Im Lockdown habe er schlecht geschlafen, sagt finews.ch-CEO Claude Baumann im Interview mit der Webseite fundplat.com. Als Reaktion darauf habe er mit seinem Team Massnahmen getroffen, die schon bald wirkten. Heute sei er stolz darauf, dass finews.ch weder Kurz­arbeit einführen, noch Gehälter kürzen oder Leute entlassen musste.


Herr Baumann, finews.ch entwickelt sich stark. Auf was sind Sie im laufenden Jahr besonders stolz?

Dass die schlaflosen Nächte im vergan­genen März und April bald einmal ein Ende fanden. Der damalige Lockdown war für uns alle eine unglaub­liche Erfahrung. Niemand wusste, was eine solche Massnahme mittel­fristig für Auswir­kungen haben würde. Und wenn der Bundes­rat sagt «Bleiben Sie jetzt alle zu Hause», da fragte man sich als Unternehmer schon etwas besorgt «Wie bezahle ich die Löhne am Monats­ende?»

Wir haben als Reaktion darauf unsere Marketing-Akti­vi­täten massiv verstärkt, unter anderem dank des Enga­gements des Branding-Experten Roger Sandmeier, der heute als unser Chief Operating Officer (COO) agiert, und wir haben in dieser Zeit gezielt den Kontakt zu unseren Kunden gesucht – digital, tele­fonisch und teil­weise auch persönlich, aber immer mit Schutz­maske. All diese Bemühungen haben enorm genützt, so dass ich ab dem Wonnemonat Mai wieder einen tiefen und gesunden Schlaf hatte.

«Ich bin stolz darauf, dass wir weder Kurz­arbeit einführen, noch Gehälter kürzen oder Leute entlassen mussten»

Spass beiseite. Der Schlaf ist eine private Angele­genheit. Besonders stolz bin ich unter­nehmerisch darauf, dass wir weder Kurz­arbeit einführen, noch Gehälter kürzen oder Leute entlassen mussten.

Sie setzen voll auf digital. Wird Print nie ein Thema sein?

Nein. Gerade die Corona­krise hat uns gezeigt, dass es keinen Weg zurück gibt, respek­tive die Digi­tali­sierung der neue Massstab ist. Soll ich wirklich noch ein «Heftli» rausbringen, dessen Produktion enorme Kosten verschlingt und ich gar nicht weiss, wie ich so was überhaupt vertreiben soll?

«Daten sind das Gold des 21. Jahr­hunderts, heisst es doch»

In der Online-Welt tauchen laufend neue Möglich­keiten auf, die so ungemein spannend sind, und die ein riesiges Geschäfts­potenzial bergen, an dem wir bis jetzt bestenfalls gekratzt haben. Denken Sie nur an die vielen Social-Media-Kanäle, die wir jetzt sukzessive in unsere Distri­butions­strategie integrieren.

Dafür haben wir in diesem Monat mit Azem Fazliu einen Spezia­listen engagiert. Praktisch jeden Tag werden in der digi­talen Werbung neue Formate entwickelt und einge­führt. Umso wichtiger ist es für uns, einen ausge­wiesenen Fachmann an Bord zu haben. So können wir unsere Anzeigen­kunden noch gezielter betreuen.

Wo sehen Sie in Ihrem Angebot digital weitere Wachstums­möglich­keiten?

Im Daten-Management. Daten sind das Gold des 21. Jahr­hunderts, heisst es doch so schön. Und das stimmt. Während des Lock­downs haben wir eine gross angelegte Leserinnen- und Leser­umfrage durch­geführt, um einer­seits herauszu­finden, wer genau unser Publikum ist, und was es von uns erwartet. Das war für uns wie eine Offen­barung.

«Manche Artikel werden mehr als 40‘000 mal gelesen»

Denn erstmals wussten wir genau, wie wir wahrge­nommen werden, und was gefragt ist. Das ermöglicht es uns nun, redak­tionell jene Themen aufzu­greifen oder zu bearbeiten, die die Leute wirklich inte­ressieren. Gleich­zeitig können wir mit den gesammelten Daten gegenüber unseren Anzeigen­­kunden noch viel kompe­tenter auftreten, weil wir unsere Klientel und deren Bedürf­nisse jetzt sehr genau kennen.

Das ist keine «Rocket Science», aber je «granularer» die Daten sind, die wir besitzen, desto besser wissen wir, wie wir unser Angebot nachfrage­orientiert ausbauen können.

Neben unserem Kerngeschäft Finanz­berichter­stattung sehen wir ein riesiges Potenzial für Artikel zu Themen wie Leben und Arbeit, die Work-/Life-Balance, zur Karriere und Weiter­bildung oder im Bestreben, achtsamer und gesünder zu leben. Dafür haben wir bereits im Herbst 2019 die Subseite finews.life lanciert, die mit dem Lockdown und dem Home­office eine ungeahnte Relevanz erhielt. Manche Artikel werden da mehr als 40‘000 mal gelesen. Zum Beispiel, wie man mit der richtigen Ernährung den Stresspegel im Job runter­fahren kann.

Finews hat nebst in Zürich auch Büros in Singapur und Hongkong. Sind Sie immer noch glücklich damit?

Aber sicher. Unsere Mitarbei­tenden in Asien sind unsere Vorboten in jeder Hinsicht. Sie mussten zuerst unten durch, als dieses Jahr die Corona­krise ausbrach. Im vergan­genen Februar war ich noch selber in Singapur mit Gesichts­maske unter­wegs und hätte mir nicht im Traum vorstellen können, dass wir mittler­weile nun alle mit einem solchen Schutz im Alltag herum­laufen.

«Wir haben viele Ideen, mit denen wir im nöchsten Jahr gleich loslegen werden»

Asien ist mindestens für die nächsten fünfzig Jahre gesetzt und der Haupt­indikator für alle wichtigen Entwick­lungen in unserer Welt. Auch deswegen haben wir in Hongkong noch Andrew Isbester engagiert. Der einstige Journalist, der für «AFP» und die «Financial Times» tätig war und danach in die Bank­branche wechselte, frönt seit diesem Jahr wieder seiner wahren Passion und schreibt als Editor-at-large für uns.

Insofern bin ich mit unseren Standorten in Singapur und Hongkong sehr zufrieden, weniger hingegen mit dem Umstand, dass ich schon lange nicht mehr dort war…

Was wünschen Sie sich beruflich für die kommenden Monate?

Dass wir den Innovations­geist, den wir seit dem Lockdown entwickelt haben, ins nächste Jahr tragen können. Wir haben viele Ideen, mit denen wir 2021 gleich loslegen werden. Lassen Sie sich über­raschen.


Das Interview führte Thomas J. Caduff. Er ist ein langjähriger Unternehmer und Publizist. Er betreibt die B2B-Medien- und Event-Plattform fundplat.com, die auf Fonds und Exchange Traded Funds (ETF) spezialisiert ist und veranstaltet im nächsten Jahr erstmals die «Mountain Talks».

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