Die auch in der Schweiz tätige Fondsfirma T. Rowe Price sieht das baldige Ende der Negativzinsen in Europa. Für die konträre Sichtweise hat dort Ökonom Tomasz Wieladek Argumente.

Angesichts der Coronakrise ist das Tiefzinsumfeld in Stein gemeisselt: Das sehen die meisten Beobachter der Konjunktur so. So wird gemeinhin angenommen, dass die amerikanische Notenbank Fed den Leitzins bis 2022 unverändert bei 0,25 Prozent belässt. Entsprechend wenig Anreize bestehen für die Europäische Zentralbank (EZB) und auch die Schweizerische Nationalbank (SNB), von ihren Negativzinsen abzulassen. Ende 2019 bekräftigte SNB-Präsident Thomas Jordan, dass er gar noch tiefere Zinsen nicht ausschliessen will.

Trotzdem schert Tomasz Wieladek aus dem Konsens seiner Zunft aus. Der Ökonom beim amerikanischen Fondshaus T. Rowe Price ist nämlich der Meinung, dass die Tage der Negativzinsen in Europa gezählt sind. Ihm zufolge haben die Währungshüter auf dem Kontinent inzwischen beinahe den Punkt erreicht, wo die Nachteile der Strafzinsen schwerer wiegen als ihr Nutzen. Das zwingt die Zentralbanken, so der Volkswirt, sich vom umstrittenen Instrument zu verabschieden.

Noch droht kein «Bank Run»

Jene Schmerzgrenze bezeichnet Wieladek als die «Reversal Rate», und gibt gleich zu, dass dieser Punkt schwer zu berechnen ist. Doch es gebe, schreibt er, Indizien dafür, dass es nur noch ein kleiner Schritt bis dorthin ist. Die Nachteile der Negativzinsen begännen, auf der politischen Ebene zu überwiegen.

Im Fokus steht also nicht die wirtschaftliche Schmerzgrenze, die dann erreicht ist, wenn die Sparer anfangen, aufgrund der Negativzinsen ihr Geld von den Konti abzuziehen – im schlimmsten Fall droht dann ein «Bank Run». Hierzulande haben die meisten Banken davon angesehen, die Kleinsparer offen mit Strafzinsen zu belasten. Die SNB vermutet den Schmerzpunkt der Schweizer Sparer noch tiefer als -0,75 Prozent. Ebenfalls abgedämpft haben die Notenbanken die Schmerzen fürs Finanzsystem. In der Schweiz etwa, indem die Freigrenze, ab der die Banken Strafzinsen auf Bargeldeinlagen zahlen, deutlich angehoben wurde.

Munition für Populisten

Doch es gibt auch die politische Reversal Rate. Die Negativzinsen werden von vielen Bürgern wie eine Steuer auf ihrem Vermögen wahrgenommen, sagt Wieladek. Zudem sende die Geldpolitik das fragwürdige Signal, dass sich Sparen nicht mehr lohne. Dem Volkwirtschafts-Experten zufolge ist es kein Zufall, dass populistische Parteien wie die deutsche AfD ausserordentlich kritisch gegenüber dem Euro eingestellt sind. In Europa schüre somit die Geldpolitik realpolitische Konflikte.

Wieladek weist darauf hin, dass die Notenbanken in Europa seit Aufkommen der Coronakrise zu einer ganzen Reihe drastischer Hilfsmassnahmen für Wirtschaft und Währung griffen – jedoch nie an den Negativzinsen schraubten. Ein klarer Zeichen für ihn, dass die Währungshüter künftig die Finger von dem Instrument lassen.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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