Familiengeführte Unternehmen und Finanzboutiquen haben sich in der Corona-Krise bewährt, wie Bellevue-Portfoliomanagerin Birgitte Olsen im Interview mit finews.tv feststellt. In die erfolgreichste Schweizer Finanzboutique investiert sie allerdings nicht mehr.

Rund 20 Prozent Outperformance im Jahr 2020 gegenüber den Benchmarks – das ist im Fondsmanagement eine aussergewöhnliche Leistung. Für Birgitte Olsen, die bei der Bellevue Group vier Fonds verantwortet, die auf familiengeführte Unternehmen fokussiert sind, hat sie dies aus zwei Gründen erreicht, wie sie im Interview mit finews.tv darlegt.

«Von Eigentümern geführte Schweizer Unternehmen zeichnen sich durch starke Bilanzen aus, was in Krisenzeiten Handlungsfreiheiten schafft. Und durch unser Stockpicking konnten wir diese Outperformance erreichen», sagt die Anlageexpertin.

Das Schweizer Small- und Midcap-Spektrum biete ein tolles Anlage-Universum, so Olsen weiter: «Von 200 Unternehmen erfüllen rund 130 unsere Kriterien: mindestens 20 Prozent Stimmrechtsanteile durch einen Investor, eine Familie oder eine Stiftung».

Swissquote, VZ Holding, Compagnie Financière Tradition

Tatsächlich sei dieses Universum auch reich an Schweizer Finanzboutiquen. «Diese mögen wir», sagt die Portfoliomanagerin, die seit 2008 bei Bellevue tätig ist. «Swissquote hat sich sehr gut gemacht, und die VZ Holding finden wir insbesondere in der Coronakrise durch ihren unabhängigen Beratungsansatz interessant sowie von der Positionierung her auch den Lausanner Broker, die Compagnie Financière Tradition».

Das erfolgreichste Schweizer Finanzunternehmen der vergangenen Jahre, die Partners Group, war lange in Olsens Fonds enthalten. Inzwischen sei die Bewertung sehr stolz, und nach dem Aufstieg in den Swiss Market Index (SMI) ist die Managerin mit ihren Fonds darin nicht mehr investiert.

Von 15 Millionen Franken auf 500 Millionen Franken

Olsen räumt ein, dass sie mit ihrem Fokus und dem Stock-Picking-Ansatz eher «kleine Strategien« verfolge. Und die Fonds hätten 2018 wegen Rezessionsängsten auch unter starken Abflüssen gelitten. Seit dem Tiefpunkt hätten sie aber einen Geld-Zufluss von 30 Prozent erfahren. Und: «wir haben die Absicht, sie noch grösser zu machen. Wir geben nicht auf!»

Ein vor der Corona-Krise aufgelegter Luxemburger Fonds ziele mit seinen Schweizer Qualitäts-Aktien auf eine ausländische Anlegerschaft. Gestartet mit 15 Millionen Euro verwalte der Fonds nun 60 Millionen Euro. «Wir haben grosse Ambitionen, den Fonds in Richtung 500 Millionen Euro zu entwickeln», sagt Olsen.

finews-TV auf Youtube

finews.ch bietet im eigenen Youtube Web-TV-Kanal regelmässig Beiträge und Interviews mit Persönlichkeiten aus der Schweizer Finanzbranche.

Abonnieren Sie jetzt finews-TV, damit Sie automatisch über neue Beiträge informiert werden.

Abonnieren