Swisslife-Chefökonom Marc Brütsch sieht keine Inflationsgespenster. Im Interview mit finews.tv redet der derzeit beste Prognostiker der Schweiz in Bezug auf Geldpolitik und Aktienmärkte Klartext.

Eine präzise Prognose zu einer allfälligen Trendumkehr der Geldpolitik zu machen, sei extrem schwierig, sagt Marc Brütsch, Chefökonom des Lebensversicherers Swiss Life, im Interview mit finews.tv.

Er und sein Team, das kürzlich erneut den «Forecast Accuracy Award» gewonnen hat, haben im Zuge neuer Inflationserwartungen dennoch eine Anpassung vorgenommen. «Wir halten eine Straffung der Geldpolitik in den USA auf Ende nächstes Jahr für möglich», so Brütsch. Die frühere Prognose hatte Ende 2023 gelautet.

«Aber die Rückkehr der Inflation ist ein riesiges Marktthema», anerkennt der Swisslife-Chefökonom. Die Inflationsrisiken seien so hoch wie in den letzten 20 Jahren nicht mehr.

Dritter Faktor für ein Blasenbildung nicht sichtbar

Dass beispielsweise in den USA und in Deutschland eine deutliche Teuerung stattfände, liege aber am Umstand, dass im vergangenen Jahr während der Corona-Pandemie ein Preiszerfall stattgefunden habe. Er sehe nicht, dass dieser Basiseffekt Notenbanker nun veranlassen werde, die Geldpolitik umgehend zu straffen.

Insofern sieht Brütsch auch nicht die Gefahr des einen Nadelstiches, der die Aktienmärkte in massive Turbulenzen führen würde. Es zwei zwar richtig, dass zwei Faktoren für eine sogenannte Blasenbildung an den Börsen erkennbar seien, nämlich die Zugänglichkeit zur Anlageklasse und zunehmende Spekulation. Aber das dritte Element für eine Blasenbildung, die Aktienkäufe auf Kredit, das sehe er nicht.

«Ich wäre nicht so skeptisch», sagt Brütsch auf die Frage, ob die Aktienmärkte eine Gefahr für die Konjunkturerholung darstellen würden. Im aktuellen Zinsumfeld blieben die Aktien eine attraktive Anlageklasse. «Sie zieht das Interesse von institutionellen Investoren weiterhin an. Auf jede breite Korrektur an den Märkten stossen diese nach», stellt Brütsch fest.

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