....?

... wird es um Business- und Impact-Themen gehen. Dabei werden wir einen Fokus auf Afrika legen, da dies, auch aus persönlicher Sicht, ein Markt ist, über dessen Entwicklung man im Bereich Crypto und Blockchain in Zukunft als Investor Bescheid wissen muss. Ziel ist hier, auf kompakte Art und Weise eine Perspektive auf einen Kontinent zu bieten, der ausserhalb der breiten Wahrnehmung die Themen Krypto und Blockchain progressiv angeht und wo das Potenzial immens ist.

«Man kann das Thema zusammen angehen»

Für diese Themen haben wir unter anderem Bundesrat Ignazio Cassis, Carlo Rossotto von der Weltbank oder Günter Nooke, Afrikabeauftragter der Deutschen Bundesregierung, als Redner.

Vor drei Jahren haben Krypto-Unternehmen vor Milliardären ihre ICO gepitcht und jetzt stehen Finma-Vertreter, Nationalbanker und Entwicklungshelfer auf der Bühne. Ist das Teil Eurer Lernkurve?

Das CFC ist und bleibt eine Investorenkonferenz. Um einen ganzheitlichen Eindruck über den Markt zu erhalten, ist es wichtig, neben den relevanten Crypto-Playern auch die Entscheider aus dem Ökosystem an der Konferenz zu haben. Man kann das Thema nur zusammen angehen.

Wer sind die Stargäste?

Bundesrat Ignazio Cassis, Cameron und Tyler Winklevoss, die Betreiber der Gemini-Börse, Hester Pierce, eine der fünf Commissioner der Securit and Exchange Commission (SEC), welche direkt von Präsident Trump eingesetzt werden, Young Sohn, Corporate President von Samsung– und es werden noch ein paar Namen folgen, die ich noch nicht nennen kann.

Teilnehmen an der CFC darf weiterhin nur, wer von Euch zugelassen wird?

Ja, korrekt. Wir möchten sicherstellen, dass wir die für unsere Konferenz relevanten Personen am Anlass haben und uns auf die Nische konzentrieren, auf welche wir uns ausrichten.

Wie stellt Ihr das sicher?

Jede Person, die sich bei uns anmeldet, durchläuft einen Prüfungsprozess, welcher durch den Verwaltungsrat vorgenommen wird – ich als CEO habe darauf keinen Einfluss. Wir wollen keine Konferenz sein, an welcher die Teilnehmer untereinander die Visitenkarten austauschen. Sie zahlen hier 4'500 Franken für die drei Tage, also müssen wir höchste Qualität und Relevanz bieten. Dazu gehören eben Speaker, die auf ihrem Gebiet echte Wissensträger sind. Dazu gehört auch, dass wir abends beispielsweise im Badrutt’s Palace gemeinsam essen, uns austauschen und kennenlernen. Wir haben uns als Veranstalter das Ziel einer Customer Journey während dieser drei Tage gesetzt, während der jeder sogenannte Berührungspunkt von Teilnehmern und Speakern mit der Konferenz positiv sein muss.


Nicolo Stöhr ist CEO der Crypto Finance Conference (CFC), die kommenden Januar zum dritten Mal in St. Moritz stattfindet. Stöhr ist selber St. Moritzer und hat an der Universität St. Gallen studiert. Die CFC findet vom kommenden 15. bis 17. Januar statt. finews.ch wird vor Ort berichten.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.51%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.89%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.03%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    8.99%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.58%
pixel