Die Coronakrise hat das digitale Banking in der Schweiz nach vorne katapultiert. Das Wachstum ist rasant, wie neue Zahlen zeigen. Neobanken fokussieren auf Nischen und buhlen nun gezielt auch um Frauen. 

Die Corona-Schutzmassnahmen weichen in der Schweiz derzeit den Lockerungen. Doch der Trend zum digitalen Kanal, den die Pandemie auch im Swiss Banking auslöste, hat Bestand: Wie finews.ch exklusiv vorliegende Zahlen zeigen, hat der im Bereich führende Anbieter Intrum in der Schweiz allein letztes Jahr rund 150’000 Video-Identifikationen für digitale Onboarding-Prozesse durchgeführt.

Dazu zählen im Finanzwesen typischerweise Kontoeröffnungen; laut Intrum legte die Zahl der Video-Identifikationen 2021 nochmals um 50 Prozent zu.

Es herrscht Goldgräberstimmung

Was Wunder, herrscht bei Anbietern von Banking-Applikationen und digitalen Vermögensverwaltern Goldgräberstimmung. In den letzten Tagen vermeldete die Anfang vergangenen Mai gestartete Banking- und Anlage-App Yuh von Postfinance und Swissquote bereits 10’000 Nutzer; die UBS hofft, mit ihren digitalisierten My-Way-Mandaten bis in zwölf Monaten 30 Milliarden Dollar einzusammeln.

Und die auf Impact-Investing ausgerichtete App Yova konnte in einer neuerlichen Finanzierungsrunde 11 Millionen Franken einsammeln und stösst nun nach Deutschland vor.

Die Hälfe der Marktes

Yova steht dabei für einen weiteren Trend, der derzeit rasch Fahrt gewinnt. So streben Neobanken und digitale Vermögensverwalter nicht mehr nur in die Breite, um rasch Skalen zu erreichen. Sondern sie fokussieren zunehmend auf Nischen.

Neuerdings sind dies Frauen: Dieser Tage hat sich die Banking-App Fea Money als erste Schweizer Digitalbank für Frauen positioniert. Das Startup um CEO und Mitgründern Angelyne Larcher (Bild unten) will diese «Community» von Nutzern – faktisch die Hälfte des Marktes – mit zugeschnittenen Finanzprodukten und Investment-Möglichkeiten erreichen.

Larcher 500

Bank, Netzwerk und Wagniskapital-Fonds in einem

Aber nicht nur, wie Chefin Larcher gegenüber finews.ch ausführt. Zu den «in-App»-Angeboten zählen auch Finanzwissen und ein Netzwerk, über das sich Kundinnen über ihre Erfahrungen rund ums Geld austauschen können. Zudem wird ein Teil der Einkünfte verwendet, um aufstrebende Unternehmerinnen zu unterstützen.

Als Partnerin agiert die Hypothekarbank Lenzburg, die auch schon die Schweizer Digitalbanking-Pionierin Neon beliefert. Ende August soll nun die Fea-Money-App zum Herunterladen bereit sein; als weitere Schritte sind Larcher zufolge eine Schweizer Fintech-Lizenz sowie in einigen Jahren der Sprung nach Europa vorgesehen.

Dicht an dicht in der Dritten Säule

In weiteren Nischen hat sich das Digitalbanking gut festgesetzt, so im Bereich der Nachhaltige Anlagen. Das Fintech Neon, das kürzlich 70’000 Nutzer vermeldete, hat sich diesbezüglich mit Yova zusammengetan. Die Basellandschaftliche Kantonalbank tüftelt eigens an einer nachhaltig ausgerichteten Digitalbank; und wenn mit Alpian die Digitalbanken-Tochter der Genfer Reyl Gruppe an den Start geht, wird sie Fonds der Impact-Investorin und Reyl-Tochter Asteria in der Auslage führen.

Dicht an dicht tummeln sich die Digital-Anbieter bereits in der Vorsorge: Nach Pionieren wie VZ, Viac und Selma Finance haben zahlreiche andere Apps und Online-Plattformen das in der Schweiz rund 120-Milliarden-Franken-schwere Geschäft mit dem privaten Vorsorgesparen in der Säule 3a entdeckt. Dort unterwegs sind auch Riesen wie die Zürcher Kantonalbank mit der App Frankly.

Ausländische Riesen herausgefordert

Der Vorstoss in die Nische zeigt, dass das Neo- und Digitalbanking gekommen ist, um zu bleiben. Mehr noch: es deutet daraufhin, dass dieser neue Markt zunehmend an Reife gewinnt. Dennoch scheint es wenigstens im Moment noch genug Platz für eine ganze Reihe von Anbietern zu geben: Ausländische Riesen wie die britische Revolut und die deutsche N26 sind zwar auch in der Schweiz unterwegs, dominieren das Geschäft aber (noch) nicht.

In diese Richtung weist auch der Bericht von Identifikations-Spezialistin Intrum hin, wonach heimische Finanz-Apps wie Neon, Yova und Selma weiterhin sehr starken Zulauf geniessen. Die von der «Hypi» Lenzburg als Partnerin gestützte App Neon will bis Ende Jahr 120’000 Kunden erreichen – fast doppelt so viele wie heute.

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