Braucht es eine Banking-App, die sich speziell an Frauen richtet? Für Fea-Money-Gründerin Angelyne Larcher keine Frage. Mit finews.ch spricht die Unternehmerin über ihren steinigen Weg in die finanzielle Unabhängigkeit.


Das Interview führte Carolina Newton, Fintech-Beraterin und Advokatin für Frauen in Finanzen


Frau Larcher, manchen Leuten mag eine Banking-App, die spezifisch auf Frauen als Kundinnen zielt, überflüssig vorkommen. Warum ist Fea Money notwendig?

Fea Money geht ein reales Problem an. Frauen lassen sich Chancen entgehen, weil sie sich vor Ablehnung fürchten oder davor, die falschen Fragen zu stellen. Wir müssen handeln, um die Geschlechterlücke bei Finanzwissen und Zugang zu den Anlagemärkten und Kapital zu schliessen.

Haben Sie selbst die Erfahrung gemacht, dass Ihnen auf dem Weg in eine finanzielle Unabhängigkeit Hürden gelegt worden sind?

Finanziell auf eigenen Beinen zu stehen, war schon immer von grosser Wichtigkeit für mich, auch wenn es bedeutete, dass ich Büros putzen musste. In meiner Heimat Kenya hatte ich im Gastronomiebereich eine Karriere und ein solides Auskommen für mich und meine Tochter.

Als ich meinen jetzigen Ehemann kennenlernte, entschieden wir uns, in die Schweiz zu ziehen. Nur waren hier meine Diplome nichts mehr wert. Plötzlich war ich eine «Stay at home»-Mutter, die Deutsch lernte, für den Schweizer Fahrausweis büffelte und nacht Büros putzte.

Welche Herausforderungen brachte dies mit sich?

Ich genoss es zwar, mehr Zeit mit meiner Tochter zu verbringen können. Kein Genuss war aber, mangels Glaubwürdigkeit jene Jobs zu bekommen, für die ich absolut qualifiziert war. Zu den Herausforderungen gehörte alles, von Informationen zu sammeln, wie man in der Schweiz am besten ein Unternehmen gründet, über Zugang zu Kapital zu finden oder über die richtigen Schweizer Diplome zu verfügen.

Wie haben Sie das angepackt?

Ich war immer davon überzeugt, dass ich sowohl das Potenzial als auch die Fähigkeiten besitze. Aber mir fehlte in der Schweiz die Glaubwürdigkeit. Also begann ich mit dem, was ich am besten kann: Ein Problem nach dem anderen von Grund auf zu lösen.

«Ich war gezwungen, Lösungen zu finden»

Ich habe eine Lehre bei K Kiosk als Detailhandelsfachfrau abgeschlossen und arbeitete anschliessend viele Jahre für K Kiosk und dann für Travelex, ein Devisen-Transferunternehmen.

Inzwischen sind Sie eine sogenannte Serial-Entrepreneurin und haben den Co-Working Space Lady Boss gegründet, das Swiss Entrepreneurs Magazine und andere Startups. Was treibt Sie an?

Die Schwierigkeiten und Hindernisse, die ich laufend zu überwinden hatte, zwangen mich, nach Lösungen zu suchen. Und wenn gerade keine Lösung da war, habe ich doch eine gefunden. Jede meiner Geschäftsideen hat sich aus der vorangegangenen ergeben, auch Fea Money.

Während ich für K Kiosk tätig war, führte ich nebenbei einen Online-Shop für Lingerie. Ich fand es enorm schwierig, Kanäle zu finden, um mein Geschäft anzupreisen und realisierte, dass es in der Schweiz keine Plattform gibt für Unternehmerinnen wie mich. Das war die Geburtsstunde des Swiss Entrepreneurs Magazine.

Aber das war erst der Anfang...

Ja, denn als Herausgeberin eines Magazins sah ich neuen Schwierigkeiten entgegen, wie die Suche nach Investoren. Ich selber, wie viele andere talentierte Frauen auch, verfügen oft über sehr limitierte finanzielle Ressourcen. Investoren wetten lieber auf männliche Startup-Unternehmer. Bei Lady Boss traf ich auf viele talentierte Frauen, die Risikokapital und eine Plattform benötigten. Es war klar, dass ich etwas unternehmen musste.

Da kam Ihnen die Idee zu Fea Money?

Ursprünglich war die Idee mit Fea Money, eine Plattform für Startup-Gründerinnen aufzubauen, über die sie Zugang zu Investoren finden würden. Aber ich habe schnell realisiert, dass dies nicht genügen würde. Das Problem, dass Frauen kaum Zugang zu Kapital haben, liegt tiefer. Die meisten Frauen verfügen über weniger Wissen über Finanzmärkte und -anlagen als ihre Männer.

«Wir sollten aufhören, uns zu beklagen»

Da Frauen seltener über finanzielle Angelegenheiten sprechen, bleiben ihnen wichtige Informationen vorenthalten. Frauen haben weniger Zugang zu Mentoren für Beratungen. Das ist auch ein Grund, warum Frauen vielfach eine höhere Gefahr laufen, falsche Geschäftsentscheidungen zu treffen.

Und die Fea Money App ist die Lösung?

Fea Money ist sicherlich nicht die alleinige Lösung für all diese Probleme. Aber wir sollten aufhören, uns zu beklagen und anfangen zu handeln. Fea Money bietet eine auf Frauen fokussierte Plattform, welche diese Herausforderungen angeht. Die App bietet eine für Frauen sichere Umgebung, um sich gegenseitig in Finanzfragen zu unterstützen. Wir senken die Zugangshürde zu Finanz-Know-how und zu Kapital und bieten gleichzeitig ein Netzwerk für gleichgesinnte Frauen.

Erklären Sie uns die App.

Es ist eine Banking- und Finanzdienstleistungen-App für Frauen, die ein Netzwerk beinhaltet. Das Hauptziel dieses Netzwerks ist, Frauen auf ihrem Weg in die finanzielle Unabhängigkeit zu begleiten. Frauen können über die App in die Säule-3a investieren, sie können ihr Finanzwissen aufbauen und sie können Zugang zu Kapital für eigene Geschäftsideen finden. Ein Teil der eingenommenen Gebühren wird in Unternehmungen reinvestiert, die von Frauen gegründet worden sind.

Was raten Sie Frauen, welche ähnliche Herausforderungen zu meistern haben wie Sie?

Bleiben Sie agil und flexibel beim Verfolgen ihrer Ziele. Probleme, die sich Ihnen stellen, können gelöst werden. Wenn man Ihnen sagt, sie bekommen den Job mangels Qualifikationen nicht, dann holen sie sich das Diplom und die Erfahrung, bis Sie so gut sind, dass Ihnen niemand jemals wieder «Nein» sagen wird.


Angelyne Larcher ist mehrfache Unternehmensgründerin und CEO von Fea Money. Sie kam 2003 aus Kenya in die Schweiz, managte anschliessend während Jahren ein Leben als Mutter, Angestellte und Geschäftsfrau. Larcher hat ein Diplom in Advanced Studies (DAS) in Fundraising Management von der ZHAW, einen CAS Compliance in Financial Services von der Universität St. Gallen und ein Diplom  Banking & Banking Operations vom Cambridge College. Sie gründete unter anderem The LadyBoss Network, Fundraising4women und das Swiss Entrepreneurs Magazine; ihr Fokus liegt dabei immer auf der Unterstützung und Stärkung von Unternehmerinnen. Fea Money gründete sie 2020. Die Banking-App arbeitet dabei mit der Hypothekarbank Lenzburg zusammen.

 

 

 

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